1995-4

Diplom- und Staatsexamensarbeiten

HELÉN, KERSTIN: Flora und Vegetation von südexponierten Waldrändern des Huy. 1995, 100 S. (D)

Zusammenfassung: Im Zuge eines Forschungsprojektes über lineare Strukturen wurden die Waldränder des Huy untersucht. Der im Landkreis Halberstadt liegende Huy stellt einen Muschelkalk-Breitsattel dar. Er befindet sich in der Übergangszone vom subatlantischen zum subkontinentalen Klima.
Innerhalb des Waldbestandes wurden am südexponierten Hang die äußeren und inneren Waldränder untersucht. Die Aufnahmeflächen lagen an den Waldwegen und dem äußeren Waldmantel. Sie erstreckten sich jeweils über eine Länge von 50 Metern. In den 74 Aufnahmeflächen wurde der Artenbestand erfaßt. Es wurden 332 Arten innerhalb und 56 Arten außerhalb dieser Untersuchungsflächen kartiert. Die Frequenzklassen-Verteilung zeigt, daß nur zehn Arten als hochstet einzustufen sind. Die Hemikryptophyten bilden mit 59 % den größten Anteil der Arten im Lebensformenspektrum. Die ökologische Bewertung der Flora erfolgt über die Licht- und Feuchtezahl nach ELLENBERG (1992) und zeigte deutliche Unterschiede in den einzelnen Aufnah-meflächen. Das Arteninventar wird pflanzensoziologisch zugeordnet.
Auch bei der Ermittlung des Ähnlichkeitskoeffizienten nach Jaccard und der anschließenden Clusteranalyse zeigt sich, daß die höchste Ähnlichkeit im Arteninventar bei nur 49,4 % liegt. Im Dendrogramm wird deutlich, daß die beiden Aufnahmeflächen mit den höchsten Ähnlichkeitskoeffizienten nebeneinander lagen. Das Dendrogramm unterteilt sich in sechs Cluster, wobei zwei Cluster (B1 und B2) überwiegend den äußeren Waldrand darstellen. In den restlichen Clustern sind hauptsächlich Aufnahmeflächen des inneren Waldrandes vertreten. Am deutlichsten trennt sich der Cluster C mit nur 17,14 % gemeinsamer Arten von den anderen ab. Floristisch konnte diese Untergliederung der Cluster durch Leitarten unterstrichen werden.
Des weiteren wurden pflanzensoziologische Aufnahmen in der Regel innerhalb der floristischen Aufnahmeflächen durchgeführt. Die meisten Vegetationsaufnahmen der Waldränder sind den thermophilen Säumen, Lithospermum purpurocaeruleum-Beständen sowie Festuco-Brometea-Gesellschaften zuzuordnen. Die Abhängigkeit der Artenzusammensetzung von den Standortbedingungen wird auch hier sichtbar. Auffällig ist, daß die Klasse Trifolio-Geranietea den inneren Waldrand als Standort bevorzugt, obwohl für sie eine hohe Belichtung wichtig ist. Ein möglicher Grund dafür könnte der geringere anthropogene Einfluß sein.
Wegen seiner Seltenheit wurde Dictamnus albus untersucht. Diese thermophile Staude erreicht am Huy ihre äußerste NW-Verbreitungsgrenze, nachdem Vorkommen auf der Asse erloschen sind. Die untersuchten Pflanzen sind sehr vital. Die Blütenstände bilden reichlich Fruchtstände aus und die Samen korrelieren mit der Anzahl an Früchten. Bei den Keimungsversuchen wird aber deutlich, daß nur eine geringe Anzahl der Samen keimfähig ist. Als Kriechwurzel-Pionier kann Dictamnus albus sich vegetativ fortpflanzen. Auf Dauer hat aber die Population nur eine Überlebensmöglichkeit, wenn die Verbuschung nicht weiter zunimmt und der Wuchsort nicht zu dunkel wird.