Viele unsichtbare Tätigkeiten der Sorgearbeit schreiben sich in Form von alltäglichen Handlungen in den Raum der Küche ein. Küchen sind vielschichtige Aushandlungsräume von Vereinbarkeit zwischen Erwerbs- und Sorgearbeit, in denen implizit und explizit im Rahmen der kleinsten privaten Einheit der Familie Themen wie Macht, Ordnung und kulturelle Identität verhandelt werden.
Küchen wurden lange primär als Räume des weiblichen Tätigkeitsbereichs definiert. Gleichzeitig sind sie spätestens seit der Frankfurter Küche der am stärksten technisierte Raum im Haus. Küchen sind ein kommunikativer Ort von Austausch und Geselligkeit, oft ein „Mehrgenerationenort“ des Umeinander-Kümmerns. Die Küche als Aushandlungsraum gesellschaftlicher Strukturen innerhalb des privaten Wohnens zu begreifen, bietet die Möglichkeit sie als Reflexionsort dieser gesellschaftlichen und geschlechterspezifischen Zuschreibungen zu untersuchen.
Der Vortrag beschäftigte sich mit der Frage, inwiefern die Küche ein Ort von Vereinbarkeit bzw. Unvereinbarkeit ist und welche neuen Konfliktfelder und Potenziale das Homeoffice am Küchentisch eröffnet. Der Beitrag nähert sich mit Hilfe der Methode der dokumentarischen Fotografie dieser Frage an, die hier als Werkzeug dient, die Unsichtbarkeit unbezahlter Sorgearbeit anhand der räumlichen Struktur der Küche sichtbar zu machen. Dabei wird untersucht, wie alltägliche Praktiken im Spannungsfeld von Raum-Technik-Beziehungen und gesellschaftlicher Erwartungen geprägt sind. Diese bilddokumentarische Methode öffnet neue Perspektiven auf das Alltagswissen, indem sie die Dynamiken von Sorgearbeit, Homeoffice und Geschlechtergerechtigkeit aufzeigt.