Förderung zum WiSe 2015/16

Vierte Förderrunde im Innovationsprogramm: WiSe 2015/16

Im Wintersemester 2015/16 wurden im Innovationsprogramm Gute Lehre sieben innovative Lehr-Lern-Projekte gefördert und begleitet.

bsMOOC

Die Kernidee des Projekts bsMOOC ist die Konzeption, Produktion und Durchführung von drei Massive Open Online Cources (MOOC). Diese werden inhaltlich entlang der zwei Forschungsschwerpunkte der TU Braunschweig - Stadt der Zukunft sowie Mobilität - gestaltet. Die MOOCs werden in Kooperation mit anderen TU9-Universitäten themenspezifisch bilateral entwickelt. Das Projekt kombiniert dabei zwei unterschiedliche MOOC-Formate synergetisch. Einerseits werden innerhalb des Projekts drei videobasierte Online-Kurse (xMOOCs) umgesetzt. Diese bieten insbesondere einer großen nationalen und internationalen TeilnehmerInnenzahl die Möglichkeit der Teilnahme. Gleichzeitig werden auf die Bedürfnisse der Studierenden vor Ort zugeschnittene ergänzende Präsenzformate entwickelt und erprobt (bMOOCs). So werden die aus didaktischer Sicht geäußerten Kritikpunkte von xMOOCs für die Studierenden der TU Braunschweig aufgefangen. In Folge wird sowohl die Methodenpluralität der Lehre an der TU Braunschweig erweitert und im nationalen und internationalen Kontext dargestellt, als auch die Möglichkeit des Studienerfolgs durch individuelle Lernwege und Begleitung der Lehrenden gesteigert.


Eye-Tracking Spatial Experience

In zahlreichen Disziplinen – wie den Kognitionswissenschaften, der Psychologie oder der Marktforschung – wurde Eye-tracking bereits zu Forschungszwecken eingesetzt. Architekten oder Urbanisten haben die Methode bislang jedoch nicht eingesetzt, um zu untersuchen wie Menschen Raum erfahren. Ausgehend von der These, dass Individuen die Hauptakteure in der Organisation und Produktion von Raum sind, wird im Rahmen des Projekts die Eye-Tracking Technologie eingesetzt, um gemeinsam mit Studierenden Experimente zu entwickeln, die der Frage nachgehen, wie Menschen sich durch den urbanen Raum bewegen, diesen wahrnehmen und verstehen.
Zu Beginn des Projekts werden die Studierenden im Umgang mit der Technik – tragbare Eye-Tracking Headsets verbunden mit einem Tablet Computer – geschult. In der daran anschließenden Gruppenphase und im Diskurs mit den Lehrenden entwickeln die Studierenden Experimente unter Verwendung der Eye-Tracking Technologie zur Beantwortung eindeutiger Forschungsfragen. Diese führen sie unter Einbindung von externen Testpersonen in der Praxisphase an (berühmten) öffentlichen Räumen in Berlin wie dem Alexanderplatz, Brandenburger Tor und Kulturforum durch und werten die Ergebnisse im Anschluss aus.
Das Seminar ist angesiedelt im Department Architektur der TU Braunschweig und fokussiert insbesondere auf räumliche Fragestellungen. Darüberhinaus sind aber auch andere Forschungsdisziplinen wie z.B. Soziologie, Geografie, Psychologie und Kognitionswissenschaften eingeladen mitzuwirken.
Das Projekt setzt erstmalig eine im Bereich der Architektur und des Städtebaus völlig neuartige Technologie ein, um neue Forschungsfelder zu erschließen und bezieht Studierende aktiv mit in die Entwicklung ein. Die Ergebnisse des Workshops werden der akademischen und breiteren Öffentlichkeit in einer Ausstellung sowie wissenschaftlichen Artikeln zugänglich gemacht.


"GENau nachgefragt!" Gentechnik AG + Ethikmodul

Neue Technologien bieten vielversprechende Chancen, bergen häufig aber auch Risiken und gehen in der Gesellschaft oftmals mit Verunsicherung und Befürchtungen einher. Eine in Deutschland stark umstrittene Technologie stellt die Gentechnik dar. Studierende der Biologie und Biotechnologie werden bei ihrer Entscheidung für oder gegen bestimmte Forschungsrichtungen mit dieser Problematik konfrontiert und werden darüber hinaus auch häufig von ihrem sozialen Umfeld als Experten zu dieser Thematik angefragt. Die AG bietet den Studierenden die Möglichkeit sich intensiv mit den verschiedenen Aspekten und Argumenten der aktuellen Gentechnikdebatte auseinanderzusetzen. Ziel ist es, das Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen, die individuelle Positionierung zu unterstützen und Faktenwissen für die aktive Teilnahme an Debatten zu generieren. Dazu werden von den Studierenden aktuelle Fragen recherchiert, vorgestellt und diskutiert. Die Themenauswahl wird dabei gemeinschaftlich getroffen. Zusätzlich werden Expertinnen und Experten eingeladen, um die Standpunkte verschiedener Akteure vertieft kennenzulernen. Die AG stellt darüber hinaus ein Forum zum Ausprobieren neuer Präsentationswege und Diskussionsformen dar. Die Treffen erfolgen vierzehntägig. Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin und Herr Fleißner stehen den Studierenden während der Recherche und der Vorbereitung der Treffen zur Seite. In den kommenden zwei Semestern soll dieses AG-Konzept konsequent weiterentwickelt und professionalisiert werden. Aufbauend auf den Erfahrungen der AG soll zusätzlich ein Ethik-Modul für alle Bachelorstudierenden der Biologie und Biotechnologie konzipiert werden. Dieses soll als "Input"-Anteil eine Ringvorlesung umfassen, in der verschiedene Kollegen und Kolleginnen und Expertinnen und Experten Vorlesungen zum Thema Wissenschaftsethik und neue Technologien halten (auch interdisziplinär). In einem ergänzenden Seminarteil (Gruppen von 10-15 Personen) werden die Studierenden nach dem Vorbild der AG sehr eigenständig Themen erarbeiten und diskutieren.


Messen und Berechnen realer Raumbeleuchtung

Im Laborpraktikum Raumbeleuchtung werden Studierende theoretische Kenntnisse aus der Veranstaltung Lichttechnik in der Praxis anwenden und reale Beleuchtungssituationen in Kleingruppen diskutieren. Dabei werden durch die Studierenden fachgerechte Messungen der realen Beleuchtungsstärke vorgenommen, dokumentiert und ausgewertet. Ergänzend werden die Beleuchtungssysteme von Hand (Punktbeleuchtung, Wirkungsgradverfahren, Energieverbrauch) sowie EDV-basiert (Simulation mittels Strahlverfolgung) berechnet. Für die Aufgabe werden Räume und Verkehrsflächen der TU Braunschweig ausgewählt, welche mit modernen Leuchten (T5 Leuchtstofflampen, LEDs) ausgestattet sind. Jede Kleingruppe erstellt ein Poster und präsentiert darauf die diskutierte Beleuchtungssituation sowie die ermittelten Ergebnisse in einem abschließenden Info-Markt. Das Labor wird die Vorlesung und Übung im Modul Lichttechnik des Masterstudiums anwendungsnah ergänzen, der Vergleich mit der realen Beleuchtungsstärke schafft einen klaren Bezug zwischen Theorie und Praxis. Die dabei zu erarbeitende Dokumentation entspricht der Planung und Prüfung wie sie auch für eine fachgerechte Installation bzw. Abnahme einer Beleuchtungsanlage erforderlich ist. Dabei wird die erlernte Theorie in der Praxis angewendet und ein kritisches Betrachten der alltäglichen Umgebung hinsichtlich Güte der Beleuchtung trainiert.


Science meets Politics: Studierende beraten PolitikerInnen im Bereich Verkehrspolitik in Braunschweig

"Science meets Politics" ist eine neue transdisziplinäre Lehrveranstaltung für Studierende, welche an Inter- und Transdisziplinarität sowie der Verbindung von Theorie und Praxis interessiert sind. Ziel ist es, sich auf transdisziplinäre Art und Weise mit Fragen, welche die Akteure im Bereich der Verkehrspolitik in Braunschweig bewegen, auseinanderzusetzen und so zur Lösung regionaler, gesellschaftlich relevanter Probleme beizutragen. Die Lehrveranstaltung richtet sich an alle Masterstudierenden des Lehrstuhls für Innenpolitik (Projektmodul) und des Instituts für Eisenbahnbau und -betrieb (Vertiefungsmodul). Darüber hinaus sind alle Studierenden, die sich für Politik, aktuelle verkehrspolitische Probleme in Braunschweig und deren Lösung interessieren, eingeladen, an der Lehrveranstaltung teilzunehmen. Durch diese Heterogenität können verschiedene fachspezifische Theorie- und Methodenkenntnisse zum Tragen kommen. Dies ermöglicht, komplexe, disziplinen- und wissenschaftssystemübergreifende Problemstellungen der Braunschweiger Stadtgesellschaft in gleichberechtigter Kooperation mit Praxisakteuren zu bearbeiten und Problemlösungen zu ermitteln.
Von Systemwissen, über Zielwissen hin zu Transformationswissen übertragen die Studierenden unterschiedliche Erkenntnisbereiche in praktisch nutzbare Expertise. Diese befähigt die beteiligten Akteure zu einem adäquaten Umgang mit den Herausforderungen, vor denen sie und die Braunschweiger Stadtgesellschaft im Politikfeld Verkehr stehen.


Projektwoche "Living Heritage"

Unsere gebaute Umwelt ist das Produkt einer bis in die Antike zurückreichenden Kulturgeschichte. Sie lässt sich ohne Kenntnis ihrer historischen Entwicklung bzw. den dahinter stehenden Denkmodellen und Wissensfeldern nicht verstehen. Jede (theoretische wie planerische) Auseinandersetzung mit bestehenden Bauten durch Architekten erfordert daher eine sorgfältige Grundlagenermittlung, die in gleichem Maße zur fundierten Einschätzung ihrer Substanz, ihres Wesens und ihrer (kulturellen wie ideellen) Bedeutung führen sollte. Im bisherigen Lehrangebot für den Bachelor-Studiengang Architektur werden in einer zweisemestrigen Vorlesung (Baugeschichte I und II) grundlegende Inhalte und Nomenklaturen vermittelt. Die geplante Projektwoche soll das hierdurch angeeignete "theoretische" Wissen mit Leben füllen, indem die Studierenden die Gelegenheit bekommen, sich selbst forschend und analysierend mit historischer Bausubstanz auseinanderzusetzen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen dabei verschiedene Rollen ein: zunächst die des Studierenden, dann des Forschenden, des Publizierenden bzw. Dozierenden und des kritisch Evaluierenden. Durch gegenseitiges Feedback mittels eines Geocaching-Tools bzw. in Gruppengesprächen am Ort, wird die Urteilsfähigkeit auf verschiedenen Ebenen geschärft. Inhaltlich begleitet wird das Projekt vom niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege.