Psychologie am Abend

Psychologie am Abend (ausschließlich online)

Psychologie am Abend ist eine gemeinsame Vortragsreihe der Abteilungen Klinische Psychologie, Psychotherapie und Diagnostik und Entwicklungs-, Persönlichkeits- und Forensische Psychologie.

Wenn Sie in den Mail-Verteiler für die Vortragsreihe Psychologie am Abend aufgenommen werden möchten, senden Sie bitte eine E-Mail an: Dr. Gabriele Krause

Möchten Sie für Ihre Teilnahme Fortbildungspunkte erhalten, melden Sie bitte Ihre EFN per Mail an PD Dr. Anja Grocholewski.

20.06.2024 - Das Post-COVID-Syndrom – Alles nur Immunologie? Argumente für ein bio-psycho-soziales Erklärungsmodell

Dr. med. Frank Matthias Rudolph, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, mit Schwerpunkt Verhaltenstherapie, Zusatzbezeichnungen „Diabetologie“ und „Rehabilitationswesen“
Wann: 20.06.2024, 17:00 - 18:30 Uhr
Wo: https://tu-braunschweig.webex.com/meet/m.supke

Abstract:

Das Post-COVID-Syndrom ist derzeit in den Medien und der öffentlichen Debatte sehr präsent. Die Debatte darüber, was die zum Teil ausgeprägten Beschwerden verursacht, an denen Menschen nach durchgemachter Covid-19-Infektion leiden und die mit Begriffen wie Long- und Post-COVID bezeichnet werden, sind heftig.
Die Meinungen hierüber gehen ebenso weit auseinander wie die Prävalenzschätzungen. Sehr viele Betroffene, Selbsthilfegruppen und auch Mediziner vertreten einseitig biologische Ursachenvorstellungen, verbunden mit manchmal vehementer Ablehnung psychosomatischer Aspekte dieses Beschwerdesyndroms.
Im Vortrag wird ein „Psychosomatisches Genese Modell des Post-Covid-Syndroms (PCS) vorgestellt, wie es sich in der aktualisierten S1-Leitlinie der AWMF (Koczulla et al. 2022) findet. Im Gegensatz zu einer eindimensionalen Betrachtungsweise (ausschließlich somatisch verursacht) vertritt der Referent die Kernaussage der Leitlinie: Komplexe Krankheitsbilder wie das Long-/Post-COVID-Syndrom erfordern bei einer zunehmenden Spezialisierung im Gesundheitswesen eine generalistische interdisziplinäre Herangehensweise mit Blick auf den ganzen Menschen sowie eine Kontinuität in der Versorgung. Psychosomatische Grundversorgung wird an einer frühen Stelle im Versorgungsalgorithmus empfohlen. Es wird ein Konzept zur Psychosomatischen Reha bei PCS vorgestellt.

20.11.2024 „Wo bin ich und wo will ich hin?“ – Das Gruppentherapieprogramm zur Klärung von Lebenszielen für psychisch belastete Jugendliche: Hintergründe, Konzepte, Evaluationsergebnisse

Prof. Dr. Andreas Hillert, Assistenzärztin Carolin Göhre, M.Sc. Sophia Hillert; alle Schön Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee
Wann: 20.11.2024, 17:00 - 18:30 Uhr
Wo: https://tu-braunschweig.webex.com/meet/m.supke

Abstract:

Einerseits: Viele Jugendliche haben aktuell keine konkreten und verbindlichen Vorstellungen von ihrer privaten und beruflichen Zukunft jenseits des Erreichens eines Schulabschlusses. Dies wird durch die gesellschaftlichen Entwicklungen („Postmoderne“) begünstigt. Eltern sind bemüht die Autonomie ihrer Kinder nicht einzuschränken („Du kannst machen, was Du willst, Hauptsache Du wirst glücklich!“). Die Jugendlichen selber, angesichts unendlicher Möglichkeiten und dem Anspruch eine perfekte Wahl treffen zu müssen („Ein Beruf, der immer Spaß macht!“), machen es sich auch nicht leicht.  Andererseits: die skizzierte Konstellation ist für psychisch belastete Jugendliche besonders fatal, weil der mit der Erkrankung einhergehende „Krankheitsgewinn“ zunächst einmal auch von der Notwendigkeit einer eigenverantwortlichen Perspektivklärung entlastet, wobei fehlende konkrete Perspektiven längerfristig erheblichen negativen Einfluss auf den Therapieverlauf haben.
Im Rahmen des Vortrages werden zunächst empirische Daten jugendlicher psychosomatischer Patientinnen (Ziele, Wertes, soziale Milieu-Zugehörigkeit) referiert und der Einfluss der genannten Aspekte auf den Therapieverlauf dargestellt. Ausgehend von diesen Ergebnissen wurde ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches, auf 6 Doppelstunden angelegtes Gruppenschulungsprogramm zur beruflichen und lebensperspektivischen Orientierung von Jugendlichen entwickelt. In die Evaluation wurden konsekutiv zur stationären Behandlung von Essstörungen, Depressionen, Angststörungen und sozialen Phobien aufgenommene Patientinnen und Patienten aufgenommen (Interventions- und Kontrollgruppe je n > 100). Es werden die Inhalte des Programms und Ergebnisse der Erhebung vorgestellt. Jugendliche haben per se großes Interesse am Programm. Sie erleben z.B. auch die direkte Thematisierung des Themas „Krankheitsgewinn“ als hilfreich und können motiviert werden, sich offensiver mit den individuellen Zukunftsperspektiven auseinander zu setzen.