Wenn das Auto zum Onkel Doktor wird

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Serie der Braunschweiger Zeitung zur Entwicklung des autonomen Fahrens am NFF. In Folge #2 geht es um den Faktor Mensch.

Serie der Braunschweiger Zeitung zur Entwicklung des autonomen Fahrens am NFF. Folge #1 widmet sich dem „Warum?“.

Braunschweiger Zeitung vom 27.03.2021

Von Andreas Schweiger

Braunschweig. FBei der Entwicklung des autonomen Fahrens steht zwar zuerst die Frage im Mittel-punkt, wie ein Roboterauto technisch befähigt wird, seine Passagiere eigenständig, sicher und unfall-frei von A nach B zu transportieren. Aber nicht nur. Der Ansatz der Wissenschaftler am Niedersächsi-schen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF), das zur TU Braunschweig gehört, greift deutlich weiter, beleuchtet neben technischen, unter anderem auch rechtliche und psychologische Aspekte. Im zweiten Teil unserer Serie gehen wir daher der Frage nach, wie der Mensch im und außerhalb des au-tonom fahrenden Autos auf die Technik reagiert und welchen Mehrwert diese durchdigitalisierten Fahrzeuge dem Menschen neben dem reinen automatisierten Transport noch bieten könnten.

Professor Mark Vollrath vom Institut für Psychologie an der TU Braunschweig bestätigt im Gespräch mit unserer Zeitung: Immer dann, wenn der Mensch ins Spiel kommt, wird es schwierig. Das gilt auch für das Entwickeln des autonomen Fahrens. [...] Offen ist nach wie vor auch, wie Fußgänger und Radfahrer auf die neue Technik reagieren. Hilfreich sei es, wenn die autonom fahrenden Autos ihnen signalisieren könnten, dass sie erkannt werden, sagt Vollrath. Entsprechende Versuche gibt es bereits, beispielsweise über Lichtsignale am Auto. Wichtiger als diese Form der Kommunikation ist für den Wissenschaftler aber das Verhalten der automatisierten Fahrzeuge. Roboterautos müssten sich beim Einfahren in eine Kreuzung so verhalten, dass Radler und Fußgänger sofort erkennen, das sie anhalten. Auch hier gilt also: defensive Fahrweise könnte das Sicherheitsgefühl erhöhen und Vertrauen schaffen. „In Summe wird sich der Verkehr als Folge des automatisierten Fahrens entschleunigen“, ist Vollrath überzeugt.

Davon würde wohl auch die Gesundheit der meisten Autofahrer profitieren, und die hat Professor Thomas Deserno vom Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover im Blick. Seine Vision: Automatisierte und damit weitgehend digitalisierte Autos entwickeln sich zu einer Art fahrendem Labor. „Diese Autos verfügen über eine Vielzahl von Sensoren, Kameras, digitaler Kommunikationstechnik und Rechnern“, zählt Deserno auf. Diese Technik könne zusätzlich genutzt werden, um den Gesund-heitszustand des Fahrers zu beobachten und zu bewerten. Voraussetzung: Das Auto lernt seinen Fahrer zunächst kennen, um Unregelmäßigkeiten identifizieren zu können.

Dieser Text ist Teil der Serie der Braunschweiger Zeitung zur Entwicklung des autonomen Fahrens am Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik in Braunschweig. Die Serie wird in den nächsten Monaten fortgesetzt.

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