Hallo zusammen,
mein Name ist Jannes, ich studiere Wirtschaftsinformatik und habe vorher eine Ausbildung zum informationstechnischen Assistenten gemacht. Im Rahmen dieser Ausbildung habe ich mein erstes Auslandspraktikum bei einem kleinen IT-Dienstleister in Sevilla absolviert. Das Praktikum ging über zwei Monate und war für mich der erste richtige Einblick in den Arbeitsalltag einer IT-Firma im Ausland.
Der Betrieb hieß Al Rescate und betreut hauptsächlich kleinere Unternehmen wie Büros, Praxen, Läden und eine Sprachschule in und um Sevilla. Unser Alltag war eine Mischung aus Einsätzen beim Kunden vor Ort und Remote-Support aus dem Büro. Typische Themen waren der Aufbau kleiner Netzwerke, die Einrichtung von Arbeitsplätzen, die Stabilisierung von WLANs, Druck- und Scanprobleme sowie allgemeine Windows-Probleme. Ich war dabei die ganze Zeit mit einem erfahrenen Techniker unterwegs und konnte ihm Schritt für Schritt mehr Arbeit abnehmen.
Sprachlich war Sevilla für mich am Anfang eine echte Herausforderung. Alltagsspanisch hatte ich schon vorher gelernt, aber Fachbegriffe, Fehlermeldungen und spontane Gespräche mit Kunden waren etwas ganz anderes. In den ersten Tagen hatte ich mein Handy ständig danebenliegen, um Wörter nachzuschlagen oder Mails zu verstehen. Mit der Zeit habe ich mir angewöhnt, kürzere Sätze zu verwenden, gezielt nachzufragen und viel über den Kontext mitzunehmen. Nach ungefähr einer Woche habe ich gemerkt, dass ich deutlich entspannter kommuniziere und nicht mehr jede Kleinigkeit nachschauen muss.
Inhaltlich habe ich viel mit Netzwerken und Arbeitsplatzrechnern gearbeitet. Besonders spannend fand ich die WLAN-Messungen bei Kunden: Wir sind systematisch durch Büros, Flure und Besprechungsräume gelaufen, haben die Signalstärke dokumentiert und Fotos von Access Points, Wänden und potenziellen Störquellen gemacht. Später haben wir aus diesen Messungen Empfehlungen abgeleitet – zum Beispiel, wo zusätzliche Access Points sinnvoll sind oder welche Bereiche neu verkabelt werden sollten. Hier wurde mir klar, wie wichtig saubere Dokumentation ist, damit man später versteht, warum etwas an einer bestimmten Stelle so geplant wurde.
Wenn wir im Büro waren, habe ich mich häufig um Standardaufgaben gekümmert: Neuaufsetzen von Rechnern, Installieren von Programmen, kleinere Konfigurationsänderungen und das Pflegen von Gerätelisten. Aus dieser Routine heraus ist dann auch mein eigenes kleines Projekt entstanden: ein Installations-USB-Stick, der Standardsoftware und Grundeinstellungen automatisch einrichtet. Anfangs ist dabei einiges schiefgegangen – falsche Pfade, fehlende Parameter, abgebrochene Installationen –, aber mit jedem Durchlauf wurde das Skript besser. Am Ende konnten wir damit viele Rechner deutlich schneller und einheitlicher vorbereiten, was meinen Kollegen und mir einiges an Zeit gespart hat.
Insgesamt habe ich in Sevilla gemerkt, wie hilfreich die Grundlagen aus der Ausbildung sind, wenn man sie in einem echten Betrieb anwenden kann. Themen wie IP-Adressierung, einfache Switch-Konfigurationen oder Betriebssysteminstallation waren mir bekannt, aber im Zusammenspiel mit echten Kundensystemen wirken sie noch einmal ganz anders. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass Sprache keine perfekte Hürde sein muss: Mit Geduld, einfachen Formulierungen und etwas Humor kommt man erstaunlich weit.
Rückblickend war das Praktikum in Sevilla ein sehr guter Start in meine Reihe von Auslandspraktika. Ich konnte technische Routine aufbauen, zum ersten Mal im Ausland in meinem Beruf arbeiten und sehen, wie ein kleiner IT-Dienstleister organisiert ist. Diese Erfahrung hat mir Mut gemacht, danach noch weitere Praktika im Ausland zu machen und unterschiedliche Arbeitsumfelder kennenzulernen.
Viele Grüße
Jannes