Die Kostenrechnung sollte einerseits den verschiedenen InformationsbedĂŒrfnissen der BerichtsempfĂ€nger Rechnung tragen, andererseits möglichst einfach konzipiert sein, um den Kontierungsaufwand gering zu halten. In diesem Spannungsfeld ein ausgewogenes Kostenrechnungssystem zu betreiben, stellt oft eine groĂe Herausforderung dar.
Zwecks Ausgleich zwischen dem gewĂŒnschten Informationsniveau und dem Informationsgehalt der Kostenrechnung ist neben der Identifizierung der InformationsbedĂŒrfnisse auch eine Analyse der unternehmensspezifischen Kostenstrukturen notwendig. Dazu bietet sich insbesondere eine ABC-Analyse an. Dieses Verfahren nimmt eine Kategorisierung von Kostenarten in solche mit hohem, mittlerem und niedrigem Gesamtkosten-anteil vor. Erstere können dann z. B. im Kontierungsplan stĂ€rker ausdifferenziert, letztere stĂ€rker aggregiert werden. Ein analoges Vorgehen bietet sich auch im Bereich der Kostenstellen- und KostentrĂ€gerrechnung an, wobei hier weitergehende Anforderungen BerĂŒcksichtigung finden mĂŒssen. So setzt ein wirksames Budget-Controlling eine verantwortungsbezogene Kostenstellenstruktur voraus. Das folgende Beispiel skizziert ein entsprechendes Praxisprojekt.
Das Institut fĂŒr Controlling & Unternehmensrechnung (ICU) wurde vom Staatstheater Braunschweig beauftragt, sein derzeit angewendetes Kostenrechnungskonzept zu evaluieren und weiterzuentwickeln. Letztendlich sollte die Kostenrechnung fĂŒr ein darauf aufbauendes Controlling-Instrumentarium (vor allem fĂŒr Budgetierung und Berichtswesen) vorbereitet werden.
Um den administrativen Aufwand zu verringern und gleichzeitig die Kostentransparenz zu fördern, was es nötig die Gliederung der Kostenarten, -stellen und -trĂ€ger anzupassen. Auf Basis einer ABC-Analyse wurden zahlreiche Buchungskonten mit geringem Anteil an den Gesamtkosten des Theaters stĂ€rker zusammengefasst, und einige Konten mit hohem Anteil wurden weiter ausdifferenziert. Insgesamt konnte der Kontenplan um 54 Buchungskonten reduziert werden. Die Kostenstellen wurden nach MaĂgabe des Organigramms des Theaters umstrukturiert und stellenweise gekĂŒrzt bzw. erweitert (etwa um GebĂ€udekostenstellen). Ziel war es, in Verbindung mit der Budgetierung wirksame Kostenkontrollen (etwa der GebĂ€udekosten) zu ermöglichen. Insgesamt lieĂ sich die Zahl der Kostenstellen um rund 30 % verringern. Das KostentrĂ€gerverzeichnis wurde ausschlieĂlich aus dem Leistungsprogramm des Staatstheaters abgeleitet, um Ăberschneidungen mit anderen Bereichen der Kostenrechnung zu vermeiden. Ferner wurde auf die bisherige Unterteilung der KostentrĂ€ger in "Vor-Premiere" und "Nach-Premiere" verzichtet, sodass nun nur ein KostentrĂ€ger pro Inszenierung vorhanden ist. Damit reduzierte sich die Zahl der KostentrĂ€ger insgesamt um mehr als 50 %. Um eine einheitliche Erfassung der GeschĂ€ftsvorfĂ€lle zu gewĂ€hrleisten, wurden Kontierungsrichtlinien fĂŒr das Staatstheater Braunschweig entwickelt. Das Kontierungshandbuch behandelt verschiedene steuerrechtliche Aspekte wie die Erfassung von GWG oder Trivialsoftware. Ferner werden die relevanten Grundlagen der Kostenstellen- und KostentrĂ€gerrechnung sowie der Umgang mit den GebĂ€udekostenstellen erlĂ€utert. Ein Stichwortverzeichnis ermöglicht zudem eine schnelle und gleichartige Kontierung.