Wirtschaftsinformatik in der Praxis

2015 Oktober | Wirtschaftsinformatik in der Praxis

Mein Praktikum bei der MBedv – Service GmbH (Teil 2 – Praxis)

Hallo liebe Blogleser,

heute folgt der zweite Teil meines Berichtes über das Praktikum in einem Kleinunternehmen. Ich werde versuchen die Theorie der Praxis gegenüber zustellen.

Die Tätigkeitsbereiche der MBedv-Service GmbH lassen sich prinzipiell in vier große Bereiche einteilen. Zuerst Software; hier wird Firmensoftware von Drittanbietern vertrieben oder für speziellere Wünsche auch eine Eigenprogrammierung vorgenommen. Als Ponton zur Software wird auch die entsprechende Hardware vertrieben, von einem normalen Desktop-PC bis hin zu gesamten Serversystemen. Im Bereich Netzwerktechnologien und Telekomunikation werden alle nötigen Installationen geplant, montiert und gewartet.

Je nach Bereich lassen sich mehr oder weniger Schnittpunkte mit der Praxis herstellen. In der Programmierung beispielsweise wird bei der MBedv nur sehr selten mit Java gearbeitet, die meisten Eigenentwicklungen erfolgen in Dephi oder C++. Wobei mir persönlich hier das erste Mal klar geworden ist, dass die Aussage „Wenn man eine Programmiersprache beherrscht, kann man sie alle“ nicht ganz so abwegig ist, da ich zumindest nachvollziehen konnte was die Programme, die ich gesehen habe, tun sollen. Bei der Hardware sind nur sehr begrenzt Bezüge zur Praxis herzustellen, da unser Studium diesen Bereich nur anreist. Zwar ist die Installation einer Grafikkarte jetzt noch nicht das Problem, aber das Zusammenstellen eines Serversystems mit 8 Platten, auf denen mehrere virtuelle Maschinen (VM) laufen, ist dann mit unserem Universitätswissen schon nicht mehr umzusetzen. Wir wissen was in der Theorie eine VM, ein SAN oder ein Raid Level 5 ist, wir können es allerdings nicht ohne Anleitung in der Hardware umsetzen. Was mir im Praktikum als Nachteil des Studiums erschienen ist. In der Theorie erschien mir der Bereich Netzwerktechnologien und Telekomunikation immer als sehr trocken und konnte mich nicht begeistern. Dies hat sich in meinem Praktikum komplett verändert, die einzelnen Theorien in der Praxis zu sehen war für mich unterm Strich das Interessanteste.

Mein Praxisvergleich fällt eher schlecht für die Lehren der Universität aus, da ich in meinem Praktikum nur wenig der gelernten Theorien auch anwenden konnte. Wobei diese Aussage vielleicht nicht ganz fair ist, da ich mir diesen Betrieb ausgesucht habe, um einen gesamtheitlicheren Einblick in Dinge zu bekommen, die unser Studium eben nicht so gut abdeckt. Diesbezüglich erwies sich die Wahl meines Praktikums als optimal.

Im nächsten Eintrag erfahrt ihr etwas über meine persönlichen Erfahrungen und die soziale Komponente im Unternehmen.

Liebe Grüße,

Sina


Praktikum bei der MBedv – Service GmbH (Teil 1 – Organisation)

Liebe Blogleser,

mein Name ist Sina. Ich habe von April bis Juni ein achtwöchiges Praktikum gemacht und möchte euch in den nächsten Tagen von meinen Eindrücken und Erfahrungen berichten. Heute erzähle ich euch ganz allgemein etwas über den Betrieb in dem ich meine Zeit verbracht habe.

In den acht Wochen des Praktikums habe ich bei der MBedv in Schellerten gearbeitet. Es ist ein kleines, familiäres Unternehmen in der Nähe von Braunschweig das, mit seinen fünf Mitarbeitern, als externer IT Berater für Unternehmen fungiert. Insgesamt werden ca. 300 Firmenkunden in der Region betreut. Dabei wird von der Installation über die Eigenprogrammierung bis hin zur jahrzehnte langen Betreuung jede EDV-Unterstützung angeboten. Während meines Praktikums habe ich den Geschäftsführer Torsten Markgräfe begleitet.

Durch die geringe Anzahl an Mitarbeitern ist die Organisation relativ einfach gestrickt. Ein Mitarbeiter bleibt meistens in der Firma, nimmt Telefonanrufe entgegen und macht Verwaltungsaufgaben, wie Angebote und Rechnungen schreiben. Über die Fernwartung kann den anrufenden Kunden meistens direkt geholfen werden, sollte dies jedoch nicht der Fall sein, wird ein Mitarbeiter im Außendienst informiert, der den Kunden dann anfährt und versucht das Problem vor Ort zu lösen. Bei der großen Anzahl an Kunden ist jedoch eine gute Selbstorganisation erforderlich. Wie ich aber bereits an meinem ersten Tag festgestellt habe, bringt die beste Organisation meistens nichts, wenn man direkt am Kunden arbeitet. Da doch immer wieder hier und da kleine Probleme auftreten, die dann jetzt wo schon mal jemand da ist, auch gleich noch mit angesprochen werden müssen. Dadurch arten Kundenbesuche häufig aus und auch der beste Zeitplan ist dahin. Obwohl er eigentlich das A und O in der Kundenbetreuung ist.

Soweit erstmal zur betrieblichen Organisation, beim nächsten Mal erzähle ich euch etwas zu meiner Praxiserfahrung im Unternehmen.

Liebe Grüße,

Sina


Ehrenamtliche Tätigkeit bei der Blindenfußballbundesliga – Teil 2

Dann ging es los. Meine erster und zentraler Ansprechpartner war Kristian Mann. Er war und ist auf den Spieltagen für die Technik zuständig. Ihm würde es also auch in Zukunft obliegen, das System vor Ort zur Verfügung zu stellen und den reibunglosen Betrieb zu garantieren. Da er nicht nur einen einzelnen Teil der Technik betreute, sondern von den Lautsprechern des Stadionsprechers über die Mikros und Mischpulte der Spielbeschreiber bis hin zur Bereitstellung der Internetverbindung, konnte ich mit ihm direkt klären in wie das System aufgebaut sein konnte. Die technischen Gegebenheiten waren:

  • Internet an allen wichtigen Stellen verügbar (Schiedsrichter, Spielbeschreiber, Pressezelt, etc.)
  • Monitore an allen wichtigen Stellen verfügbar (Spielbeschreiber, Stadionsprecher, Infozelt)
  • Laptop für die Schiedsrichter möglich, Tablet vorerst nicht

Die grundlegenden Anforderungen für ein Client-Server-System mit zentraler Datenhaltung zur Vermeidung von ungewollter Redundanz waren gegeben. Falls euch diese Begriffe noch nichts sagen, don’t panic, die lernt man im Studium recht schnell.

Nun, da ich wusste, was für ein System aufgebaut werden soll, mussten die Anforderungen der Nutzer ermittelt werden. Während die Organisatoren vor allem die Regularien abgebildet haben wollten, war für die Schiedsrichter die einfache Bedienung (wenige Klicks), eine zuverlässige Uhr und die Ausgabe der Ereignisse in vorlesbarer Form besonders wichtig. So könnten sie sich voll und ganz auf die Bedienung konzentrieren und bräuchten es am Ende nur noch einmal abzulesen.

Für die Spielbeschreiber und Stadionsprecher war von zentraler Bedeutung, dass sie die Spieler, Auswechselspieler und deren Rückennummern sehen können. Zudem war eine Auflistung der Ereignisse inklusive einer detailierten Information über das zuletzt eingetragene Ereignis gewünscht.

Da der Laptop, auf dem die Schiedsrichter System nutzen, nicht immer der selbe sein würde, musste zudem eine einfache platformübergreifende Lösung gefunden werden. Zudem musste gewährleistet sein, dass niemand ohne Autorisierung Spieldaten ändern kann. Diese Anforderungen konnten sehr gut mit einem webbasiertem System, gelöst werden, da dies in allen Browsern läuft und der Zugang per Login beschränkt werden kann.

Als Fundament wurden ein LAMP eingesetzt. Im Folgenden Screenshot sieht man die Oberfläche.

Schiedsrichteransicht

Schiedsrichteransicht

Der oben im Bild rotmarkierte Bereich zeigt den Spielstand und die gespielte Zeit an. Der kleine gelbe Bereich darunter enhält die Steuerbutton für die Uhr. Die blauen Bereiche links und rechts enthalten die Spielernamen und -nummern. Hinter jedem Spieler sind verschiedene Icons, über die Ereignisse eingetragen werden können. Im grünen Bereich in der Mitte ist eine Liste der Ereignisse, das aktuellste Ereignis steht immer oben in einem größeren Bereich mit mehr Details.

Durch die Buttons hinter jedem Spieler wird es den Schiedsrichtern ermöglicht, die Ereignisse schnell und einfach einzutragen. Durch farbliche Markierungen können gesperrte und verwahnte Spieler leicht erkannt werden. Bei Auswechslungen werden nur die Spieler zum Einwechseln augeführt, die spielen dürfen und nicht im Spiel sind.

Zuschaueransicht

Zuschaueransicht

Das zweite Bild hier zeigt die Zuschaueransicht. Im Wesentlichen gleicht sie der Ansicht für die Schiedsrichter, nur dass hier die Steuerelemente fehlen. Im Gegensatz zu der Ansicht der Schiedsrichter, sind hier die Auswechselspieler von den aktuell spielenden Spielern separat aufgelistet (vergleiche auf beiden Bildern die blau umrandeten Bereiche).

Wie man so ein System plant lernt man zum Beispiel in den Veranstaltugnen:

  • Einführung in die Wirtschaftsinfortmatik
  • Methoden der Wirtschaftsinformatik
  • WI-Vertiefungen
  • Taktisches Informationsmanagement
  • Software Engineering 1

Die notwendigen Werkzeuge und das für die Umsetzung nötige Wissen in:

  • Programmieren 1 und Programmieren 2
  • Relationale Datenbanksysteme 1
  • Software Engineering 1
  • Informatikvertiefungen (z. B. Labs)

Wenn das System fertig gestellt ist, muss es noch in Betrieb genommen werden. Wie das geht und was dabei auch schieflaufen kann, erfahrt ihr im dritten Teil.

 


Ehrenamtliche Tätigkeit bei der Blindenfußballbundesliga – Teil 1

Fußball ist in Deutschland Nationalsport. In 25.324 Vereinen spielen, laut DFB, dieses Jahr 6.889.115 Menschen Fußball. So ist es kaum verwunderlich, dass nicht nur Sehende diesem Sport nachgehen, sondern auch Blinde. Was? Blinde? Ja!

Die Meisten werden bei dem Gedanken an Blindenfußball vermutlich zuerst Stefan Raabs Version bei TV total im Kopf haben, doch richtiger Blindenfußball sieht anders aus.

Blindenfußball, was ist das eigentlich? Die Regeln in Kürze

Im Gegensatz zum großen Bruder sind Feld (40m x 20m) und Tor (3m x 2m) etwas kleiner. Auch die Spielzeit ist mit 50 Minuten (2 Halbzeiten von je 25 Minuten) etwas kürzer und mit nur 5 Spielern, 4 Feldspielern und einem Torwart, ist auch das kleine Feld nicht überfüllt. An den Seiten gibt es Banden, die den Ball im Spiel halten. Zusätzlich zum Trainer gibt es noch einen Guide, der den Feldspielern Anweisungen zurufen darf. Spieler, die nicht im Ballbesitz sind, müssen sich bei Annäherung an den ballführenden Spieler durch rufen von »¡voy!« (spanisch für: ich komme) bemerkbar machen. Bleibt dies aus, gilt das als Foul. Genauere Regeln findet man unter blindenfussball.net. Die ersten Eindrücke von einem Spiel kann man in diesem Video gewinnen.

Was hat das Ganze mit Wirtschaftsinformatik zu tun?

Im Fokus meiner Tätigkeit stand natürlich nicht das Fußballspielen, sondern, wie es sich für einen Wirtschaftsinformatiker gehört, die Modernisierung des Informationssystems.

Die Schiedsrichter müssen bei jedem Spiel sämtliche Vorfälle (Tore, Fouls, Karten, Auswechslungen) protokollieren und in einem abschließenden Spielbericht festhalten. Dies erledigt beim Blindenfußball ein weiterer Schiedsrichter.

Da es beim Blindenfußball nicht nur sehende Zuschauer gibt, sondern auch im besonderen Maße auf blinde Zuschauer geachtet wird, gibt es eine akustische Spielbeschreibung, die sowohl vor Ort über Funkkopfhörer als auch über das Internet verfolgt werden kann. Um eine umfassende Berichterstattung zu ermöglichen, brauchen die Spielbeschreiber nicht nur die Rückennummern und Namen der Spieler, sondern ebenso detaillierte Informationen über Tore, Fouls, Karten sowie Statistiken wie Torschützenlisten und Blitztabellen. Da die Spielbeschreiber wegen der Technik und stetig wechselnder Spielstätten nicht immer einen perfekten Blick auf das Spielgeschehen haben, benötigen sie regelmäßig zusätzliche Informationen, die von den Schiedsrichtern stammen.

Zusätzlich zu den Spielbeschreibern gibt es bei jedem Spieltag ein Infozelt, in dem sich interessierte Privatleute, wie auch Pressevertreter über die Blindenfußballbundesliga informieren können. Besonders für letztere sind schnelle und aktuelle Informationen essentiell. So muss auch hier gewährleistet sein, dass die von den Schiedsrichtern protokollierten Daten korrekt und zeitnah zur Verfügung stehen.

Des Weiteren gibt es noch einen Stadionsprecher, der für seine Ansagen ebenso Informationen über die Mannschaften und Spieler benötigt, sowie einen Informationbildschirm, der aktuelle Informationen wie Spielstände, noch anstehen Partien und Statistiken anzeigen soll.

Na denn man tau!

Meine Aufgabe war es nun unter Berücksichtigung aller Beteiligten (Technik, Spielbeschreiber, Mannschaften, Schiedsrichter, Ligavertreter etc.) eine IT-basierte Lösung zu entwickeln, die es den Schiedsrichtern erleichtert, die benötigten Informationen zu generieren, und den anderen Parteien ermöglicht, diese schnell und unkompliziert abzurufen.

Welche Anforderungen dabei genau zu beachten waren, und wie es mir dabei ergangen ist, erfahrt Ihr im zweiten Teil.