Forschungsschwerpunkt Fuerteventura

Forschungsschwerpunkt Fuerteventura

Fuerteventura

Was ist an Fuerteventura so interessant?  

 

Fuerteventura ist mit ca. 1725 km² die zweitgrößte Insel der Kanaren und liegt nur ca. 100 km vor der Küste Südmarokkos und gehört damit  - wie die ganzen Kanaren - geographisch zu Afrika. Sie wird zurecht als die 'afrikanischste' aller Kanarischen Inseln bezeichnet.

Das Klima von Fuerteventura ist arid; die potentielle Landschaftsverdunstung pLV erreicht mit 350-400 mm ähnliche Werte wie die marokkanische Küstenlandschaft. Die Niederschläge überschreiten nur selten die 200 mm-Isohyete, lediglich die höheren Berge erreichen max. 400 mm. Die langjährigen Niederschlagssummen erreichen in Küstennähe kaum die 100 mm-Isohyete. Die Niederschläge fallen vor allem im Januar; es handelt sich also um ein Winterregengebiet. Der umgebende Atlantik, der kühle Kanarenstrom und der damit verbundene Aufstieg von Tiefenwasser vor der nordwestafrikanischen Küste dämpfen den Temperaturgang in der Küstenstufe von Fuerteventura. Die Jahresmitteltemperatur beträgt etwa 20°C und liegt damit um 3°C niedriger als das Breitenkreismittel. Die Insel ist - auch in den Berglagen - praktisch frostfrei. Die mittleren Schwankungen der Tagestemperaturen liegen in der Größenordnung der Jahresschwankung. (Höllermann 1991).

Die Flora von Fuerteventura ist durch die Arbeiten einiger Botaniker, so vor allem durch Kunkel (1977) sowie Rodríguez Delgado et al.(2000) relativ gut, aber keineswegs vollständig bekannt; auch hierin liegt ein Reiz für uns. In den tieferen Lagen, zu denen der Hauptteil der Insel gehört, konnte sich großflächig eine Kleinstrauch-Halbwüstenvegetation entwickeln.

  • Mein Forschungsinteresse bezieht sich auf die Zusammenhänge zwischen Dominanzstruktur, Standort und anthropogener Beeinflussung der Vegetation. Am Beispiel dieser Insel soll eine in sich konsistente Vegetationsgliederung auf ökologisch-floristischer Basis erarbeitet werden, zunächst ohne die überregional übliche pflanzensoziologische Gliederung zu berücksichtigen. In einem zweiten Schritt sollen dann beide Konzepte vergleichend diskutiert werden.
  • Die Biodiversität der episodischen Fließgewässer stellt ein weiteres Forschungsprojekt dar.
  • Ein weiterer Interessensschwerpunkt beschäftigt sich mit der Auswirkung der Versalzung von Böden und Grundwasser auf die Vegetation.
  • Eine Reihe von Schlüsselarten der Vegetation Fuerteventuras werden vegetationskundlich und populationsbiologisch untersucht. Hierzu zählen derzeit:
    • Androcymbium psammophilum
    • Calotropis procera
    • Convolvulus caput-medusae
    • Gymnocarpos decander
    • Maireana brevifolia [det. Prof. Dr. Freitag, Univ./GH Kassel]
    • Nicotiana glauca
    • Pulicaria burchardii
    • Salsola divaricata
    • Salsola tetranda
    • Zygophyllum gaetulum
  • Schließlich wird die Entwicklung einer siedlungstypischen Flora und Vegetation in neuen Urbanisationen - quasi im statu nascendi - untersucht.

Höllermann, P. (1991): Neuere Materialien zum Klima von Fuerteventura, Kanarische Inseln. - In: Höllermann, P. (Hrsg.)(1991): Studien zur Physischen Geographie und zum Landnutzungspotential der östlichen Kanarischen Inseln. -S. 133-173. (Erdwiss. Forschung, 25.)
Rodríguez Delgado, O., A. García Gallo & J. A. Reyes Betancort (2000): Estudio fitosociológico de la vegetación actual de Fuerteventura (islas Canarias). - Vieraea, 28: 61-98.
Kunkel, G. (1977): Las plants vasculares en Fuerteventura (Islas Canarias) con especial interes de las forrajeras. - Madrid. 130 p. (Naturalia Hispanica, 8.)