Forschung

Forschungsschwerpunkte

  • Multidimensionale Anpassungsprozesse in Gegenwart von Stress
  • Resilienz(faktoren) über die Lebensspanne
  • Wirksamkeit niedrigschwelliger transdiagnostischer Interventionen zur Förderung psychischer Gesundheit

Multidimensionale Anpassungsprozesse in Gegenwart von Stress

Wir leben in einer Zeit sich beschleunigender Krisen. Hierzu zählen beispielsweise die COVID-19-Pandemie, der Krieg Russlands in der Ukraine oder die Klimakrise. Eine zunehmende Zahl gesellschaftlicher Krisen führt dazu, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung akuten und/oder chronischen Stress erlebt. Akuter oder chronischer Stress, der individuelle Bewältigungskapazitäten überfordert, ist eine der wichtigsten Ursachen für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen. Daher ist es wenig überraschend, dass Krisen wie etwa die COVID-19-Pandemie zu einer kleinen, jedoch relevanten Zunahme der psychischen Belastung in der Allgemeinbevölkerung geführt haben. Übereinstimmend zeigen internationale und nationale Studien, dass besonders Kinder und Jugendliche von den negativen psychischen Folgen dieser Krisenereignisse betroffen sind. Ein Schwerpunkt unserer Forschung ist daher die Untersuchung multidimensionaler Anpassungsprozesse in Gegenwart von Stress. Hierbei betrachten wir Veränderungen und Verläufe psychischer Gesundheit und mentaler Belastung nach Stressorexposition sowie deren Determinanten und Prädiktoren.

Literaturauswahl: 

Schäfer, S. K., Kunzler, A. M., Kalisch, R., Tüscher, O., & Lieb, K. (2022). Trajectories of resilience and mental distress to global major disruptions. Trends in Cognitive Sciences, 26(12), 1171–1189. doi.org/10.1016/j.tics.2022.09.017 

Schäfer, S. K., Lindner, S., Kunzler, A. M., Meerpohl, J. J., & Lieb, K. (2023). The mental health impact of the COVID-19 pandemic on older adults: a systematic review and meta-analysis. Under revision. 

Laufende Projekte (gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung [LIR], Arbeitsgruppe Lieb): Thomas, L. M., Schäfer, S. K., Witthöft, M., & Lieb, K. (22. Februar 2023). Trajectories of resilience: A multi-perspective systematic review project. Abgerufen von osf.io/kujq4 

Resilienz(faktoren) über die Lebensspanne

Untrennbar verbunden mit der Frage nach Reaktionen auf belastende Lebensereignisse und gesellschaftliche Krisen, ist die Frage nach Faktoren, die günstige Anpassungsprozesse wahrscheinlicher machen. Einem outcome-orientierten Resilienzbegriff folgend, ist dies die Frage nach Resilienzfaktoren und -mechanismen. In verschiedenen Primärstudien und systematischen Übersichtsarbeiten untersuchen wir den Zusammenhang zwischen Resilienzfaktoren und psychischer Belastung bzw. Gesundheit in Gegenwart von Stress. In zwei Metaanalysen konnten wir Kohärenzgefühl (d.h. ein überdauerndes Vertrauen in eine verstehbare, handhabbare und sinnhafte Welt) als relevanten Resilienzfaktor bei Erwachsenen sowie bei Kindern und Jugendlichen identifizieren. Während der COVID-19-Pandemie haben wir die Interaktion dieses Resilienzfaktors mit Veränderungen der psychischen Belastung im Verlauf der Pandemie untersucht und konnten zeigen, dass ein stärkeres Kohärenzgefühl mit günstigeren Anpassungsprozessen assoziiert war. Gemeinsam mit Forschenden der Universitätsmedizin Greifswald konnten wir gewinnorientierte Altersbilder und eine gute subjektive Gesundheit als gesundheitsassoziierte Faktoren im höheren Lebensalter identifizieren. Unsere Forschung interessiert sich dabei für die Frage nach einzigartigen Vorhersagebeiträgen einzelner Faktoren und dynamischen Veränderungen über die Lebensspanne, wobei insbesondere die Entwicklung von Resilienzfaktoren in Kindheit und Jugend zukünftig im Fokus stehen soll.

Literaturauswahl: 

Schäfer, S. K., Sopp, M. R., Fuchs, A., Kotzur, M., Maahs, L., & Michael, T. (2023). The relationship between sense of coherence and mental health problems from childhood to young adulthood: A meta-analysis. Journal of affective disorders, 325, 804–816. doi.org/10.1016/j.jad.2022.12.106 

Schäfer, S. K., Becker, N., King, L., Horsch, A., & Michael, T. (2019). The relationship between sense of coherence and post-traumatic stress: a meta-analysis. European journal of psychotraumatology, 10(1), 1562839. doi.org/10.1080/20008198.2018.1562839 

Schäfer, S. K., Sopp, M. R., Schanz, C. G., Staginnus, M., Göritz, A. S., & Michael, T. (2020). Impact of COVID-19 on Public Mental Health and the Buffering Effect of a Sense of Coherence. Psychotherapy and psychosomatics, 89(6), 386–392. doi.org/10.1159/000510752 

Schäfer, S. K., Sopp, M. R., Koch, M., Göritz, A. S., & Michael, T. (2022). The long-term buffering effect of sense of coherence on psychopathological symptoms during the first year of the COVID-19 pandemic: A prospective observational study. Journal of psychiatric research, 153, 236–244. doi.org/10.1016/j.jpsychires.2022.07.004 

Schäfer, S. K., Kunzler, A. M., Kalisch, R., Tüscher, O., & Lieb, K. (2022). Trajectories of resilience and mental distress to global major disruptions. Trends in Cognitive Sciences, 26(12), 1171–1189. doi.org/10.1016/j.tics.2022.09.017 

Schäfer, S. K., Fritz, J., Sopp, R., Kunzler, A., von Boros, L., Tüscher, O., … Michael, T. (2023, February 27). Interrelations of resilience factors and their incremental impact for mental health: Insights from network modeling using a prospective study across seven timepoints. doi.org/10.31219/osf.io/evkw5 [Preprint, manuscript under revision] 

Issler, T. C., Ferreira de Sá, D., Michael, T., & Schäfer, S. K. (2023). The relationship between childhood gender nonconformity, aversive childhood experiences, and mental health in heterosexual and non-heterosexual cisgender men: The buffering effect of sense of coherence. Stress and Health, 10.1002/smi.3227. Advance online publication. doi.org/10.1002/smi.3227 

Wurm, S., & Schäfer, S. K. (2022). Gain- but not loss-related self-perceptions of aging predict mortality over a period of 23 years: A multidimensional approach. Journal of Personality and Social Psychology, 123(3), 636–653. https://doi.org/10.1037/pspp0000412 

Laufende Projekte (gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung, Arbeitsgruppe Lieb): Thomas, L., Schäfer, S. K., Witthöft, M., & Lieb, K. (22. Februar 2023). Trajectories of resilience: A multi-perspective systematic review project. Abgerufen von osf.io/kujq4 

Schäfer, S. K., Supke, M., Kausmann, C., Thomas, L. M., Lieb, K., & Cohrdes, C. (2023). Individual and soci(et)al resilience factors and mechanisms in adult populations in the face of societal challenges, crises and stressors - a scoping review. Abgerufen von osf.io/9xwyu 

Wirksamkeit niedrigschwelliger transdiagnostischer Interventionen zur Förderung psychischer Gesundheit

Im Jahr 2022 waren weltweit erstmals mehr als 100 Millionen Menschen auf der Flucht oder sind vertrieben worden. Von diesen waren 42 Prozent Kinder und Jugendliche. Flucht und Vertreibung sind wie andere Makrostressoren hoch relevante Risikofaktoren für die Entstehung verschiedener psychischer Erkrankungen (z.B. Depression, Angststörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen). Oftmals sind nach Flucht und Vertreibung vorhandene Ressourcen zur störungsspezifischen Behandlung psychischer Erkrankungen limitiert. In diesen und ähnlichen Situationen, in denen die Stressbelastung hoch und die vorhandenen Ressourcen knapp sind, haben niedrigschwellige transdiagnostische Interventionen ein besonderes Potenzial. Solche Interventionen adressieren Faktoren, die verschiedenen psychischen Erkrankungen zugrunde liegen und diese aufrechterhalten (z.B. Emotionsregulationsdefizite, Grübelneigung). Ein Schwerpunkt unserer Forschung ist die systematische Evaluation solcher Interventionen – hierzu zählen u.a. Programme der Weltgesundheitsorganisation wie Problem Management Plus (PM+) oder Step-by-Step (SbS). Hierzu führen wir Evidenzsynthesen nach Standards der Cochrane Collaboration durch. 

Literaturauswahl: 

Schäfer, S. K., Thomas, L. M., Lindner, S., & Lieb, K. (2023). The effects of the World Health Organization’s low-intensity psychosocial interventions: A systematic review and meta-analysis on Problem Management Plus (PM+) and Step-by-Step (SbS). World Psychiatry, accepted for publication. 

Schäfer, S. K., Kunzler, A. M., Lindner, S., Broll, J., Stoll, M., Stoffers-Winterling, J., & Lieb, K. (2023). Transdiagnostic psychosocial interventions to promote mental health in forcibly displaced persons: a systematic review and meta-analysis. European Journal of Psychotraumatology, 14, 2. doi.org/10.1080/20008066.2023.2196762 

Schäfer, S. K., Lüder, C., Porcheret, K., Hu, X., Margraf, J., Michael, T., … Sopp, R. (2023). To Sleep or Not to Sleep, That Is the Question: A Systematic Review and Meta-Analysis on the Effect of Post-Trauma Sleep on Intrusive Memories of Analog Trauma. Behaviour Research and Therapy. Advance online publication. doi.org/10.1016/j.brat.2023.104359 

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Interessiert an diesen Themen? 

Falls Sie Interesse an den von uns beforschten Themen haben, melden Sie sich gerne per Mail (sarah.schaefer@tu-braunschweig.de). Es bestehen vielfältige Möglichkeiten zur Beteiligung im Rahmen von Forschungspraktika und Abschlussarbeiten. Eine Offenheit für statistische Methoden (z.B. Strukturgleichungsmodelle, Metaanalysen) und den Evidenzsyntheseprozess sind hilfreich für die Mitarbeit. 

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