Zukunft Familie III

Zukunft Familie III

Projektteam/Ansprechpartner

Projektleitung: Prof. Dr. Kurt HahlwegProf. Dr. Wolfgang SchulzProf. Dr. Daniela HosserDr. Tanja Zimmermann
Projektkoordination: M. Sc. Olga Propp, Dipl.-Psych. Jasmin Hannighofer
 

Studentische MitarbeiterInnen

Daria Beier, Richard Bill, Anke Dörsam, Daniel Hauber, Marian Luckhof, Lena Müller, Anna Schilder, Moritz Schmalstieg, Milan Wiedemann
 

Prävalenzraten von Verhaltensproblemen im Jugendalter

Nach den Ergebnissen der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen (BELLA-Studie des Robert-Koch-Instituts; Ravens-Sieberer, Wille, Bettge & Erhart, 2007) liegt die Lebenszeitprävalenz für die Entwicklung einer psychischen Störung bei Kindern und Jugendlichen bei 20 %, bei ca. 50 % der psychisch erkrankten Erwachsenen beginnt die Störung im Kindes- und Jugendalter. Die hohen Raten psychischer Störungen im Jugendalter legen die Notwendigkeit nahe, Zusammenhänge zu bedingenden Faktoren näher zu untersuchen, um adäquate Interventionsmaßnahmen einsetzen zu können.

Kurz nach dem Training und nach einem Jahr ergaben sich für die Mütter in Zwei-Eltern-Familien der EG im Vergleich zur KG signifikante Effekte bei fast allen Variablen. Bei den weiteren Follow-Ups nach zwei, drei und vier Jahren blieben aus Sicht der Mütter diese Verbesserungen bestehen. Dies betrifft eine Steigerung des positiven Erziehungsverhaltens, eine Reduktion des dysfunktionalen Erziehungsverhaltens und der kindlichen externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten. Bei den internalisierenden Auffälligkeiten ist beim FU-3 keine signifikante Veränderung mehr nachweisbar.
 

Prävention von psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter

Im Hinblick auf die Prävention kindlicher Verhaltensstörungen haben wir in unseren eigenen Arbeiten die Wirksamkeit des Erziehungsprogramms Triple P (Positive Parenting Program;
Sanders, 1999) in zwei verschiedenen Projekten untersucht.
 

A) Im DFG-Projekt "Zukunft Familie I" (HA 1400/14-1-3; 4-5: Wirksamkeit universeller Präventionsmaßnahmen zur Reduktion externaler und internaler Störungen bei Kindern im Vorschulalter) wurden in einer randomisierten Kontrollgruppenstudie mit Hilfe eines multimodalen diagnostischen Ansatzes Daten von 280 Familien mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren zu sechs Messzeitpunkten über den Zeitraum von vier Jahren erhoben (N = 186 Familien in der Triple P-Gruppe (EG) / N = 94 Familien in der Kontrollgruppe (KG). Hierbei wurden auch mögliche Risiko- und Schutzfaktoren erfasst. Insgesamt betrug die Teilnahmerate der 280 Mütter an der Post-Messung 91%, an der FU-1 und FU-2-Erhebung 99% und an der FU-3 und FU-4 95%, die der 192 Väter lag zu allen Messzeitpunkten bei 95%.

Die Ergebnisse bestätigen die langfristige Wirksamkeit des Triple P.

B) In einer weiteren Studie "Zukunft Familie II" (gefördert durch die Jacobs-Stiftung; Heinrichs, Krüger & Guse, 2006) wurde 197 Familien aus sozial benachteiligten Braunschweiger Stadtgebieten das Triple-P Training angeboten. Die Erhebung der Daten erfolgte zu vier Messzeitpunkten innerhalb von zwei Jahren. Das Ziel der Studie war zum einen zu prüfen, ob Familien durch unterschiedliche Anreize zu einer höheren freiwilligen Teilnahme motiviert werden können, zum anderen, ob sich unterschiedliche Settings (Einzel- vs. Gruppentraining) auf die Wirksamkeit auswirken. Es zeigte sich, dass (1) das Elterntraining auch in einer sozial benachteiligten Umgebung deutliche Effekte hervorrief, und (2) die beiden Anreizbedingungen auf Teilnahme und Wirksamkeit differenziell Einfluss nahmen. Während Bezahlung (nicht das Setting) die Teilnahmebereitschaft von Eltern deutlich erhöhte (46% der Eltern im Vergleich zu 26 % ohne Bezahlung), wirkte sich das Setting auf die Wirksamkeit aus: Im Einzeltraining veränderte sich das Erziehungsverhalten stärker als im Gruppentraining.
 

Projekt "Zukunft Familie III" (2011-2013)

Für die Prävention und Therapie von Verhaltensproblemen im Jugendalter ist es wichtig, Faktoren zu identifizieren, die einen Einfluss auf deren Entstehung haben. Trotz teilweise guter Datenlage über die Häufigkeiten solcher Verhaltensprobleme und ihrer Korrelate gibt es nur wenige Studien, die den Einfluss und das Zusammenspiel von Risiko- und Schutzfaktoren in Bezug auf Verhaltensprobleme im Jugendalter längsschnittlich untersuchen. Für die gegenwärtige Studie sollen ca. 400 Familien untersucht werden, von denen seit dem Kindergartenalter zu sechs Messzeitpunkten Eltern- und Kindvariablen erhoben wurden. Die letzten Messungen erfolgten 2006, zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben die Familien Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren. Somit bietet sich die Möglichkeit einer längsschnittlichen Untersuchung, um internalisierende und externalisierende Probleme, Suchtverhalten, Bullying und exzessiven Medienkonsum im Jugendalter vorherzusagen. In diesem Zusammenhang soll auch untersucht werden, ob langfristige Effekte eines vor zehn Jahren durchgeführten verhaltenstherapeutischen Elterntrainings (Triple P) von Bedeutung sind.

Der Zeitpunkt der Untersuchung ist besonders günstig. Gerade die Pubertät ist für viele Familien eine Zeit des Wandels. Die Kinder werden zu Jugendlichen und sind neuen Themen, Entwicklungen und Einflüssen ausgesetzt. Trotz des großen Interesses für diese Veränderungen, gibt es nur wenige Studien, die sich mit den Entwicklungsverläufen von Jugendlichen und dem Einfluss und den Auswirkungen von Risiko- (Lernbehinderungen, Temperament, hoher familiärer Stress) und Schutzfaktoren (wie positives familiäres Klima, Präventionsmaßnahmen) über einen langen Zeitraum befassen.

Nicht alle Kinder, die schwierige Ausgangsbedingungen erlebten, werden zu verhaltensauffälligen Jugendlichen. Die Widerstandsfähigkeit gegenüber Belastungen, die auf das Kind bzw. den Jugendlichen einwirken, wird als Resilienz bezeichnet. Resiliente Kinder und Jugendliche konnten sich aufgrund von funktionaler Anpassung an die gegebenen Belastungen (Risikofaktoren) im Kind-Umwelt-Kontext gesund entwickeln. Eben diese Jugendlichen sind von Bedeutung, wenn es darum geht, spezifische Schutzfaktoren zu identifizieren, die durch gezielte Prävention oder therapeutische Intervention trotz mehrfacher Belastungen eine positive Entwicklung des Jugendlichen begünstigen. Deutlich wird die Notwendigkeit bedingende Faktoren zu identifizieren und deren Zusammenhänge zu beleuchten, um so vorbeugend tätig werden zu können.
 

Es sollen folgende Fragen untersucht werden

  • Was beeinflusst die Entwicklung von Jugendlichen?
  • Welche Faktoren tragen zu einer gesunden Entwicklung bei, welche Faktoren wirken sich negativ aus?
  • Wie gehen Eltern mit auftretenden Schwierigkeiten um?
  • Wie kann man eine ungünstige Entwicklung in der Familie verhindern?
  • Welchen Einfluss hat die Präventionsmaßnahme (Erziehungsprogramm Triple P)?