Das beginnende 19. Jahrhundert ist durch eine Vielzahl von Ordnungsmechanismen geprägt. Unter anderem in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft wird um- und neugeordnet, um Stabilität und Sicherheit zu stiften. Insbesondere die Literatur bietet dabei einen Rahmen für die Verhandlung jener Ordnungen, Unordnungen und Umordnungen der Zeit. Dies nimmt die Studie zum Anlass, literarische Ordnungen um 1800 zu untersuchen. Für diese Untersuchung ist kaum eine andere Betrachtung geeigneter als die von Goethes Œuvre, denn in Briefen und Aufzeichnungen plädiert Goethe nicht nur immer wieder für Ordnung, er kann im Zuge der Strukturierung seiner Sammlungen und literarischen Tätigkeiten sowie seiner damit einhergehenden eigenen Selbsthistorisierung auch als das ordnende Subjekt par excellence gelten. Im Zentrum der Studie stehen daher die narrativen Konstruktionen literarischer Ordnungen in Goethes Erzähltexten. Die Studie klassifiziert die Religion, die Gesellschaft, das Geschlecht, zwischenmenschliche Beziehungen und den Raum als Ordnung, fragt nach den ordnenden Instanzen jener Konstrukte in Goethes Erzähltexten und stellt das dortige Ineinandergreifen sowie das reziproke Bedingen der jeweiligen Ordnungen heraus.