1995-1

Diplom- und Staatsexamensarbeiten

KLIMASCHEWSKI, BEATE: Geobotanische Untersuchungen an den Halbtrockenrasen des Kleinen Fallsteins. 1995, 142 S. (D)

Zusammenfassung: Im Gebiet des Kleinen Fallsteins im nördlichen Harzvorland wurden 34 Halbtrockenrasen untersucht. Dabei wurden Halbtrockenrasen, die seit mindestens 150 Jahren und solche, die seit 35 Jahren extensiv als Schafhutung genutzt wurden, unterschieden. Das Gebiet liegt im Grenzbereich des atlantischen und subkontinentalen Klimas.
Im Rahmen der floristischen Untersuchungen wurden für jeden Rasen Gesamtartenlisten erstellt. Insgesamt wurden 274 krautige und 30 holzige Arten kartiert und durch Anlage von Negativlisten kontrolliert. Die Arten der thermophilen Kontaktgesellschaften, die im Untersuchungsgebiet eine deutliche Bindung an Halbtrockenrasen erkennen lassen, stellen zusammen mit den Arten der Klasse Festuco-Brometea im Mittel die Hälfte des Arteninventars der untersuchten Halbtrockenrasen. Die Flora der Rasen wurde anhand der Analyse der Häufigkeitsverteilung, des Lebensformenspektrums und der Abhängigkeit der Artenzahlen von der Flächengröße charakterisiert. Verschiedene Sukzessionsstadien wurden aufgezeigt und in Zusammen-hang mit dem Aussetzen der Beweidung gestellt.
Durch die vergleichende Untersuchung der Flora von Halbtrockenrasen unter-schiedlichen Alters ergab sich wiederholt die Auftrennung in junge und alte Halbtrockenrasen:

  • Die Bildung der Kontinentalitätsindizes für jeden Rasen ergab die oben genannte Trennung in die beiden Altersgruppen. Es konnte gezeigt werden, daß die alten Rasen deutlich mehr kontinentale Arten aufweisen. Die Berechnung der Feuchtig-keitsindizes für das gesamte Arteninventar der Rasen ergab die gleiche Trennung. Auf den jungen Halbtrockenrasen treten mehr mesophile Arten auf als auf den alten Rasen.
  • Für die Gruppe der jungen wie auch für die der alten Halbtrockenrasen konnten Trennarten gefunden werden, die jeweils der anderen Gruppe fehlen.
  • Bei der Berechnung der Ähnlichkeitsindizes (Jaccard-Index) mit anschließender Clusteranalyse und der Darstellung im Dendrogramm bilden alte und junge Halbtrockenrasen fast ausschließlich eigene Cluster.
  • Auch die Verteilung der Ackerunkräuter, die als Relikte der ackerbaulichen Bewirtschaftung zu werten sind, bestätigt die Gliederung in zwei Gruppen.

Weiterhin wurden die Halbtrockenrasen mit Hilfe von pflanzensoziologischen Methoden untersucht. Für die auftretenden Pflanzengesellschaften konnten Abhängigkeiten vom Alter der Rasenflächen und damit der vorherigen Nutzung sowie der Tiefgründigkeit der Böden aufgezeigt werden.
Durch Störungen entstandene Lücken werden von Ephemerenfluren besiedelt. Diese wurden ebenfalls durch pflanzensoziologische Aufnahmen erfaßt.
Ferner wurden fünf Brachen des Fallsteins untersucht, die noch bis vor fünf Jahren als Wechselgrünland landwirtschaftlich genutzt wurden. Dort konnte die Einwanderung von Halbtrockenrasenarten beobachtet werden. Die Einwanderung wurde durch ein Meter breite Linienaufnahmen an sechs Bracherändern dokumentiert. Die Flora der gesamten Brachen wurde anhand von Häufigkeit der einzelnen Arten, Lebensformenspektrum und soziologischer Zuordnung der einzelnen Arten charakterisiert.

  • Es konnte herausgearbeitet werden, daß die Lage der Brachen zu den angrenzenden Halbtrockenrasen Einfluß auf die Anzahl der einwandernden Halbtrockenrasenarten hat.
  • Viele der eingewanderten Arten können sich vegetativ durch ober- oder unterirdische Ausläufer verbreiten.
  • Die Ergebnisse der Linienaufnahmen werden an einem Rand der Brachen durch das Erfassen der Horizontalstruktur der Arten ergänzt (Rasterkarten).

Die Naturschutzaspekte werden für die Halbtrockenrasen und die Brachflächen aufgezeigt. Die Trennung in zwei Altersgruppen und die Sukzession Brachen - junge Halbtrockenrasen - alte Halbtrockenrasen wird diskutiert.