TSUNAMI_RISK

Bewertung multipler Risiken und Analyse von Kaskadeneffekten in Zusammenarbeit zwischen Indonesien und Deutschland - Gemeinsame Forschung zu vulkanischen und erdrutschbedingten Tsunamis

Leitung Prof. Dr.-Ing. habil. Nils Goseberg
Bearbeitung Dr.-Ing. David Schürenkamp
  Christine Bleidorn, M. Sc.
Förderung Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Laufzeit 04/2021 - 03/2024
Website www.tsunami-risk.de
Projektpartner Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
  Freie Universität Berlin (FU)
  Technische Universität Berlin (TU-B)
  Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW)
  Universitas Indonesia (UI)
  Institut Teknologi Bandung (ITB)
  Universitas Gadjah Mada (UGM)
  Indonesian Institute of Sciences (LIPI)
  Indonesian Agency for Meteorology, Climatology and Geophysics (BMKG)
  National Institute of Aeronautics and Space (LAPAN)
  The Agency for the Assessment & Application of Technology (BPPT)
  National Disaster Management Authority (BNPB)
  Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)
  Indian Ocean Tsunami Information Centre (IOTIC)

Kurzbeschreibung

Indonesien erlebte 2018 zwei verheerende Tsunamis, die als Teil einer Kaskade von Ereignissen ausgelöst wurden: Am 28. September bestand die Kaskade in Palu auf der Insel Sulawesi aus einer Abfolge von Erdbeben - Verflüssigung - Erdrutsch - Tsunami, während am 22. Dezember nach einer längeren Phase vulkanischer Aktivität ein Flankenbruch am Anak Krakatau auftrat, der wiederum einen Tsunami auslöste. Das bestehende Tsunami-Frühwarnsystem, das für die Erkennung von seismisch ausgelösten Tsunamis konzipiert wurde, war in diesen Fällen nicht in der Lage, wirksame Warnungen zu geben. Es wurde erkannt, dass die beiden Tsunami-Ereignisse Palu und Anak Krakatau als reale Laboratorien für ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse und möglicher Lösungen für vergleichbare Multi-Risiko-Szenarien mit kaskadenartigen Ereignissen in Indonesien und darüber hinaus dienen können. Es muss eine neue Strategie für die Erkennung und Frühwarnung vor nicht seismisch erzeugten Tsunamis entwickelt werden. In diesem Zusammenhang zielt das Projekt TSUNAMI_RISK darauf ab, wichtige Beiträge in drei verschiedenen Schwerpunktbereichen zu leisten: 1) Geowissenschaftliche Forschung, 2) Sozialwissenschaftliche Forschung und 3) Politikempfehlungen und Transfer in die Praxis.

Das Leichtweiß-Institut beteiligt sich an 1) Geowissenschaftlicher Forschung unter der Leitung des Arbeitspaketes 330, das wie folgt beschrieben wird:

WP 330, Modellierung der Tsunami-Entstehung und -Ausbreitung zielt auf die Verbesserung des Wissens über die physikalischen Prozesse bei den folgenden tsunami-auslösenden Mechanismen: (i) Vulkanflankeninstabilität aufgrund eines Vulkanausbruchs, (ii) erdbebeninduzierte Hangrutschung. Zwei vergangene Tsunami-Ereignisse werden sowohl experimentell als auch numerisch untersucht, wobei die Ergebnisse der vorangegangenen Arbeitspakete im Hinblick auf die lokalen Topo-Bath-Daten, das Instabilitätsmuster, die geologischen Eigenschaften des Einsturzmaterials und die Rutschkinematik verwendet werden. Die experimentellen Untersuchungen werden in einem 3D-Wellenbecken und einer 2D-Wellenrinne durchgeführt, wobei der Schwerpunkt auf der Tsunami-Erzeugung und -Ausbreitung in der Nähe der Quelle liegt, mit einer verbesserten, realistischeren Reproduktion der Entwicklung der Vulkan-/Hanginstabilität im Vergleich zum derzeit angewandten Laborverfahren. Die Vulkan- und Hangmodelle werden eine innovative Modellierung der Instabilitätszone (künstliche Scherschwächung) aufweisen. Die Wechselwirkung der kollabierenden Masse mit dem Wasser, die zur Tsunami-Erzeugung führt, wird mit einem hochentwickelten numerischen 3D-Modell analysiert werden.