SDG 10 - Weniger Ungleichheit

Prof. Dr. Tatjana Schneider - Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt

Prof. Dr. Tatjana Schneider hält die Karte zum SDG 10.

Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) wurden 2015 von den United Nations verfasst und formulieren die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung für alle Länder der Erde bis 2030.

Mit unserem SDG-Pat*innenschaftprogramm wollen wir zeigen, wer sich an der TU Braunschweig ganz konkret und tagtäglich für diese Ziele einsetzt. Heute möchten wir Prof. Dr. Tatjana Schneider vorstellen, der am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt arbeitet. Sie setzt sich für das Ziel 10 ein und hat uns ein paar Fragen beantwortet.

Welchen Bezug hat Ihre Arbeit zu diesem SDG?

In Lehre und Forschung beschäftige ich mich mit dem Recht auf Stadt für alle. Mich interessiert wie Stadt (im weitesten Sinne) so gestaltet und verwaltet werden kann, dass alle – unabhängig von Geschlecht, sozialem oder wirtschaftlichen Status oder Herkunft – gleichwertige Zugänge zu gutem Wohnen, Bildungseinrichtungen, kulturellen sowie sozialen Infrastrukturen haben. Als Stadtforscherin und Architekturtheoretikerin arbeite ich mit Beispielen aus vielen unterschiedlichen Sphären und Kontexten, um aufzuzeigen, wie diese (noch nicht existierende) Art von Stadt aussehen und wie – oder auch: von und mit wem – entwickelt werden kann bzw. muss, damit Städte gerechter werden: räumlich wie sozial.

Was hat Sie dazu gebracht, sich für dieses SDG zu engagieren? Wie kamen Sie zu diesem Thema und woher kommt Ihr Interesse?

Meine Arbeit hat einen starken Fokus auf gemeinwohlorientierte Planungsprinzipien – die immer relevanter werden, wie wir z.B. an den wachsenden soziale Ungleichheiten, der Schere zwischen Arm und Reich, sehen können. Die globale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam spricht davon, dass Ursache für die Verschärfung von Armut ein wirtschaftliches System ist, das Ungleichheit forciert und reproduziert. Auch – und vielleicht: gerade die Architektur steht hier im Brennpunkt von lokalen Umsetzungen und deren Wechselwirkungen mit globalen Wirtschafts-, Handels- oder Distributionssystemen. Die Produktion von Stadt ist kein ‚neutraler‘ oder ‚wertfreier‘ Raum: Wie unsere Stadt ‚hier‘ aussieht und funktioniert hat viel damit zu tun, wo unsere Rohstoffe herkommen, mit welchen Ressourcen wir bauen oder wer Gebäude zu welchen Zwecken baut. Es wird noch viel zu wenig darüber transparent gesprochen. Ich möchte dazu beitragen, Sensibilitäten zu schärfen, kritische Auseinandersetzungen anzuregen und Dinge anders zu tun.

Welche 3 Wörter verbinden Sie mit diesem SDG?

  • Nicht-gewaltsame Raumproduktion
  • more-than-human
  • Gemeinwohlorientierung

Gibt es einen Bezug zwischen Ihrem Thema und anderen SDGs?

Ja, es gibt Überschneidungen mit anderen SDGs: Goal 11 befasst sich mit der Prinzipien der Nachhaltigkeit von Städten und Siedlungen. Auch Goal 16  ist direkt relevant, denn hier wird von Organisationsformen gesprochen, die notwendig sind um die SDGs langfristig zu verankern. Zuletzt noch Goal 12, wo Konsum angesprochen wird und neue kreislaufsystemische Prinzipien des Wirtschaftens.