Jährlich werden ca. 2,2 Millionen Menschen auf deutschen Intensivstationen behandelt mit stark wachsendem Trend seit 2003 (Statistisches Bundesamt 2018).
Viele Intensivstationen stehen vor großen Herausforderungen wie u.a. dem Umgang mit Krankenhausinfektionen, Personalmangel oder der Komplexität und Veränderungen in der Medizintechnik für die intensivmedizinische Versorgung. In dem Verbundprojekt "Intensivstation der Zukunft", das von 2020 bis 2023 vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert wurde, wurden diese Probleme aufgriffen und Konzepte für die Planung und den Betrieb von Intensivstationen im Krankenhaus geprüft. In dem Forschungsprojekt wurden neue, innovative bauliche Lösungen entwickelt, die den täglichen Problemen entgegenwirken, gleichzeitig durch optimierte Abläufe das Hygienemanagement so verbessern, dass selbst Patienten mit hohem Infektionsrisiko, aber auch Patienten mit hochinfektiösen Krankheiten auf dieser einer Station bestmöglich versorgt werden können. Damit soll zum einen die Infektionsrate auf Intensivstationen deutlich reduziert und zum anderen die Arbeitsplatzqualität der Klinikmitarbeiter deutlich erhöht werden.
Das Forschungskonsortium möchte die erarbeiteten Ergebnisse und Musterlösung in dem aktuellen Projekt „Zukunftslabor Prototyp Intensivzimmer“, das seit 2024 durch das Programm „Zukunft Bau“ des Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen in der Planungs- und Umsetzungsphase gefördert wird, einbringen und umsetzten. Unter der Federführung des Instituts für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE) der TU Braunschweig, dem Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité Universitätsmedizin Berlin und dem Geschäftsbereich Bau der Charité Universitätsmedizin Berlin, entsteht ein Prototyp eines Intensivpatientenzimmers als neues anwendungsorientiertes Forschungs- und Studienlabor. Neben der Realisierung des Reallabors, das im Bettenhochhaus auf dem Campus Mitte des Charité Universitätsklinikums Berlin entsteht, wird ein digitaler Zwilling erarbeitet. Durch die Überlagerung des Prototyps sowie des digitalen Zwillings können mit der Anwendung von Mixed-Reality, im Planungs- und Forschungsprozess neue Ansätze überprüft und umgesetzt werden.
Übergeordnetes Ziel des Verbundprojektes „Zukunftslabor Prototyp Intensivzimmer“ ist der Aufbau eines wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Konsortiums für die kontinuierliche Entwicklung innovativer, praxistauglicher baulich-technischer Musterlösungen, zukunftsfähiger medizinischer und technischer Ausstattungselemente, Produkte und Materialien sowie digitaler Kommunikations- und Sensorsysteme im Sinne der Patientenversorgung, Mitarbeiterzufriedenheit, Nachhaltigkeit, Infektionsprävention und des Raumkomforts.
Dabei soll der stetige Wandel im Intensivpflegebereich, abhängig von der Entwicklung in der Medizin, den gesellschaftlichen Anforderungen sowie den Fortschritten im Architektur- und Bauwesen, in die Arbeit einfließen. Durch die Positionierung auf dem Charité Campus Mitte der Universitätsmedizin Berlin, wird der Zugang von medizinischem Personal und weiteren relevanten Nutzenden für praxisnahe Untersuchungen ermöglicht.
Ausgewählte kompetente Industriepartner*innen unterstützen das Projekt in der Entwicklung und Nutzung des Patientenzimmers als Studien- und Forschungslabor. Ein intensiver Austausch, neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zwischen den Forschungsinstitutionen und der Industrie soll erzielt werden. So kann das erarbeitete Wissen der Kooperation (a) direkt in Planungs- und Bauprozesse von Gesundheitsbauten einfließen, (b) in die Berufspraxis von Kliniken transferiert werden und (c) in die Entwicklung von Produkten übertragen werden.
Projektleitung
Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau (IKE), TU Braunschweig
Das Team
Projektleitung
Dr.-Ing. Wolfgang Sunder
w.sunder@tu-braunschweig.de
Koordination Planung
Kirsten Remmers
k.remmers@tu-braunschweig.de
Studentische Mitarbeitende
Nele Müller
Forschungspartner
Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Charité Berlin
Projektname
Zukunftslabor Prototyp Intensivzimmer (ZPI)
Förderzeitraum
09.2024 - 08.2026
Mittelgeber
Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB)
Förderträger
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
Auslobung/Call
Forschungsinitiative „Zukunft Bau“
Förderkennzeichen
10.08.18.7-24.36