Die erste Studie des Promotionsprojekts von Lisa von Boros schließt diese Lücke: Wir haben die State Self-Compassion Scale in ihrer Langform (SSCS-L, 18 Items) und Kurzform (SSCS-S, 6 Items) ins Deutsche übersetzt und validiert. Befragt wurden 1.436 Teilnehmende online. Mithilfe von Exploratory Structural Equation Modeling (ESEM) und Netzwerkmodellen konnten wir die Faktorstruktur und Zusammenhänge mit psychischem Wohlbefinden und Belastung untersuchen.
Zentrale Ergebnisse:
- Die beste Modellpassung zeigte eine 16-Item-Langversion mit 6 Subskalen – ein globaler Gesamtwert wird nicht empfohlen.
- Die Kurzform (SSCS-S) bildet zwei Faktoren ab: Positive (mitfühlende) vs. negative (selbstkritische) Selbstreaktionen.
- Positive Subskalen hängen mit mehr Wohlbefinden zusammen, während negative Subskalen mit psychischer Belastung verknüpft sind.
Fazit: Die deutschsprachigen Versionen der SSCS-L und SSCS-S sind zuverlässige Instrumente, um Selbstmitgefühl als dynamisches, situationsabhängiges Konstrukt zu erfassen. Wir empfehlen, mit den jeweiligen Subskalen zu arbeiten und die Faktorenstruktur in eigenen Stichproben zu prüfen.
Zur vollständigen Publikation
Gemeinsam mit Anne Möhring, Anja Göritz, Klaus Lieb, Wessa Michèle und Oliver Tüscher.
Dennoch bleiben umkonzeptuelle Unschärfe bei der Untersuchung von Selbstmitgefühl. Diese nehmen aktuell Ramona Schöne-Hoffmann und Franziska Perels in einem umfassenden Review-Projekt unter die Lupe: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cl2.70054