LWI | Der Weg des Mülls

[Abu Aktuelles]

teach4waste: Kurse für eine nachhaltige Abfallwirtschaft

Der verfettete Pizzakarton in den Papiercontainer oder in den Restmüll? Benutzte Papiertaschentücher in die Biotonne? Und gehören kompostierbare Schalen und Tüten wirklich auf den Kompost oder in den Bioabfall? Das sind Fragen der Getrenntsammlung, mit denen sich Bürger*innen in Deutschland beschäftigen. Blickt man in andere Länder, scheint es ein Detailproblem, stecken dort abfallwirtschaftliche Konzepte oftmals noch in den Kinderschuhen, ein Großteil des Mülls wird deponiert. Mit der international ausgerichteten E-Learning Plattform teach4waste bietet die Abteilung Abfall- und Ressourcenwirtschaft des Leichtweiß-Instituts für Wasserbau (LWI) der Technischen Universität Braunschweig jetzt gebündeltes Wissen, um sich über nachhaltige Abfallwirtschaftssysteme zu informieren.

„Mit teach4waste wollen wir jedem und jeder Zugang zum Thema Abfallwirtschaft ermöglichen“, erklärt Projektbearbeiterin Andrea Pfeiffer. Die Idee dahinter: „Wir möchten über unsere interdisziplinäre Plattform entsprechendes Material bereitstellen, damit andere Länder nicht zwangsläufig bereits gemachte Fehler nochmals machen müssen. So lässt sich der Aufbau eines funktionierenden Systems beschleunigen.“ Ganz konkret arbeitet die TU Braunschweig mit verschiedenen Partneruniversitäten in Brasilien zusammen, um dort bei der Umsetzung einer klimafreundlichen Abfallpolitik zu unterstützen. Deshalb wird das Projektteam die Inhalte der E-Learning-Plattform nicht nur auf Deutsch und Englisch, sondern auch auf Portugiesisch bereitstellen. Und ganz im Sinne der Open Educational Resources (OER) steht das Lehr- und Lernmaterial zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung.

Der Lebensweg des Abfalls

In zehn Kategorien bietet die Abteilung Abfall- und Ressourcenwirtschaft des LWI ein Schulungsprogramm an – entlang am Lebensweg des häuslichen Abfalls. Angefangen beim Abfallaufkommen und der Zusammensetzung des Mülls über den Transport bis hin zu „Abfall und Klima“. Wichtig sind dabei auch Fragen wie: Funktioniert das System auch in anderen Klimazonen? Welche Abfälle werden am meisten produziert? „In zahlreichen Ländern außerhalb Europas gibt es viel mehr organische Abfälle und weniger Altpapier“, so Andrea Pfeiffer.

Nach der Untersuchung der Abfallarten geht es im Kursprogramm weiter mit der Sortier- und Abfallanalyse. Damit können die Teilnehmer*innen die Effektivität bereits bestehender abfallwirtschaftlicher Instrumente überprüfen, zum Beispiel durch Ermittlung der Wertstoffpotenziale im Restmüll. Einfluss haben unter anderem soziourbane Kenndaten sowie Bebauungs- und Verkehrsinfrastruktur auf physikalische, chemische und biologische Beschaffenheit der Abfallgemische. Berücksichtigt werden müssen auch hier die Spezifika des jeweiligen Landes, beispielsweise die Wertstoffsammlung durch Müllsammler.

Zur Charakterisierung der Abfälle mittels Laboranalysen hat das Projektteam detaillierte Anleitungen zur Durchführung aufbereitet: Für die Ermittlung des Wassergehalts – einer Standarduntersuchung in der Abfallanalytik – finden die Nutzerinnen und Nutzer der Plattform beispielsweise ein Formblatt für die Laborarbeit vor. In einem Video erläutert eine Mitarbeiterin Schritt für Schritt den Versuch. Wer sein Wissen am Schluss des Kurses noch einmal überprüfen möchte, erhält dazu in einem Quiz die Möglichkeit.

Schutzkleidung interaktiv

Wichtig ist dem Projektteam, dass die Teilnehmer*innen der Kurse teach4waste aktiv nutzen. Deshalb haben die Mitarbeiter*innen neben dem Quiz weitere Elemente zur Interaktion integriert: Die einzelnen Teile der Schutzkleidung des Sortierpersonals sind klickbar, eine interaktive Karte schlüsselt den Abfall nach Bebauungsstrukturen, wie Dorf und Stadt, auf. „Wir möchten, dass die Teilnehmer*innen Spaß daran haben, sich das Wissen über E-Learning zu erschließen“, betont Andrea Pfeiffer.

Und natürlich bietet die Plattform einen Überblick über die Abfallfahrzeuge. Wer hätte gedacht, dass es zwischen den Gefährten doch einige Unterschiede gibt: Müllfahrzeuge mit Heck-, Seiten- oder Frontlader, mit Verdichtung (Drehtrommel- und Pressplattenfahrzeuge), Mehrkammerfahrzeuge und Hybrid-Sammelfahrzeuge. Alle Wagen stellt das Team detailliert vor – mit Fotos, Abbildungen des Inneren und Beschreibungen, welche Fahrzeuge sich für welchen Müll eignen.

Zum Lernen und Lehren

Neben kurzen Videos, angezeigt durch Icons in den einzelnen Kursen, sind die Informationen auf teach4waste auch als Skripte und Powerpoint-Folien aufbereitet. „So können die Kursinhalte zum Lernen und Lehren genutzt werden“, erklärt Andrea Pfeiffer. Auch von Studierenden, zum Beispiel im Bereich Umweltschutz für Ingenieurinnen und Ingenieure.   „Allerdings werden hier nicht einfach die Inhalte der Vorlesungen eins zu eins wiedergegeben.“

Übrigens: Der Pizzakarton mit Käseresten und Fettflecken gehört in den Restmüll, benutzte Papiertaschentücher dürfen nicht ins Altpapier, aber in die Biotonne, außer sie wurden von Covid-19-Kranken benutzt. Und Schalen und Tüten mit dem Aufdruck „kompostierbar“ benötigen zu lange für den Abbau und sind daher in den Kompostieranlagen nicht gern gesehen.

Artikel von Bianca Loschinsky im MAGAZIN der TU Braunschweig.