Patagonien

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Lakustrine Ostracoden als Indikatoren spätquartärer Umweltänderungen in Patagonien, Argentinien

Moderene Ostracodenartenvergesellschaftungen aus dem Einzugsgebiet von Laguna Cari-laufquen (41°S, 69°W) und Lago Cardiel (49°S, 70°W) wurden zur Charakterisierung der aquatischen Habitate (Schwalb et al., 2002; Schwalb 2003; Cusminsky et al., 2005), und zur Erstellung einer Transfer-Funktion für Konduktivität genutzt (Viehberg et al., submitted). Multiproxy-Analysen der Sedimente, Ostracodenarten-vergesellschaftungen und stabile O- und C-Isotopensignale von Ostracodenklappen aus einem 11 m langen Kern aus dem Lago Cardiel zeigen, dass der Lago Cardiel zur Zeit des Letzten Glazialen Maximums, LGM, ein kleiner, flacher Salzsee war, charakterisiert durch die Ostracodenart Limnocythere rionegroensis var. saline.

Um 13.000 J.v.h. trocknete der See komplett aus. Daraus lässt sich ableiten, dass, obwohl die Temperaturen seit 17.000 J.v.h. kontinuierlich angestiegen waren, die Niederschläge südlich von 40°S offenbar nicht zunahmen. Nach 13.000 J.v.h. stieg der Seespiegel rapide an und erreichte um 10.700 J.v.h. einen Maximalstand mit einem um 55 m höherem Seespiegel als heute und maximaler Ostracodendiversität, gekennzeichnet durch Limnocythere patagonica, Kapcypridopsis megapodus, Eucypris fontana und E. virgata. Zusammen mit planktonischen Diatomeen weist diese Artenvergesellschaftung auf einen grossen, tiefen See hin. Vermutlich waren die südlichen Westwinde zu dieser Zeit schwach und polwärts verlagert. Das ermöglichte die Intrusion von Feuchte aus dem Osten in Richtung Anden.

Um 7.500 J.v.h. erreichte der Seespiegel sein heutiges Niveau, benthische Diatomeen wurden dominant und die moderne Ostracodenartenvergesellschaftung, bestehend aus E. fontana und einer geringen Anzahl von L. patagonica, etablierte sich und weist auf eine Reduzierung der Niederschläge auf heutiges Niveau an. Drift-Ablagerungen im See, die nach ca. 6.800 J.v.h. zum ersten Mal auftraten, zeigen die Etablierung eines windgetriebenen Strömung im See an, die auf starke und anhaltende Westwinde auf 49°S während des mittleren und späten Holozän hinweisen.