Viele Forschungsfragen erfordern eine systematische Auswertung einer großen Zahl von Einzelstudien. Diese Aufgabe übernehmen systematische Reviews und Metaanalysen – sie liefern verlässliche, evidenzbasierte Antworten, sind jedoch äußerst ressourcenintensiv. Für ihre Durchführung braucht es fachlich qualifiziertes Personal sowie ausreichend Zeit und Kapazitäten in spezialisierten Arbeitsgruppen.
Gesellschaftliche Krisen wie die COVID-19-Pandemie haben deutlich gemacht: In herausfordernden Situationen sind schnelle, wissenschaftlich fundierte Entscheidungen gefragt. Um der Öffentlichkeit, politischen Entscheidungsträger*innen und Forschenden zeitnah relevantes Wissen bereitzustellen, braucht es neue Wege der Evidenzaufbereitung.
Ein zentrales Anliegen unserer Arbeitsgruppe ist daher die Entwicklung, transparente Dokumentation und kontinuierliche Pflege von laufend aktualisierten Datenbanken. Diese enthalten systematisch aufbereitete Forschungsergebnisse zu zentralen Fragen der Resilienz- und Psychotherapieforschung im Kindes- und Jugendalter – als Grundlage für schnelles, evidenzbasiertes Handeln in Wissenschaft, Praxis und Politik.
Wir wissen aus vielen Studien und systematischen Übersichtsarbeiten, dass verschiedene Arten von Psychotherapie wirksam sind, um Symptome psychischer Belastung bei Kindern und Jugendlichen zu reduzieren. Oft werden Therapie- und Kontrollgruppen jedoch nur unmittelbar nach dem Therapieende verglichen. Zu Langzeiteffekten – also Unterschieden zwischen Therapie- und Kontrollgruppen nach mehreren Jahren – ist bisher weniger bekannt. Vor allem fehlt es an einer systematischen Zusammenfassung der Forschungsergebnisse in diesem Bereich. Diese Lücken wollen wir schließen, indem wir im Rahmen des Projekts LaKiJu META eine Datenbank entwickeln, die alle Studien zu Langzeiteffekten zusammenfasst. Damit wollen wir die Frage beantworten, wie wirksam verschiedene Arten der Psychotherapie langfristig sind, um psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen (z.B. ADHS, Angsterkrankungen) zu behandeln. Am Ende des Projekts wird die Datenbank freizugänglich sein und kann von Forschenden, Psychotherapeut*innen und interessierten Betroffenen genutzt werden.
➔ Das besondere an unserem Projekt: Wir befragen Kinder und Jugendliche, die bereits eine Psychotherapie gemacht haben, was ihnen nach der Therapie besonders wichtig ist, und bestimmen so die wichtigsten Endpunkte unserer Analyse.
Projektstart: 1. Januar 2025
Projektpartner: Ruhr-Universität Bochum und Leibniz-Institut für Resilienzforschung, in Kooperation mit der TU Braunschweig und der Universität des Saarlandes
Finanzielle Förderung: Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Projekt LoPsyCA; Förderkennzeichen: 01KG2414).
Menschen reagieren unterschiedlich auf belastende Lebensereignisse (z. B. einen Autounfall, die Scheidung der Eltern). Seit 2004 nutzen zahlreiche Studien im Bereich der Resilienzforschung verlaufsbasierte Ansätze (z. B. Wachstumskurvenmodelle), um Anpassungsprozesse nach belastenden Lebensereignissen zu untersuchen. Bisher fassten zwei Übersichtsarbeiten (Galatzer-Levy et al., 2018; Schäfer, 2022) diese Studien zusammen. Dabei blieben sie jedoch auf eine kleinere Anzahl an Studien oder bestimmte belastende Ereignisse (z. B. COVID-19-Pandemie) beschränkt. Die ResiMETA-Datenbank hat das Ziel, alle verlaufsbasierten Studien zusammenzufassen und somit eine nachhaltige Wissensbasis für die Beantwortung zentraler Forschungsfragen der Resilienzforschung zu schaffen.
➔ Basierend auf 320 eingeschlossenen Studien sollen sowohl die Häufigkeit einzelner Verläufe nach verschiedenen Stressereignissen als auch der Vorhersagewert einzelner Resilienzfaktoren untersucht werden.
Projektstart: Januar 2023, fortlaufend
Finanzielle Förderung: keine