IKE | Wolfgang Sunder wird außerplanmäßiger Professor

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Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Sunder vom Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau erhält die Ernennungskurkunde zum apl. Prof. von der Präsidentin Prof. Angela Ittel der TU Braunschweig. Damit wird seine jahrelange und herausragende Forschungstätigkeit im Bereich des Gesundheitsbaus gewürdigt. Herr Sunder hat das Institut im Verlauf der vergangenen zehn Jahre als zentralen und renommierten Lehr- und Forschungsbereich für den Gesundheitsbau in Deutschland erfolgreich aufgebaut und etaliert. Bei der Ernennung waren auch der Dekan Prof. Klaus Thiele und der Leiter des Instituts Prof. Carsten Roth dabei.

Wir gratulieren!

Lieber Herr Prof. Sunder, auch von uns herzliche Gratulation zur Ernennung zum apl. Prof. an der Fakultät 3. Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit der Erforschung der Architektur des Gesundheitsbaus und was waren Ihre ersten Projekte?

Mit dem Themenfeld des Gesundheitsbaus beschäftige ich mich seit über zehn Jahren in der Forschung und Lehre. Bereits 2010 habe ich auf dem Gelände des Klinikums Görlitz den Neubau der Kinder- und Frauenklink als Entwurfsprojekt bearbeitet. Die Studierenden mussten neben Fragen zur Funktionalität und des architektonischen Ausdrucks, auch zeitgemäße Antworten auf die Frage nach der Präsenz des Krankenhauses in der Stadt, ihrer Ästhetik und Konstruktion finden.

Mein erstes Forschungsprojekt „Praxis: Krankenhausbau“ habe ich dann ab 2012 geleitet. Gemeinsam mit Energiedesignern und Prozessplanern der TU Braunschweig haben wir Lösungen zur zukunftsfähigen Planungsorganisation und Gebäudestruktur von Krankenhäusern entwickelt.

Mit diesen beiden Projekten in der Lehre und Forschung wurde mir bewusst, dass es zu vielen Fragen der zukünftigen Krankenhausgestaltung keine ausreichenden Antworten gibt und großer Handlungsbedarf besteht. Seitdem habe ich mit meinem Team zahlreiche Lehr- und Forschungsprojekte gemeinsam mit Hochschulen, Planern, Klinikbetreibern und Unternehmen bearbeiten dürfen.

Vielleicht weiß es nicht jeder: Was bedeutet das „außerplanmäßig“?

Der apl. Prof. wird an Wissenschaftler*innen verliehen, die nachweisbar herausragende Leistungen in Forschung und Lehre erbracht haben. Als außerordentlicher Professor führe ich über keinen eigenen Lehrstuhl, biete aber in meinem Themenfeld regelmäßig Lehreangebot am Department an. Zudem entsprechen die Rechte meiner Professur etwa denen meiner Kolleg*innen auf Planstellen – so bin ich zum Beispiel ebenfalls berechtigt, Promotionsvorhaben zu betreuen.

Ein Schwerpunkt bei der Betrachtung ist ja die Reduzierung von Infektionsübertragung im Gesundheitsbau und in weiteren kritischen Infrastrukturen. Was sind da die wichtigsten neuen Erkenntnisse?

Das ist richtig. Unser Institut hat sich im Gesundheitsbau über die vergangenen Jahre eine Expertise im Themenfeld der baulichen Infektionsprävention erarbeitet. Der seit Jahren starke Anstieg von behandlungsresistenten Keime in Krankenhäusern und die Furcht vieler Patient*innen und Mitarbeiter*innen, sich in einer Klinik zu infizieren, stellt Klinikbetreiber und Planer vor großen Herausforderungen. In verschiedenen Forschungsprojekten erarbeiten wir deshalb an bautechnischen und konstruktiven Lösungen, an Prozessabläufen, z.B. beim Stationslayout bis hin zu der Wahl sinnvoller Materialien und Ausstattungsgegenständen.

Seit 2022 haben wir ein Reallabor eines „Patientenzimmers der Zukunft“ auf dem Gelände des Städtischen Klinikums Braunschweig für die Ausbildung, Lehre und Forschung errichtet. Hier sind viele bauliche Lösungen zu sehen, die eine Infektionsübertragung vermeiden sollen. Dieses Zimmer kann besichtigt werden und Interessenten können sich gerne bei mir melden.

Über die Jahre haben Sie mit Ihren Kolleg*innen ja eine beeindruckende Summe an Drittmitteln für den Forschungszweig eingeworben. Wer sind für Sie wichtigen Drittmittelgeber? Und wer sind aktuell wichtigste Projektpartner?

In dem Themenfeld Gesundheitsbau arbeiten wir mit Experten aus den Bereichen Architektur, Medizin, Prozessplanung, Haustechnik, Hygiene oder Energiedesign zusammen. Dies spiegelt sich bei unseren Fördermittelgebern wieder: Wir haben einige Projekte, die vom Programm „ZukunftBau“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, als auch vom Bundesgesundheits- oder wirtschaftsministerium gefördert werden. Zu den wichtigsten Projektpartnern gehören das Robert Koch Institut, das Charité Universitätsklinikum, das Göttinger Universitätsklinikum, die Fraunhofer Gesellschaft oder das Städtische Klinikum Braunschweig. Zudem kooperieren wir mit einigen Unternehmen der Gesundheitswirtschaft seit vielen Jahren.

Neben dem Studien- und Forschungslabor „Patientenzimmer der Zukunft“ gibt es ja das Innovationslabor zur virtuellen Planung baulicher Maßnahmen (InnoLAB) des IKE im Haus der Wissenschaft. Was dürfen wir davon in Zukunft erwarten?

Das InnoLAB ist seit ca. 4 Jahren fester Bestandteil unserer Forschungsarbeit. Bei der Entwicklung von Entwürfen können virtuelle Besichtigungen und Design-Reviews mittels AR- und VR-Brillen in 3D für eine eindeutigere Vermittlung und Bewertung der Entwürfe von Studierenden aber auch von Personen fachfremder Disziplinen durchgeführt werden. Dabei können wichtige Informationen, die die Zweidimensionalität klassischer Planzeichnungen überschreiten, dargestellt werden. Wir möchten, dass das InnoLAB auch für zukünftigen Entwürfe in der Lehre einsetzt wird.

Im November fand zum ersten Mal das fachübergreifende Symposium „Space for Health“ an der TU Braunschweig statt. Wie war die Resonanz und ist eine Wiederholung geplant?

Ich war sehr über die große Teilnahme von Architekten, Medizinern, Fachplanern und weiteren Interessierten aus dem In- und Ausland überrascht. Die Resonanz war durchweg positiv. Dies wäre ohne die großartigen Teamarbeit  an unserem Institut nicht möglich gewesen. Eine Wiederholung ist für die zweite Jahreshälfte 2025 geplant.

Und haben Sie schon Gelegenheit gehabt, den neuen Titel auch zu feiern? Sie sind ja bereits wieder auf Reisen….

Bisher konnte ich noch nicht groß feiern, da ich am Tag nach meiner Urkundenübergabe nach Ruanda gereist bin. Dort bauen wir aktuell ein nationales Isolierzentrum in der Hauptstadt Kigali. Nach meiner Rückkehr werde ich aber sicherlich mit allen Kolleg*innen des Instituts in den nächsten Wochen feiern.

Vielen Dank für das Gespräch!
Fragen: Dr. Heiko Jacobs, FK3