Das RI unterstützt seine Mitglieder bei der Erstellung von Forschungsanträgen und während der Durchführung von Forschungsvorhaben. Zu den Angeboten gehört im Vorfeld der Antragstellung Unterstützung bei Information und Kommunikation, interner und externer Vernetzung; im Rahmen der Antragstellung operative Unterstützung durch Koordination und Begleitung; nach der Bewilligung Unterstützung im Bereich Kooperation, Berichtswesen, finanzielle Abwicklung, Presse und Kommunikation.
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Aktuell besteht die Möglichkeit einer finanziellen Förderung von kleineren Vorhaben, in deren Rahmen Wissenschaftler:innen der TU Braunschweig bzw. Mitglieder des RI im interdisziplinären Zuschnitt zu aktuellen und zukunftsweisenden Themen der Lehrkräftebildung forschen. Details zur Ausschreibung finden Sie unter Aktuelles.
Zum 15.06.2025 hat das RI eine dritte Förderrunde für interdisziplinäre Vorhaben im Bereich der Lehrkräfteforschung ausgeschrieben. Aus den eingereichten Anträgen wurden drei Projekte ausgewählt:
Interdisziplinäre Sommeruniversität. Entdeckendes Lernen mit KI und Naturwissenschaften
Projektbeteiligte:
PD Dr. Dagmar Hilfert-Rüppell (Biologiedidaktik), Jun.-Prof. Dr. Katharina Kellermann (Didaktik der deutschen Sprache), Dr. Anne Geese (Physikdidaktik)
Summe: 6.500,- €
"Wozu brauchen Schüler*innen den Handstand?" – Argumentationen von Sportstudierenden im Rahmen von didaktischen Analysen
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Esther Serwe-Pandrick (Sportwissenschaft), Lukas Schlosser (Sportwissenschaft), Benedict Einert (Geschichtswissenschaft), Tobias Domroes (Sportwissenschaft)
Summe: 4.700,- €
Vorbereitung, Erstellung und Veröffentlichung von Forschungsergebnissen in einem interdisziplinären MINT-Band in der Springer-Reihe „Realitätsbezüge im Mathematikunterricht“
Projektbeteiligte:
Prof. Dr. Katrin Vorhölter (Mathematikdidaktik), PD Dr. Dagmar Hilfert-Rüppell (Biologiedidaktik)
Summe: 3.000,- €
Projektbeteiligte: Tobias Domroes, Luka Schlosser, Prof. Dr. Esther Serwe-Pandrick (alle Sportwissenschaft), Benedikt Einert (Geschichtswissenschaft)
Projektlaufzeit: 01.10.2025-30.09.2026
Die Planung von Unterricht stellt eine zentrale Anforderung im beruflichen Handeln von Lehrkräften dar (vgl. KMK, 2000). In Anlehnung an Klafki (u. a. 1964; 2007) kann die didaktische Analyse als grundlegende Phase der Unterrichtsvorbereitung angesehen werden. Nach Klafki umfasst diese fünf Grundfragen, zu denen u. a. die Fragen nach der Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung eines (potenziellen) Unterrichtsthemas für die Schüler*innen der jeweiligen Lerngruppe gehören. Die Fähigkeit zur didaktisch reflektierten Auswahl und Begründung von Unterrichtsthemen, wie es in der didaktischen Analyse gefordert wird, zählt zu den zentralen Komponenten professioneller Handlungskompetenz von Lehrkräften (vgl. Baumert & Kunter, 2006). Diese Fähigkeit ist auch für die Gestaltung eines pädagogisch ambitionierten Sportunterrichts von hoher Bedeutung (vgl. Gissel, 2017). Zugleich ist davon auszugehen, dass der Sportunterricht mit „sportlich-körperlicher Aktivität“ über einen Gegenstand verfügt, der durch eine gewisse Selbstzweckhaftigkeit bzw. Unproduktivität geprägt ist, sodass das Fach Sport keinen unmittelbaren Tausch- oder Gebrauchswert aufweist (vgl. Prohl & Scheid, 2022). Insofern könnte die Darlegung der gegenwärtigen und zukünftigen Bedeutung potenzieller Unterrichtsthemen insbesondere (angehende) Sportlehrkräfte vor eine große Herausforderung stellen und der didaktischen Analyse in der Sportlehrkräfteausbildung eine besonders hohe Bedeutung zukommen.
Mit diesem Forschungsvorhaben soll daran angeknüpft werden, dass empirische Erkenntnisse über die Vorgehensweise von angehenden Sportlehrkräften im Rahmen der didaktischen Analyse eines Unterrichtsthemas fehlen. Es sollen didaktische Analysen von Sportstudierenden der TU Braunschweig daraufhin analysiert werden, wie argumentiert wird, um die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung von Sportunterrichtsthemen zu begründen. Als methodischer Zugang wird dabei zentral eine Dokumentenanalyse gewählt. Die Datenerhebung ist eng an die im Lehramtsstudium der TU Braunschweig implementierte Praxisphase („GHR 300-Modul“) gekoppelt. Daraus hervorgehende und schriftlich vorliegende didaktische Analysen von Sportstudierenden sollen analysiert und im Sinne einer Qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet werden (vgl. u. a. Mayring, 2023). Dabei richtet sich der Blick vorrangig auf die Identifikation von typischen überindividuellen Mustern und Schwierigkeiten im Rahmen der Argumentation von Sportstudierenden. Zudem sollen die studentischen Argumentationsmuster sportpädagogisch eingeordnet werden. Auf dieser Grundlage sollen Rückschlüsse für die fachdidaktische Ausbildung im Rahmen der ersten Phase der Sportlehrkräftebildung gezogen und fachdidaktische Unterstützungsformate entwickelt werden.
Die Auswahlkommission des RI hat in der 2. Ausschreibungsrunde zur Unterstützung kleinerer Vorhaben eine Förderentscheidung getroffen: 8.000 € wurden bewilligt, um ein interdisziplinäres Forschungsprojekt aus der Kategorie besonders innovative Vorhaben durchzuführen, in dessen Zentrum die Professionalisierung von Lehramtsstudierenden durch 360-Grad-Videos steht. Unter der Leitung von PD Dr. Dagmar Hilfert-Rüppell werden im Rahmen des "Lab360" betitelten Vorhabens 360-Grad-Videos für den Einsatz im Masterstudium der Fächer Chemie, Biologie und Physik erstellt und auf ihre Wirsamkeit hin evaluiert.
Projektskizze:
Lab360 – Authentische 360°-Videos für die naturwissenschaftliche Lehrkräftebildung
Videovignetten werden seit längerem erfolgreich zur Professionalisierung von Lehramtsstudierenden für fachliche Diagnostik in den naturwissenschaftlichen Fächern eingesetzt. 360°-Videos in VR bieten im Vergleich zu herkömmlichen Videoformaten vielfältige Vorteile: In den authentische(re)n Szenarien werden mehrere Sinneskanäle angesprochen und Lernende können eigenständig Entscheidungen treffen, womit eine stark immersive Erfahrung einer Situation einhergeht und komplexe Sachverhalte für Lernende greifbarer gemacht werden können. Gleichzeitig birgt dies Herausforderungen, denn die große Anzahl an Möglichkeiten zur Fokussetzung erzeugt eine hohe kognitive Belastung und kann Nutzende überfordern. Um das Potenzial und die Wirksamkeit von 360°-Videos für Bildungsprozesse zu erschließen, ist eine tiefere Analyse ihrer Anwendung und Wirksamkeit erforderlich.
Im interdisziplinär angelegte Forschungsprojekt Lab360 werden daher immersive 360-Grad-Videos, die authentische Experimentierphasen von Schülerinnen und Schülern abbilden, produziert, interaktiv aufbereitet und mit didaktischen Elementen angereichert. In Lehrveranstaltungen der Praxisphase und im Projektband werden diese durch Masterlehramtsstudierende der Fächer Biologie, Chemie und Physik bearbeitet und der Einsatz und die Wirksamkeit der Videos evaluiert. Insbesondere werden dabei die Analyseergebnisse sowie das Interesse und die Motivation der Studierenden fokussiert. Basierend auf den Evaluationsergebnissen werden die multimedialen Lernszenarien überarbeitet und als Prototyp für weitere Fächer bereitgestellt.
Projektziele
Zeitraum: 01. Juni 2025 – 31. März 2026
Projektbeteiligte: PD Dr. Dagmar Hilfert-Rüppell & Dirk Bauer, TU Braunschweig, IFdN; Leander H Mecklenburg
Mit dem neuen Förderinstrument des RI wird ein erstes Projekt finanziell unterstützt:
Bodyshaming im Sportunterricht – Praktiken, Repräsentationen, Triggerpunkte, Awareness
Projektbeteiligte:
Dr. Nicola Böhlke (Institut für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik)
Prof. Dr. Esther Serwe-Pandrick (Institut für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik)
Thomas Kronschläger (Institut für Germanistik)
Projektlaufzeit: Januar 2025 – Februar 2026
Bodyshaming ist zu verstehen als aktuelles gesellschaftliches Phänomen und brisantes Diskursfeld erzieherischer Aufgaben. Im Vordergrund stehen Praktiken der Diskriminierung von Personen, die vom Körperethos hinsichtlich kultureller Normen und Schönheitsideale (z. B. Körperumfang, -größe, -konstitution, Inszenierung; Birk & Mirbek, 2021), aber auch von körperlichen Techniken hinsichtlich stereotyper und normativer Erwartungen (z.B. motorische Kompetenz, Bewegungsweise, Leistungsfähigkeit) abweichen und deshalb Beschämung erleiden. Dies betrifft auch das zwischenmenschliche Miteinander und pädagogische Arbeiten in der Institution Schule.
Dabei ist Bodyshaming durch Social Media in besondere Dynamiken eingebunden: Auf digitalen Kommunikationsplattformen werden körpernormierende und -idealisierende Inhalte entlang Kriterien wie Gewicht, Proportionalität, Fitness etc. verbreitet, welche als Grundlage für Vergleiche, Manipulationen und Bewertungen von Körpern und Körperlichkeit dienen. In diesem Zusammenhang kommt dem medienorientierten Deutschunterricht sowie dem körperorientierten Sportunterricht eine besondere Bildungsfunktion im Fächerkanon zu. Vor allem im Schulsport steht der Körper bzw. die Körperlichkeit und Leiblichkeit im Zentrum der peerkulturellen und schulpädagogischen Aufmerksamkeit.
In Studien der Schulsportforschung (vgl. u. a. Böhlke & Zander, 2022; Hunger & Böhlke, 2018; Hunger et al., 2022; Serwe-Pandrick & Böhlke, i. D.) wurde mehrfach gezeigt, dass insbesondere das Fach Sport für einige Schüler:innen mit Gefühlen von Unsicherheit, Scham, Hilflosigkeit und Angst in Verbindung steht, was u. a. darauf zurückzuführen ist, dass sie aufgrund ihrer körperlichen Konstitution bzw. Leistungsfähigkeit Abwertungen seitens Mitschüler:innen und Lehrkräften erfahren. Mit Blick auf die modernen Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen spielen sich solche Szenen der körperbezogenen Anerkennung und Missachtung verstärkt auf der Bühne sozialer Medien ab, die das Thema Bodyshaming vielgestaltig repräsentieren.
Das vom Research Institute of Teacher Education geförderte, interdisziplinär angelegte Forschungsprojekt eröffnet einen explorativen Zugang zum Thema. Anvisiert ist, zum einen die verschiedenen Praktiken und Repräsentationen von Bodyshaming im Sportunterricht aufzudecken sowie zum anderen Sichtweisen, Bedeutungszuschreibungen und Sensibilitäten von (Sport-)lehramtsstudierenden zum Thema körperbezogener (Anti-)Diskriminierungen im Kontext des Lehrkraftberufes zu evaluieren. Diesen Zielperspektiven wird sich mittels einer qualitativen Forschungsmethodik genähert. Der Zugang zum Phänomen erfolgt dabei einerseits über die Betroffenenperspektive (Studierende als ehemalige Schüler:innen) mit der Methode der schriftlichen Kurznarrationen, andererseits über die Vermittlungsperspektive (Studierende als zukünftige Pädagogen) mittels leitfadenorientierter Interviews. In der Datenauswertung kommen sowohl sequenzanalytische als auch linguistische Analyseverfahren zum Einsatz. Auf Grundlage der generierten Erkenntnisse sollen erste Anknüpfungspunkte für die Unterrichtsgestaltung/-entwicklung zur Prävention und Intervention von Bodyshaming entwickelt werden.