Förderung zum SoSe 2018

Agile Lehre mit kontinuierlicher Lernfortschrittsvisualisierung

Die Bildungsforschung zeigt, dass der traditionelle Mix aus Frontallehre und vertiefender Einzelarbeit keine optimale Art der Wissensvermittlung darstellt. Dennoch ist der frontale Lehrbetrieb aus Sicht der Lehrenden sehr effizient. Allerdings geht diese Art des Lehrbetriebs mit der Vernachlässigung sozialer Lernziele wie beispielsweise der Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit einher. Demgegenüber kann ein kooperativer Unterricht, bei dem die Lernenden in Kleingruppen aufgeteilt sind und gemeinsam den Lehrstoff behandeln, deutlich effektiver sein. In Bereichen der Programmierung und der Softwareentwicklung außerhalb des akademischen Lehrbetriebs haben sich die agilen Methoden bewährt, die auf dem Konzept der Selbstorganisation basieren und neben einer effizienteren Vermittlung von Fachinhalten einen größeren Fokus auf soziale Interaktion in der Lernphase legen. Daher werden neben einer intensivierten Wissens- und Methodenvermittlung auch soziale Kompetenzen der Studierenden durch den Einsatz agiler Methoden geschult und gestärkt. Agile Methoden bedienen sich i.d.R. visueller Gestaltungswerkzeuge, um den Teamfortschritt sichtbar zu machen. Die Entwicklung eines solchen Software-Werkzeugs kann dabei helfen, den Studierenden eine Art Fortschrittskontrolle zu ermöglichen und gleichzeitig dem Lehrenden potentielle Leistungsdefizite aufzeigen. Langfristig kann durch die erhobenen Daten auch die Komplexität des Lehrstoffs evaluiert werden und auf die durchschnittliche Leistungsfähigkeit des Publikums angepasst werden.


ALL – Agiles Lernen und Lehren

Studierende reden in einem Hörsaal mit einem Dozenten

Agile Prinzipien und Methoden entstammen der agilen Softwareentwicklung und werden aktuell auf unterschiedliche Problemstellungen angewendet. Der Grundgedanke ist ein schrittweises Vorgehen, das auf schnelles Feedback setzt, sich an Kundenbedürfnissen ausrichtet und Teamarbeit sowie Interaktion in den Mittelpunkt stellt. Wird dieser Grundgedanke auf den Lehr-Lern-Prozess übertragen, ergibt sich eine starke Interaktion zwischen Studierenden und Lehrenden. Studierende bewältigen den Lernprozess selbstständig in kleinen vordefinierten Lerneinheiten, die Lehrperson definiert Ziele und stellt unterstützende Medien bereit. Ausgehend von Feedback und Lernfortschritt der Studierenden leitet sie Wiederholungen zur Vertiefung ein oder führt in neue Themen und Problemstellungen ein. Im Innovationsprojekt "ALL – Agiles Lernen und Lehren" sollen agile Prinzipien und Methoden für das Lernen und Lehren im Bereich der Produktentwicklung adaptiert werden. Es soll eine ausgeprägte und durch digitale Medien gestützte Interaktion realisiert werden, die Lehrenden und Lernenden bei der Reflexion und individuellen Planung des Lehr-Lern-Prozesses unterstützt. Die Anpassung und Entwicklung der Methode und der digitalen Medien für das agile Lernen und Lehren erfolgt im Rahmen bestehender Lehrveranstaltungen in der Grundlagenlehre zur Produktentwicklung am Institut für Konstruktionstechnik.


Enzymtechnik forschungsorientiert

Ein Studierender arbeitet in einem Labor

Elemente der forschungsorientierten Lehre wie z. B. die Aufbereitung des aktuellen Stands der Forschung in einem Mini-Review oder die weitgehend eigenständige Planung von Versuchen im Rahmen eines Praktikums aufbauend auf Zielsetzung, Geräteanleitungen und Standardmethoden sind in verschiedenen Lehrveranstaltungen bereits etabliert. Ähnlich wie bei studienbegleitenden und Abschlussarbeiten können hier jedoch die Studierenden nicht erfahren, wie es gelingt, eigene Ideen zu entwickeln, zu verfolgen, umzusetzen und zu präsentieren. Daher sollen im Rahmen dieses Projekts die Elemente von Antragstellung, -verteidigung, -bearbeitung und Abschlussbericht analog zu den üblichen Verfahren des akademischen Ideenwettbewerbs bzw. der Beantragung von Ressourcen in Unternehmen in einer Lehrveranstaltung eingebaut werden. Dabei ist es ein besonderes Anliegen, die Qualitätskriterien der Beurteilung von Ideen, Anträgen und Publikationen durch Peer-to-Peer-Evaluation erfahrbar zu machen.


FIM RolePlay

Im Rahmen des Innovationsprojekts FIM RolePlay soll für die Studierenden verschiedener Masterstudiengänge unter Zuhilfenahme eines Game-based-Learning-Ansatzes ein Lernumfeld geschaffen werden, das verstärkt auf die Involvierung der Studierenden setzt und ihnen damit ermöglicht, stärker zu partizipieren und realitätsnahe Erfahrungen zu machen. Über mehrere Spielrunden hinweg sollen die Studierenden ein Forschungs- und Innovationskonzept entwickeln. Um das zu schaffen, benötigen sie nicht nur das im Rahmen der Lehrveranstaltung "Forschungs- und Innovationsmanagement" ("FIM") erworbene Fachwissen, sondern auch darüber hinausreichende Kompetenzen und Soft Skills. Dabei bezieht jede/r Studierende eine spezifische Rolle in Form eines Charakters aus der Forschung und Entwicklung. Jeder dieser Charaktere besitzt bestimmte Fertigkeiten, mit denen sich die in den Spielrunden ergebenden Aufgaben lösen lassen. Die Aufgaben beziehen sich dabei auf die Inhalte der Lehrveranstaltung und sind eingebettet in ein Spielszenario, das durch eine fortlaufende und handlungsorientierte Erzählung und unter Berücksichtigung von getroffenen Entscheidungen immer weiter ausgestaltet werden kann. Das Rollenspiel sensibilisiert die Studierenden für gruppendynamische Prozesse, wie sie auch im Berufsleben immer wieder auftreten. Dabei gilt es diverse Herausforderungen zu meistern, etwa die Reflexion der eigenen Handlungen oder das Einschätzen der eigenen Kompetenzen. Die Studierenden müssen in ihren Rollen sowohl in der Lage sein, die eigene Position zu vertreten als auch die Meinung anderer zu respektieren. Außerdem bieten Rollenspiele die Möglichkeit, sich in Positionen hineinzuversetzen, die man bisher weniger nachvollziehen konnte. Die direkte, körperliche Einbindung der Lernenden in Verbindung mit den narrativen Elementen fördert so die intrinsische Motivation.


Neu gedacht – Gedankenexperimente zur Förderung von eigenständiger Erkenntnisgewinnung

Lehrende bereiten mit einem Studierenden etwas vor

Zunehmender Leistungsdruck, Lernkontrolle durch Prüfungen und die Erfüllung formaler Zwänge prägen die Studierendenmentalität. Die Frage nach dem Aufwand, um eine Prüfungsleistung erfolgreich zu absolvieren, steht oftmals über dem Drang nach Wissenserwerb und der Entwicklung eigener Lösungsansätze. Im Modul "Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaften" führt dieser Umstand dazu, dass den Studierenden eigenständiges und kritisches Nachdenken über Theorien und das Einordnen von Erkenntnissen in größere Zusammenhänge häufig nicht gelingt. Dieser Problematik soll durch die Anwendung und Entwicklung von Gedankenexperimenten entgegengewirkt werden. Der Begriff Gedankenexperiment ist dabei weit gefasst: Er zielt insgesamt darauf ab, mit Vorstellungskraft und Logik neue Sichtweisen auf Gegebenheiten auszubilden und Umdenken zu fördern. Eine aktivierende Beteiligung soll durch vielfältige mediale Darstellungs- und Aufbereitungsformen der Gedankenexperimente bewirkt werden. Ziel des Innovationsprojekts ist es, spezifisch auf den Lerninhalt bezogene Gedankenexperimente zu konzeptionieren und systematisch zusammenzustellen. Da Denkanstöße auf einer höheren Ebene Studierende unabhängig vom Fachbereich dazu ermutigen können, Probleme aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und komplexe Zusammenhänge durch die Vernetzung von Wissen besser zu verstehen, kann das Konzept hervorragend auf andere Fächer übertragen werden.


GLuE – Gemeinsam Lernen und Erfahren

Studierende bei einem Planspiel

Die berufliche Praxis vieler Disziplinen ist geprägt von fächerübergreifender und interdisziplinärer Zusammenarbeit, ein reibungsloser Ablauf über mehrere Tätigkeitsfelder hinweg ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Die universitäre Ausbildung sollte daher Studierenden Lehr-Lern-Arrangements bieten, die sowohl Fachwissen als auch intra- und interdisziplinare Methoden, Inhalte und Kompetenzen fördern. Um das erworbene Wissen später auch einsetzen zu können, ist es ebenfalls wichtig, das Wissen nicht nur theoretisch zu vermitteln, sondern auch praktisch zu erproben: In realitätsnahen Situationen sollen Studierende ihr Fachwissen und ihre Kompetenzen anwenden und sich darin ausprobieren können. Im interdisziplinären Kontext kann so die Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg eingeübt werden. Es entsteht Wissen darüber, was andere Disziplinen leisten können und wie man voneinander profitieren kann. Ein weiterer Mehrwert kann generiert werden, wenn ein Teil der erworbenen Kompetenzen auch interdisziplinär zur Verfügung gestellt wird und die Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen ihre jeweiligen Kompetenzen wechselseitig weitergeben können. Die aktive Weitergabe verfestigt und erweitert wiederum das eigene Wissen. Das Ziel von "GLuE – Gemeinsam Lernen und Erfahren" ist, den Austausch zwischen Studierenden unterschiedlicher Fachrichtungen zu fördern und sie im Rahmen verbundener Lehrveranstaltungen gemeinsam, wechselseitig und fächerübergreifend lehren zu lassen.


ReWe² – Didaktische Neukonzeption einer betriebswirtschaftlichen Grundlagenveranstaltung

Studierende im Audimax

In der Lehrveranstaltung "Betriebliches Rechnungswesen" fungieren Studierende augenblicklich als ausschließlich passive Zuhörende und werden damit nur Fachkompetenz-bezogen auf die Anforderungen in Unternehmen vorbereitet. So fördert das derzeitige Veranstaltungskonzept insbesondere das bloße Auswendiglernen von Definitionen und Berechnungsmethoden. Didaktische Konzepte, um derartigen Tendenzen entgegenzuwirken, kommen bislang nicht zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund zielt das Projekt darauf ab, die Veranstaltung auf mehreren Ebenen zu verändern. Zum einen soll die Veranstaltung klar gemäß der drei zentralen Teile des Rechnungswesens (Buchführung, Externes und Internes Rechnungswesen) strukturiert werden; dazu gehört auch die verständliche Verknüpfung dieser Teile. Zum anderen soll auf didaktischer Ebene ein abgestimmter Blended-Learning-Methodenmix zum Einsatz kommen. Dieser besteht aus einem Flipped-Classroom-Konzept mit Online-Aufgaben für die Buchführung, einem abgewandelten Konzept des Forschenden Lernens für das Externe Rechnungswesen sowie einem Fallstudienkonzept für das Interne Rechnungswesen. Im Rahmen der Kombination verschiedener Ansätze sollen die Studierenden darin gefördert werden, unternehmensinterne und -externe Informationen des Rechnungswesens selbstständig zu analysieren, um daraus betriebswirtschaftliche Handlungsempfehlungen abzuleiten.


Die digitale Vorlesung zur Steigerung der Effektivität und Effizienz des Lernens in Großgruppen

Durch das Projekt "Die digitale Vorlesung zur Steigerung der Effektivität und Effizienz des Lernens in Großgruppen" soll innerhalb der regulären und der wirtschaftswissenschaftlichen Bachelorvertiefung zugehörenden Vorlesung "Finanzierungstheorie" das Konzept des "lnverted Classroom" einhergehend mit einer digitalen Lernplattform sowie einer digitalen Expertensprechstunde umgesetzt werden. Im Rahmen dieses Projekts sollen die einzelnen Vorlesungsblöcke auf Video aufgezeichnet (sog. ELectures) und den Studierenden nachfolgend in den regulären zeitlichen Abständen der einzelnen Vorlesungsblöcke auf einer digitalen Plattform zur Verfügung gestellt werden. Unterstützt wird dies durch das Angebot einer Chat-Sprechstunde mit einem/einer wissenschaftlichen Mitarbeiter/in des Instituts sowie eines digitalen Diskussionsforums für die Studierenden. Die bisherige Präsenzveranstaltung wird weiterhin angeboten und soll genutzt werden, um den Lehrinhalt anhand von Fragen seitens der Studierenden und Übungsaufgaben seitens des Dozenten zu vertiefen. Im Fokus steht dabei, den Studierenden selbstständiges, eigenverantwortliches und kompetenzorientiertes Lernen zu ermöglichen, um auf diese Weise das Verständnis der Lehrinhalte effektiv zu fördern. Da neben der Finanzierungstheorie auch die Investitionstheorie im Rahmen der Bachelorvertiefung von den Studierenden belegt wird, ist es ferner möglich, das Lehr-Konzept anhand der empirischen Methode "Difference-in-Differences" zu evaluieren. Durch die vorliegenden Rahmenbedingungen liegt eine ideale Kontrollgruppe vor, sodass der Effekt des Lehrprojekts hervorragend gemessen werden kann. Die erstmalige Anwendung ist im Wintersemester 2018/2019 vorgesehen und soll in den folgenden Jahren fortgeführt werden. Darüber hinaus ist bei positiver Evaluation ein Ausweiten dieser Methodik auf weitere Veranstaltungen des Instituts angedacht.