Regionale Transformationsstrategie für die Fahrzeug- und Zulieferindustrie vorgestellt

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ReTraSON: Gemeinsam auf dem Weg zur Referenzregion einer intelligenten und vernetzten Mobilität

Die Automobilindustrie befindet sich in einem grundlegenden Strukturwandel, der die Automobilhersteller- und Zuliefererindustrie nachhaltig beeinflusst. Als einer der wichtigsten Industrie- und Automobilstandorte in Europa steht die Region Braunschweig-Wolfsburg vor besonderen Herausforderungen hinsichtlich technologischer, ökologischer und ökonomischer Zukunftsfähigkeit. Genau hier setzt das vor drei Jahren ins Leben gerufene Förderprojekt „Regionales Transformationsnetzwerk Südostniedersachsen zur Entwicklung einer regionalen Transformationsstrategie in der Fahrzeug- und Zulieferindustrie (ReTraSON)“ an. Ziel ist es, gemeinsam mit Partnern der regionalen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Gewerkschaften, Verbände und Kammern die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Transformation in der Region zu schaffen. Ein regionales Transformationsnetzwerk aus relevanten Akteuren und Institutionen, darunter das Niedersächsische Forschungszentrum Fhrzeugtechnik (NFF) der Technischen Universität Braunschweig, erarbeitet gemeinsam innovative Strategien und Handlungsinitiativen, die entscheidende Impulse für eine zukunftsfähige Mobilitätsregion setzen. Dieser bislang größte Beteiligungsprozess in der regionalen Fahrzeug- und Zuliefererindustrie mündet nun in der Präsentationsveranstaltung im Braunschweiger TRAFO Hub.

 Die Transformationsstrategie steht hier zum Download bereit 

Am 3. Juni trafen sich Projekt- und Forschungspartner von ReTraSON sowie geladene Gäste zur Ergebnispräsentation der „Regionalen Transformationsstrategie für die Fahrzeug- und Zuliefererindustrie“. Annegret Ihbe, Bürgermeisterin der Stadt Braunschweig, begrüßte die Anwesenden. Prof. Dr. Jens Südekum vom Institut für Wettbewerbsökonomie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erläuterte in seiner Keynote die Bedeutung einer Transformationsstrategie: „Die Transformation der Automobil- und Zuliefererindustrie steht vor enormen Herausforderungen, die sowohl technologische Innovationen als auch nachhaltige Geschäftsmodelle erfordern. Es ist entscheidend, dass Unternehmen nicht nur auf die aktuellen Trends reagieren, sondern proaktiv die Weichen für eine zukunftsfähige Mobilität stellen. Nur durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Politik können wir die notwendigen Veränderungen erfolgreich gestalten und die Wettbewerbsfähigkeit dieser Branche langfristig sichern.“

Kern der Veranstaltung war die Präsentation und Diskussion der Forschungsergebnisse zur regionalen Transformationsstrategie aus den vier verschiedenen Handlungsfeldern, den so genannten TransformationsLabs: „Technologische Transformation“ (mit dem Teilbereich „Robotik und Automatisierung“), „Zukunft der Arbeit“ sowie „Infrastrukturelle Transformation“ und „Neue Geschäftsmodelle“. Diese wurden durch die Forschungspartner der Technischen Universität Braunschweig, der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) in einem abgestimmten Prozess erarbeitet. Im Prozessverlauf fanden Workshops, Expertengespräche und Veranstaltungen statt, begleitet durch einen regelmäßig tagenden Transformationsrat.

  • Das Handlungsfeld „Neue Geschäftsmodelle“ (Leitung: Professor David Woisetschläger, AIP, TU Braunschweig) hat eine Transformationsstrategie entwickelt, die regionale Unternehmen mit einem kooperativen Innovationsansatz dabei unterstützt, neue Geschäftsmodelle zu erproben und erfolgreich umzusetzen. Als Ergebnis liegt nun ein praxisorientiertes Strategiepapier vor, das konkrete Maßnahmen und Kooperationsmodelle zur erfolgreichen Transformation in der regionalen Mobilitätswirtschaft aufzeigt. 
  • Im Handlungsfeld „Zukunft der Arbeit“ (Leitung: Professorin Simone Kauffeld, AOS, TU Braunschweig) hat das Projekt ReTraSON zentrale Hebel identifiziert, wie Unternehmen der Mobilitätswirtschaft in Südostniedersachsen die Transformation der Arbeitswelt aktiv gestalten können – durch strategische Kompetenzentwicklung, passgenaue Weiterbildungsformate, effektive Onboarding-Prozesse und gestärkten Wissenstransfer. Die entwickelten Handlungsempfehlungen bieten Unternehmen konkrete Ansätze, um Mitarbeitende gezielt auf neue Anforderungen vorzubereiten und den Wandel nachhaltig, partizipativ und zukunftsfähig zu gestalten. 
  • Um den Wandel hin zu einer klimafreundlichen und bedarfsgerechten Mobilität in Südostniedersachsen zu gestalten, empfiehlt die Transformationsstrategie im Handlungsfeld „Infrastrukturelle Transformation“ (Leitung: Dr. Tobias Hesse, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V.) den gezielten Ausbau lokal abgestimmter Ladeinfrastruktur, den verstärkten Einsatz regenerativer Energien sowie eine stärkere Förderung bidirektionalen Ladens. Ergänzend sollen durch die Kombination automatisierter ÖPNV-Angebote im urbanen Raum und digital gesteuerter, bedarfsorientierter Mobilitätslösungen im ländlichen Raum nachhaltige Verkehrsleistungen realisiert und der motorisierte Individualverkehr deutlich reduziert werden. 
  • Im Handlungsfeld „Technologie“ (Leitung: Professor Roman Henze, IfF, TU Braunschweig, und Professor Thomas Vietor, IK, TU Braunschweig): wurde eine technologieorientierte Transformationsstrategie für die Automobilregion Südostniedersachsen entwickelt. Auf Basis eines systematischen Technologiescreenings und szenariobasierter Analysen entstand ein digitales Technologieportfolio, das Unternehmen bei der strategischen Planung und Umsetzung zukünftiger Schlüsseltechnologien unterstützt. Im Rahmen des Handlungsfelds „Robotik und Automatisierung“ wurden zentrale Trends und Potenziale der Robotik in Südostniedersachsen identifiziert und Handlungsempfehlungen für deren strategische Weiterentwicklung abgeleitet. 

Thomas Ahlswede-Brech sagt zum bisherigen Strategieprozess: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie engagiert die knapp 3000 Teilnehmenden an diesem dreijährigen Beteiligungsprozess mitgewirkt haben. Wir haben gemeinsam eine zukunftsfähige Strategie angestoßen und erhoffen uns durch diesen Impuls, die Region Braunschweig-Wolfsburg für die Herausforderungen in der Automobil- und Zuliefererindustrie innovativ aufzustellen, damit wir uns weiter als ein attraktiver und zukunftsgerichteter Wirtschaftsstandort mit einem starken Transformationsnetzwerk positionieren können.“
Die heutige Ergebnispräsentation des Förderprojekts ReTraSON zeigt, wie wichtig eine branchenübergreifende Zusammenarbeit ist, um die Entwicklung zu einer Transformationsregion für die Fahrzeug- und Zuliefererindustrie in Südostniedersachsen aktiv und wirksam zu gestalten. Die aktuelle politische Entwicklung mit dem neuen Koalitionsvertrag der Bundesregierung weist darauf hin, dass zentrale Zukunftsthemen weiterverfolgt werden können: Die Fortführung einer Förderung regionaler Transformationsnetzwerke bedeutet auch eine Perspektive für das Netzwerk von ReTraSON und die Zukunftsfähigkeit dieser Region im Bereich Mobilität.

Eine Transformation in der regionalen Mobilitätswirtschaft kann nur auf verschiedenen Ebenen stattfinden: Neben der technologischen Seite sind insbesondere auch arbeitspsychologische Aspekte zu berücksichtigen, wie die folgenden fünf Kernaussagen zeigen:

TransformationsLab Technologie | Prof. Dr.-Ing. Thomas Vietor, TU Braunschweig: „Die Mobilitätsindustrie in SüdOstNiedersachsen steht vor einer tiefgreifenden technologischen Transformation. Über 40 Schlüsseltechnologien wurden in ReTraSON analysiert und eine regionale Transformationsstrategie entwickelt. Zentrale Erfolgsfaktoren sind Innovationsförderung, Kooperation von Industrie und Forschung sowie Weiterbildung. Die technologische Zukunft birgt große Chancen, erfordert aber aktives, strategisches Handeln aller regionalen Akteure.“

Teilbereich Robotik und Automatisierung des TransformationsLab Technologie | Prof. Dr. Holger Brüggemann, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften: „Roboter werden unser Leben zukünftig wesentlich beeinflussen. Wir sollten versuchen, dieses Zusammenwirken aktiv zu gestalten. Genau dies verfolgt das Roboternetzwerk RoboSON im Rahmen von ReTraSON.“

TransformationsLab Zukunft der Arbeit | Prof. Dr. Simone Kauffeld, TU Braunschweig: „Der Wandel durch Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung verändert die Arbeitswelt grundlegend. Zukunftskompetenzen wie nachhaltiges Arbeiten, Datenverständnis und selbstgesteuertes Lernen gewinnen an Bedeutung. Transformation braucht Veränderungsmachende: Personalentwicklung gilt es zu nutzen, um Organisationsentwicklung zu betreiben.“

TransformationsLab Infrastrukturelle Transformation | Dr. Tobias Hesse, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR): „Für eine nachhaltige Entwicklung der Region ist die Zusammenarbeit von öffentlichen und privaten Akteuren entscheidend. Mittels digitaler Infrastruktur können die Systeme der verschiedensten Akteure untereinander vernetzt werden, um smarte und effiziente Angebote in der Region zu ermöglichen. Im Mobilitäts- und Energiesektor sollte dabei insbesondere an den Themen ÖPNV-Zugang, Intermodalität und automatisierter ÖPNV sowie Ladeinfrastrukturentwicklung und Energiemanagement gearbeitet werden.“

TransformationsLab Neue Geschäftsmodelle | Prof. Dr. David Woisetschläger, TU Braunschweig: „Wir sind eine der forschungsstärksten Regionen im Bereich der Mobilität. Die Herausforderung ist, diese Stärke in erfolgreiche Innovationen zu überführen. Die Kompetenzen sind vorhanden, aber über verschiedene Institutionen verteilt. Ein Schlüssel ist daher der Aufbau eines Innovationsökosystems für die Mobilität der Zukunft, in dem Anwendungsfälle im Geschäftsbetrieb laufend verbessert werden und sich eine Keimzelle für multiplizierbare Geschäftsmodelle bildet.“

 

Hintergrundinformationen | Das Projekt in Kürze

  • Projektname: „Regionales Transformationsnetzwerk Südostniedersachsen zur Entwicklung einer regionalen Transformationsstrategie in der Fahrzeug- und Zulieferindustrie (ReTraSON)“
  • Fördermittelgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie
  • Projektlaufzeit: 01.01.2022 bis 31.12.2025
  • Das Transformationsnetzwerk richtet sich an die regionale Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Verbände, Gesellschaft. 
  • Die Allianz für die Region GmbH ist Antragsteller und verantwortet zudem das zentrale Netzwerkmanagement. 
  • Die Antragstellung erfolgte auf Initiative der IG Metall Geschäftsstellen Braunschweig, Wolfsburg und Salzgitter-Peine.
  • Weitere Informationen unter: https://www.allianz-fuer-die-region.de/mobilitaet/regionales-transformationsnetzwerk-suedostniedersachsen-retrason