1996-4

Diplom- und Staatsexamensarbeiten

WIMMER, WALTER: Untersuchungen zur Ökologie von Myriophyllum heterophyllum MICHAUX  in Niedersachsen. 1996, III, 141 S. (D)

Veröff.: (WIMMER, W.: Myriophyllum heterophyllum MICHAUX in Niedersachsen und Bremen sowie seine Bestimmung im vegetativen Zustand. - Flor.  Rundbr., 31: 23-31.)

Zusammenfassung: Von Myriophyllum heterophyllum sind in Niedersachsen und Bremen insgesamt vier Wuchsgewässer bekanntgeworden. Bei keinem dieser Gewässer ist geklärt, wie lange die Art schon dort siedelt oder über welchen Weg sie dorthin gelangt ist. Alle Wuchsgewässer sind siedlungsnahe Sekundärgewässer, doch unterscheiden sie sich beträchtlich hinsichtlich ihrer Entstehung, Morphologie und Wasserqualität. Die größten Bestände fanden sich in einem Tagebaurestgewässer in Salzgitter. Hier blühte die Art reich und kam auch zur Fruchtreife, so daß Versuche zur Bestäubung und auch Keimversuche durchgeführt werden konnten. Nach den vorliegenden Ergebnissen kann eine erfolgreiche Bestäubung (mit nachfolgendem Fruchtansatz) nur emers, also nicht unter Wasser, erfolgen. Ein möglicher Beitrag zur Bestäubung durch diverse Arthropoden wird diskutiert. Verschiedene Spinnen und besonders einige Sumpffliegenarten kommen hierfür in Betracht. Ihre Verteilung in den „Blütenstandsrasen“ wurde näher untersucht.
Die häufigsten Phytophagen waren Sumpfpflanzenblattläuse, die neben zahlreichen anderen Pflanzenarten auch Myriophyllum heterophyllum als Sekundärwirt besiedeln. Rüsselkäfer, die an heimischen Myriophyllum-Arten leben, wurden auch an Myriophyllum heterophyllum gefunden. Bei den festgestellten Wanzen und Zikaden handelt es sich um räuberische Arten, oder solche, die hochgradig polyphag sind und damit keine Bindung an die Art haben. Unter den Libellen, die Myriophyllum heterophyllum zur Eiablage nutzten, fiel in Salzgitter die Pokalazurjungfer Cercion lindenii auf, die vermutlich gerade ihr Areal erweitert. Da sie auf entsprechende Strukturen angewiesen ist, könnten Vorkommen von Myriophyllum heterophyllum hierbei eine bedeutende Rolle spielen.
Bei Keimversuchen zeigte sich, daß die Samen von Myriophyllum heterophyllum sowohl nach Austrocknung als auch nach Frosteinwirkung bedingt keimfähig waren. Zudem waren sie zur Dunkelkeimung auch noch bei 5 °C fähig.
Die Untersuchungen zur Bestimmung im vegetativen Zustand erbrachten Merkmale, mit denen Myriophyllum heterophyllum sicher von den übrigen zur Zeit in Niedersachsen vorkommenden Myriophyllum-Arten unterschieden werden kann. Aus diesem Grund wird vermutet, daß von der Art künftig weitere Vorkommen bekannt werden. Im Gartenhandel ist Myriophyllum heterophyllum darüber hinaus als Teichpflanze erhältlich, was ihrer Ausbreitung sicher zugute kommt. Der Ausbreitung durch den Menschen wird nach wie vor die größte Bedeutung beigemessen.
 Ihren Erfolg als neophytische Wasserpflanze verdankt Myriophyllum heterophyllum auch der ausgeprägten Fähigkeit zur vegetativen Reproduktion. Abgerissene sowie niederliegende Sprosse vermögen sich mit Adventivwurzeln im Boden zu verankern. So können im Laufe weniger Jahre große Bestände aufgebaut werden, die so dicht sind, daß andere Wasserpflanzen sich kaum etablieren können.