Das Braunschweiger Kolonialdenkmal in seinem historischen Kontext

Ein Kooperationsprojekt des IBRG mit der Stadt Braunschweig, Fachbereich Kultur und Wissenschaft

Im Jahr 2020 können die Braunschweiger auf 95 Jahre wechselvolle Geschichte im Umgang mit ihrem Kolonialdenkmal zurückblicken. Seit seiner Aufstellung im Jahr 1925 diente der steinerne Löwe im Stadtpark des Östlichen Ringgebiets unterschiedlichen Interessengruppen als Ort des Gedenkens, der Forderungen, der Mahnung und des Protests. Seit Anfang der 1990er Jahre rückt das Kolonialdenkmal periodisch immer wieder in das kritische Bewusstsein von Teilen der Stadtbevölkerung und sorgt dadurch für einen Diskurs über den Umgang mit umstrittener Vergangenheit und ihrer steinernen Zeugen.

Das auf sechs Monate ausgelegte Forschungsprojekt am Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte und Geschichtsvermittlung bearbeitet im Auftrag des Dezernats für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig folgende Leitfragen:

  • Wer war an der Planung, Durchführung und Einweihung des Kolonialdenkmals beteiligt?
  • Welche Rolle spielte der Verein ehemaliger Ostasiaten und Afrikaner?
  • Welche zeitgenössische Berichterstattung gibt es zur Planung und Einweihung des Kolonialdenkmals?
  • Wie wurde das Kolonialdenkmal in der unmittelbaren Zeit nach der Aufstellung genutzt?
  • Welche weitere Formen der Nachnutzung und welche Kontroversen um das Denkmal lassen sich bis in die Gegenwart feststellen?

Um diese Fragen zu beantworten sollen im Forschungsbericht die erinnerungskulturellen Zäsuren im Umgang mit dem Kolonialdenkmal herausgearbeitet und dadurch zusammengehörige Phasen der Nutzung und der Diskussion aufgezeigt werden. Dazu gehören neben der intentionellen Nutzung des Denkmals zur Zeit der Weimarer Republik auch die Inszenierung des Kolonialgedenkens im Nationalsozialismus und dessen Instrumentalisierung im Rahmen der nationalsozialistischen Ideologie.

Ferner wird untersucht, welche Rolle das in Vergessenheit geratene Kolonialdenkmal nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Teil der frühen bundesrepublikanischen Erinnerungskultur eingenommen hat. Die „Wiederentdeckung“ des Denkmals durch die Öffentlichkeit in den 1990er Jahren, deren markanteste Aspekte eine Ratsdiskussion und ein Schülerprojekt durch den Braunschweiger Lehrer Reinhard Bein waren, bilden einen weiteren Schwerpunkt. Hieran knüpfen sich Untersuchungen zur Phase der ersten öffentlichen Aufarbeitung in den 2000er Jahren an, die von der der Einstellung der Kranzniederlegung zum Volkstrauertag, der Verhüllungsaktion der IGS-Franzsches Feld, sowie der Aufstellung der ersten Informationstafel geprägt sind.

Die Nutzung des Kolonialdenkmals als Projektionsfläche zur Diskussion angrenzender Themen wie Migration (vgl. die Aktion #dietotenkommen) und der aktuellen Black-Lives-Matter-Proteste werden hierbei ebenfalls berücksichtigt. Hierzu wird im Projektrahmen ein Pressespiegel zur Nutzungsgeschichte des Kolonialdenkmals erstellt.

Besuchen Sie auch die Webseite der Stadt Braunschweig zum Kolonialdenkmal:

Kolonialdenkmal Jasperallee 

 

Das Projekt wird seitens des IBRG bearbeitet von:

Fabian Lampe, cand. M.A.

Webseite

Kolonialdenbkmal Braunschweig