1997-2

Diplom- und Staatsexamensarbeiten

GLANDER, ANDREA: Die Uferflora und Vegetation der Aller von der Quelle bis in das Stadtgebiet von Wolfsburg (Ortsteil Kästorf). III, 1997, 176 S. (D)

Zusammenfassung: Die Uferflora der Aller von der Quelle bis in das Stadtgebiet von Wolfsburg (Ortsteil Kästorf) wurde erfaßt, indem pro Flußkilometer eine 50 m lange Probefläche floristisch untersucht wurde. Auf den insgesamt 67 Probeflächen wurden 387 Gefäßpflanzenarten gefunden, von denen die Mehrzahl nur selten am Ufer vorkommt. Nur 8,8 % der Arten fanden sich auf über 61 % der Probeflächen. Durch stichprobenartige Untersuchungen außerhalb der Probestellen wurden weitere Arten registriert, wodurch sich eine Gesamtartenzahl von 459 Arten ergibt.
Nach Auswertung des erhobenen Datenmaterials ließ sich die untersuchte Flußstrecke der Aller in drei floristisch unterschiedliche Flußabschnitte gliedern. Die floristischen Eigenheiten dieser Abschnitte ergeben sich vor allem durch Unterschiede in der Fließgeschwindigkeit und Beschattung der Ufer durch Gehölze, sowie durch die unterschiedliche Nutzung der Aue und des Umlandes des Flusses. Die größte Ähnlichkeit weisen die ersten beiden Abschnitte auf, während zwischen dem ersten und dem letzten Abschnitt die größte Unähnlichkeit besteht. Im Großen und Ganzen jedoch ist die Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Abschnitten, deren Übergänge fließend ausgebildet sind, relativ hoch. Aufgrund der nur noch in sehr geringem Maße wirksamen Flußdynamik setzt sich die Uferflora im Untersuchungsgebiet überwiegend aus mehrjährigen, konkurrenzkräftigen Arten zusammen. Einjährige Arten sind auf die Fläche bezogen kaum von Bedeutung.
Die letzten Aufnahmen des Abschnitts C, die im Gebiet der Oberen Allerniederung liegen, zeigen aufgrund des höheren Sandanteils der Böschungen eine Verschiebung im Artenspektrum. Hier kommen vermehrt Arten nährstoffarmer, trockener Standorte vor. Besonders herausgestellt wurden die Aufnahmen innerhalb der Waldbereiche, die sich aufgrund des Auftretens zahlreicher schattentoleranter Arten von den übrigen Aufnahmen unterscheiden.
Gesondert betrachtet wurde die Verbreitung von Neophyten im Untersuchungsgebiet. Zuzüglich der 18 außerhalb der Probeflächen gefundenen Arten kommen 64 Neophyten an den Ufern vor. Die meisten dieser Arten treten jedoch nur an sehr wenigen Probestellen auf, so daß die Uferflora insgesamt als neophytenarm bezeichnet werden kann. Als Ursache hierfür wird der starke Uferausbau und die verminderte Flußdynamik angesehen. Eine weite Verbreitung zeigt nur Bidens frondosa, etwas häufiger sind noch Epilobium ciliatum, Conyza canadensis, Armoracia rusticana und Matricaria discoidea vertreten. Als relativ neophytenreich haben sich die Aufnahmeflächen im Bereich der Ortschaften erwiesen, ein Großteil der "Neubürger" wurde nur hier gefunden. Da die Aller im letzten Abschnitt unterhalb von Oebisfelde in das pleistozäne Allerurstromtal eintritt, wurde auch das Vorkommen von Stromtalpflanzen angesprochen. Dieses ist als äußerst gering zu bezeichnen. Es wurde darauf hingewiesen, daß die Aller im Un-tersuchungsgebiet im Bereich des Allerurstromtales nicht mehr ihrem ursprünglichen Lauf folgt, sondern in einem völlig künstlich angelegten Flußbett verläuft. Reliktvorkommen einiger Stromtalpflanzen im Drömling in der Nähe des Allerlaufes deuten daraufhin, daß Stromtalpflanzen hier wohl früher an der Aller eine weitere Verbreitung gehabt haben.
Einige der im Untersuchungsgebiet vorkommenden Pflanzengesellschaften wurden durch pflanzensoziologische Aufnahmen belegt. Einen großen Anteil am Aufbau der Uferflora haben die Gesellschaften der Klasse Artemisietea. Zu den besonders häufigen Erscheinungen gehört die Urtica dioica-Calystegia sepium-Gesellschaft und die Phalaris arundinacea-[Convol-vuletalia]-Gesellschaft. Nicht selten sind auch das Cuscuto-Convolvuletum sepium und das Urtico-Aegopodietum anzutreffen. Häufiger kommt auch das Petasito hybridi-Aegopodietum podagrariae vor, welches aber hauptsächlich auf den ersten Flußabschnitt beschränkt ist. Eine gewisse, flächenmäßige Bedeutung im Untersuchungsgebiet haben auch die folgenden Gesellschaften der Klasse Phragmitetea: Während das Nasturtietum offi-cinalis zu den charakteristischen Erscheinungen der ersten beiden Flußabschnitte gehört, tritt das Glycerietum maximae überwiegend im letzten Flußabschnitt auf.
Außerdem wurden Aspekte des Naturschutzes dargelegt. Flußufer, wie auch die Allerufer im Untersuchungsgebiet, bieten aufgrund ihrer noch relativ hohen Standortvielfalt zahlreichen Pflanzen- und Tierarten in der intensiv genutzten Kulturlandschaft einen Lebensraum. In diesem Zusammenhang wurde auf den besonderen Wert der an der Aller noch vorhandenen Auwaldreste hingewiesen. Abschließend wurden die gefundenen Arten der Roten Listen Niedersachsens und Sachsen-Anhalts aufgeführt.
Die eingerichteten 67 Untersuchungsflächen stellen die Grundlage für ein Langzeit-Monitoring dar. Die Dynamik der Uferflora kann nunmehr quantitativ verfolgt werden.