Wirtschaftsinformatik in der Praxis

Blindenfußball – Wirtschaftsinformatik in der Praxis https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis Mon, 23 Nov 2015 14:51:55 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.1 Ehrenamtliche Tätigkeit bei der Blindenfußballbundesliga – Teil 3 https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?p=9389 https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?p=9389#respond Mon, 23 Nov 2015 14:48:37 +0000 http://www.tu-braunschweig.de/winfo-bsc/wipraxis/?p=9389 Besonders frisch entwickelte Systeme können ohne Tests nicht einfach in den laufenden Betrieb übernommen werden. Zuerst werden während der Entwicklung, zumeist nachdem wichtige Abschnitte erreicht sind, erste Tests gemacht, ob sich das System wie gewollt benutzen lässt und die neu hinzugefügte Funktionen fehlerfrei funktionieren. Im Rahmen des Blindenfußballs boten sich hier kleinere Turniere an. So konnte im kleinen Rahmen und doch unter möglichst realen Bedingungen getestet werden, ob’s so läuft wie es soll.

Solche Alphatests werden in der Regel in Anwesenheit von Personen durchgeführt, die mit der Software vertraut sind, in diesem Fall mit mir. Im Rahmen dieser kleinen Tests konnten direkt die ersten Fehler entdeckt werden. So wurde das System direkt verbessert und für die Beta-Tests vorbereitet. Die Beta-Tests sollten schon während der nächsten Saison stattfinden (Entwicklung 2013/2014 , 1. (Beta-) Saison 2014, 2. (1. Vollbetrieb-) Saison 2015).

Schiedrichter Dialogbox Einwechslung

Schiedsrichter wählt ein Einwechselspieler aus (Bild: CC-BY Blindenfussball.net)

Um nun den Schiedsrichtern, die das System bedienen mussten, die Benutzung näher zu bringen, wurde der erste Spieltag 2014 zur Schulung genutzt. Dabei habe zuerst ich das System bedient, und nebenbei den verschiedenen Personen die Bedienung erklärt. Im Laufe des Spieltags (2 Tage Realzeit) haben dann die Schiedsrichter immer häufiger die Bedienung übernommen, so dass sie am Ende auf das zukünftige Arbeiten vorbereitet waren. Während der ersten Saison, wurde das bisherige, papierbasierte Verfahren zur Sicherheit weitergeführt.

Während der ersten Saison wurden dann Probleme aufgedeckt, die durch das Aufeinanderprallen der Software mit der realen Welt ausgelöst wurden. Zerstörte Trikots (fehlende Nummern) und wechselnde Nummerierung (keine festen Nummern der Spieler) und kurzfristige Nachmeldung von Spielern waren dabei besonders ärgerlich, so dass hier schnelle und einfach Lösungen gefunden werden mussten, um eine Benutzung überhaupt möglich zu machen. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Uhr. Obwohl die Trainer und Fans vorher nie eine große Zeitanzeige hatten, oder vielleicht auch gerade deswegen, haben sie nun minuziös auf die Zeit geachtet. Da die Uhren für die Anzeige im Normalfall jedoch weiterlief (auch bei Timeouts) und dann durch die Aktionen der Schiedsrichter zurückgesetzt wurden,  kam es häufig zu Verwirrungen.

Statusmonitor Infozelt

Ein Fernseher zeigt wechselnde Informationen im Iinfozelt (Bild: CC-BY Blindenfussball.net)

Diese Probleme konnten jedoch behoben werden. Das Anlegen von Trikotsätzen und Aufstellungen erleichtert das Zuordnen der vorhandenen Trikots. Eine von jetzt an synchrone Uhr sorgt nicht mehr für Vewirrung. Durch diese Verbesserungen konnte sich spätestens in der 2015er Saison das neue System durchsetzen, und wird jetzt bei jedem Spielbetrieb genutzt.

Frühere Probleme, wie unbekannte Spielernamen bei Stadionsprechern und Spielbeschreibern, sind behoben, da alle Informationen der Schiedsrichtern fast ohne Zeitversatz auch bei allen anderen Stellen ankommen. Die Presse kann somit auch stets mit aktuellen Informationen versorgt werden, was dem Blindenfußball und seiner Bekanntheit sehr zuträglich sein wird.

System bei den Spielbeschreibern

System bei den Spielbeschreibern (Bild: CC-BY Blindenfußball.net)

]]>
https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?feed=rss2&p=9389 0
Ehrenamtliche Tätigkeit bei der Blindenfußballbundesliga – Teil 2 https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?p=9369 https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?p=9369#respond Mon, 19 Oct 2015 14:21:11 +0000 http://www.tu-braunschweig.de/winfo-bsc/wipraxis/?p=9369 Dann ging es los. Meine erster und zentraler Ansprechpartner war Kristian Mann. Er war und ist auf den Spieltagen für die Technik zuständig. Ihm würde es also auch in Zukunft obliegen, das System vor Ort zur Verfügung zu stellen und den reibunglosen Betrieb zu garantieren. Da er nicht nur einen einzelnen Teil der Technik betreute, sondern von den Lautsprechern des Stadionsprechers über die Mikros und Mischpulte der Spielbeschreiber bis hin zur Bereitstellung der Internetverbindung, konnte ich mit ihm direkt klären in wie das System aufgebaut sein konnte. Die technischen Gegebenheiten waren:

  • Internet an allen wichtigen Stellen verügbar (Schiedsrichter, Spielbeschreiber, Pressezelt, etc.)
  • Monitore an allen wichtigen Stellen verfügbar (Spielbeschreiber, Stadionsprecher, Infozelt)
  • Laptop für die Schiedsrichter möglich, Tablet vorerst nicht

Die grundlegenden Anforderungen für ein Client-Server-System mit zentraler Datenhaltung zur Vermeidung von ungewollter Redundanz waren gegeben. Falls euch diese Begriffe noch nichts sagen, don’t panic, die lernt man im Studium recht schnell.

Nun, da ich wusste, was für ein System aufgebaut werden soll, mussten die Anforderungen der Nutzer ermittelt werden. Während die Organisatoren vor allem die Regularien abgebildet haben wollten, war für die Schiedsrichter die einfache Bedienung (wenige Klicks), eine zuverlässige Uhr und die Ausgabe der Ereignisse in vorlesbarer Form besonders wichtig. So könnten sie sich voll und ganz auf die Bedienung konzentrieren und bräuchten es am Ende nur noch einmal abzulesen.

Für die Spielbeschreiber und Stadionsprecher war von zentraler Bedeutung, dass sie die Spieler, Auswechselspieler und deren Rückennummern sehen können. Zudem war eine Auflistung der Ereignisse inklusive einer detailierten Information über das zuletzt eingetragene Ereignis gewünscht.

Da der Laptop, auf dem die Schiedsrichter System nutzen, nicht immer der selbe sein würde, musste zudem eine einfache platformübergreifende Lösung gefunden werden. Zudem musste gewährleistet sein, dass niemand ohne Autorisierung Spieldaten ändern kann. Diese Anforderungen konnten sehr gut mit einem webbasiertem System, gelöst werden, da dies in allen Browsern läuft und der Zugang per Login beschränkt werden kann.

Als Fundament wurden ein LAMP eingesetzt. Im Folgenden Screenshot sieht man die Oberfläche.

Schiedsrichteransicht

Schiedsrichteransicht

Der oben im Bild rotmarkierte Bereich zeigt den Spielstand und die gespielte Zeit an. Der kleine gelbe Bereich darunter enhält die Steuerbutton für die Uhr. Die blauen Bereiche links und rechts enthalten die Spielernamen und -nummern. Hinter jedem Spieler sind verschiedene Icons, über die Ereignisse eingetragen werden können. Im grünen Bereich in der Mitte ist eine Liste der Ereignisse, das aktuellste Ereignis steht immer oben in einem größeren Bereich mit mehr Details.

Durch die Buttons hinter jedem Spieler wird es den Schiedsrichtern ermöglicht, die Ereignisse schnell und einfach einzutragen. Durch farbliche Markierungen können gesperrte und verwahnte Spieler leicht erkannt werden. Bei Auswechslungen werden nur die Spieler zum Einwechseln augeführt, die spielen dürfen und nicht im Spiel sind.

Zuschaueransicht

Zuschaueransicht

Das zweite Bild hier zeigt die Zuschaueransicht. Im Wesentlichen gleicht sie der Ansicht für die Schiedsrichter, nur dass hier die Steuerelemente fehlen. Im Gegensatz zu der Ansicht der Schiedsrichter, sind hier die Auswechselspieler von den aktuell spielenden Spielern separat aufgelistet (vergleiche auf beiden Bildern die blau umrandeten Bereiche).

Wie man so ein System plant lernt man zum Beispiel in den Veranstaltugnen:

  • Einführung in die Wirtschaftsinfortmatik
  • Methoden der Wirtschaftsinformatik
  • WI-Vertiefungen
  • Taktisches Informationsmanagement
  • Software Engineering 1

Die notwendigen Werkzeuge und das für die Umsetzung nötige Wissen in:

  • Programmieren 1 und Programmieren 2
  • Relationale Datenbanksysteme 1
  • Software Engineering 1
  • Informatikvertiefungen (z. B. Labs)

Wenn das System fertig gestellt ist, muss es noch in Betrieb genommen werden. Wie das geht und was dabei auch schieflaufen kann, erfahrt ihr im dritten Teil.

 

]]>
https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?feed=rss2&p=9369 0
Ehrenamtliche Tätigkeit bei der Blindenfußballbundesliga – Teil 1 https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?p=9355 https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?p=9355#respond Thu, 01 Oct 2015 10:47:45 +0000 http://www.tu-braunschweig.de/winfo-bsc/wipraxis/?p=9355 Fußball ist in Deutschland Nationalsport. In 25.324 Vereinen spielen, laut DFB, dieses Jahr 6.889.115 Menschen Fußball. So ist es kaum verwunderlich, dass nicht nur Sehende diesem Sport nachgehen, sondern auch Blinde. Was? Blinde? Ja!

Die Meisten werden bei dem Gedanken an Blindenfußball vermutlich zuerst Stefan Raabs Version bei TV total im Kopf haben, doch richtiger Blindenfußball sieht anders aus.

Blindenfußball, was ist das eigentlich? Die Regeln in Kürze

Im Gegensatz zum großen Bruder sind Feld (40m x 20m) und Tor (3m x 2m) etwas kleiner. Auch die Spielzeit ist mit 50 Minuten (2 Halbzeiten von je 25 Minuten) etwas kürzer und mit nur 5 Spielern, 4 Feldspielern und einem Torwart, ist auch das kleine Feld nicht überfüllt. An den Seiten gibt es Banden, die den Ball im Spiel halten. Zusätzlich zum Trainer gibt es noch einen Guide, der den Feldspielern Anweisungen zurufen darf. Spieler, die nicht im Ballbesitz sind, müssen sich bei Annäherung an den ballführenden Spieler durch rufen von »¡voy!« (spanisch für: ich komme) bemerkbar machen. Bleibt dies aus, gilt das als Foul. Genauere Regeln findet man unter blindenfussball.net. Die ersten Eindrücke von einem Spiel kann man in diesem Video gewinnen.

Was hat das Ganze mit Wirtschaftsinformatik zu tun?

Im Fokus meiner Tätigkeit stand natürlich nicht das Fußballspielen, sondern, wie es sich für einen Wirtschaftsinformatiker gehört, die Modernisierung des Informationssystems.

Die Schiedsrichter müssen bei jedem Spiel sämtliche Vorfälle (Tore, Fouls, Karten, Auswechslungen) protokollieren und in einem abschließenden Spielbericht festhalten. Dies erledigt beim Blindenfußball ein weiterer Schiedsrichter.

Da es beim Blindenfußball nicht nur sehende Zuschauer gibt, sondern auch im besonderen Maße auf blinde Zuschauer geachtet wird, gibt es eine akustische Spielbeschreibung, die sowohl vor Ort über Funkkopfhörer als auch über das Internet verfolgt werden kann. Um eine umfassende Berichterstattung zu ermöglichen, brauchen die Spielbeschreiber nicht nur die Rückennummern und Namen der Spieler, sondern ebenso detaillierte Informationen über Tore, Fouls, Karten sowie Statistiken wie Torschützenlisten und Blitztabellen. Da die Spielbeschreiber wegen der Technik und stetig wechselnder Spielstätten nicht immer einen perfekten Blick auf das Spielgeschehen haben, benötigen sie regelmäßig zusätzliche Informationen, die von den Schiedsrichtern stammen.

Zusätzlich zu den Spielbeschreibern gibt es bei jedem Spieltag ein Infozelt, in dem sich interessierte Privatleute, wie auch Pressevertreter über die Blindenfußballbundesliga informieren können. Besonders für letztere sind schnelle und aktuelle Informationen essentiell. So muss auch hier gewährleistet sein, dass die von den Schiedsrichtern protokollierten Daten korrekt und zeitnah zur Verfügung stehen.

Des Weiteren gibt es noch einen Stadionsprecher, der für seine Ansagen ebenso Informationen über die Mannschaften und Spieler benötigt, sowie einen Informationbildschirm, der aktuelle Informationen wie Spielstände, noch anstehen Partien und Statistiken anzeigen soll.

Na denn man tau!

Meine Aufgabe war es nun unter Berücksichtigung aller Beteiligten (Technik, Spielbeschreiber, Mannschaften, Schiedsrichter, Ligavertreter etc.) eine IT-basierte Lösung zu entwickeln, die es den Schiedsrichtern erleichtert, die benötigten Informationen zu generieren, und den anderen Parteien ermöglicht, diese schnell und unkompliziert abzurufen.

Welche Anforderungen dabei genau zu beachten waren, und wie es mir dabei ergangen ist, erfahrt Ihr im zweiten Teil.

]]>
https://www.tu-braunschweig.de/wirtschaftsinformatik-bachelor/wipraxis/?feed=rss2&p=9355 0