MA | IMD | ‚TANZT, TANZT, SONST SIND WIR VERLOREN.‘

[Arch Aktuelles]

Entwurf eines Zentrums für Tanz und Choreografie im Schöneberger Gasometer

Masterthesis des IMD _Institute of Media and Design | Wintersemester 2020/21

TANZ ALS LEBENSWIRKLICHKEIT

Die Wuppertaler Choreografin Pina Bausch, von der das titelgebende Zitat stammt, hat den klassischen Tanz befreit von der ungeschriebenen Gesetzmäßigkeit, dass es ein Hochleistungssport sei, den nur ganz junge Tänzer*innen und nur über kurze Zeit ausüben können. Sie arbeitete mit Tänzer*innen allen Alters zusammen und ihre Performances waren gerade deshalb so eindrücklich, weil sie den tanzenden Körper in seiner Zerbrechlichkeit und Imperfektheit zeigten, ohne die Darsteller*innen je bloßzustellen. Im Gegenteil, weit mehr als eine perfekt ausgeführte Tanzbewegung berührte das Publikum doch, dass wiedererkennbare Menschen, komplexe Persönlichkeiten und deren Geschichte und Geschichten sichtbar wurden, künstlerische Biografien, die man über Jahre hinweg verfolgen konnte. Deren Tanz war mitunter dann nicht mehr federleicht und ‚schwerelos‘ aber umso mehr ‚erzählerisch‘. In Pina Bauschs Choreografien war das Leben selbst, dessen kurze Glücksmomente und die Anstrengungen und Niederlagen auf dem Weg dahin, aufgehoben und sublimiert.

Der fulminante Erfolg von Sasha Waltz als Choreografin im Berlin ist ohne Pina Bausch nicht zu verstehen. Leider arbeitete Waltz nur kurz - mit einem vielversprechenden transdisziplinären Ansatz - an der Schaubühne Berlin. Seither ist die experimentelle und zugleich lebensnahe Interpretation des Mediums Tanz, ist die Tanzszene in Berlin - von gelegentlichen Auftritten von 'Sasha Waltz & Guests' im ‚Radialsystem' und anderswo - ohne rechte Heimat.

DER GASOMETER IN SCHÖNEBERG

Eines der ikonischen, weithin sichtbaren Bauwerke Berlins, mit einer Höhe von 78 Metern und einem Durchmesser von 60 Metern, ist der Gasometer in Schöneberg. Lange schon prägt er den Stadtteil, zu lange schon ohne rechte Funktion. Ein filigraner Hohlkörper, eine Erwartung, ein Versprechen. Ein TV-Studio, das dort im EG eingebaut war, ist seit wenigen Wochen abgebaut. Zugleich sucht der Berliner Senat ganz aktuell einen Ort und Konzepte für ein ‚Haus für Tanz und Choreografie‘. 

TANZ IM GASOMETER

Uns erscheint die 360°-Radialgeometrie, die Höhe, Größe und zugleich flirrende Zartheit des Gasometers wie geschaffen dafür, dort hinein ein architektonisches Implantat zu planen, in dem der Tanz in allen Facetten und die dem Tanz gewidmete Bewegung von Menschen zukünftig in Berlin verortet und aufgehoben sein wird.

Kick Off-Veranstaltung: Di., den 06.04.2021 _14.00 Uhr, Online auf ZOOM
Zweitprüfer: Prof. Dan Schürch

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem Download.