Weltpremiere in Salzgitter: Alstom-Rangierlokomotive fährt mit Wasserstoff

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Umrüstung von Diesel- auf Wasserstoffantrieb ermöglicht emissionsfreien Rangierverkehr

Alstom, Weltmarktführer für intelligente und nachhaltige Mobilität, hat heute in Salzgitter die weltweit erste Fahrt mit einer von Diesel- auf Wasserstoffantrieb umgerüsteten Rangierlokomotive durchgeführt. Die Modernisierungslösung für Bestandslokomotiven entwickelt Alstom gemeinsam mit der VPS Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter GmbH (VPS, Tochtergesellschaft Salzgitter AG), der WTZ Roßlau gGmbH, dem Institut für Verbrennungskraftmaschinen und Brennstoffzellen der TU Braunschweig und dem assoziierten Partner Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik. Unterstützt wird das Projekt durch die Stadt Salzgitter, die Fördermittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus der 50-Millionen-Euro Strukturhilfe, die die Stadt vom Land Niedersachsen erhalten hat, beisteuert.

Die am Unternehmensstandort Salzgitter präsentierte Modernisierungslösung ist ein Meilenstein im Rahmen eines Verbundprojekts für die Dekarbonisierung des Rangierverkehrs. Der Fahrzeugmotor wird nach der Umrüstung durch direkte, CO2-freie Verbrennung von Wasserstoff angetrieben. Der nun beginnende industrielle Testbetrieb bei den stahlproduzierenden Gesellschaften des Salzgitter-Konzerns läuft voraussichtlich bis Oktober 2025. Die Partner erwarten sich aus diesem einmaligen praxisnahen Betrieb wichtige Erkenntnisse über die Alltagstauglichkeit dieser Technologie. Die gesammelten Erfahrungen werden analysiert, um deren Eingang in eine Serienlösung zu untersuchen. Das Projekt wird im Herbst 2025 abgeschlossen und die Lokomotive anschließend wieder auf ihren ursprünglichen Zustand zurückgerüstet.

Das CO2-Einsparpotenzial einer Umrüstung von Diesel- auf Wasserstoffantrieb bei Rangierloks ist groß. So betreibt beispielsweise VPS 42 Lokomotiven für den Transport von Erz und Kohle, Roheisen und Stahlprodukten innerhalb des Produktionsverbundes. In Deutschland sind insgesamt rund 1.000 Diesel-Rangierlokomotiven im Einsatz, europaweit sind es rund 4.000. Die durchschnittliche Laufzeit einer Dieselrangierlok liegt bei 50 bis 70 Jahren, pro Jahr stößt sie etwa 150 Tonnen CO2 aus. Eine modernisierte Rangierlok mit Wasserstoffantrieb spart bei einer Restnutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren bis zu 3.000 Tonnen CO2 ein, was dem Ausstoß von bis zu 650 Autos entspricht. Man müsste 200.000 Bäume pflanzen, um diese Menge an CO2 einzusparen.

Francois Muller, Leiter des Service-Geschäfts für Zentral- und Nordeuropa bei Alstom: „Mit diesem Forschungsprojekt leisten wir erneut Pionierarbeit in der Nutzung von Wasserstoff im Schienenverkehr. Wir erweitern das Spektrum der Fahrzeugmodernisierung um einen doppelt nachhaltigen Ansatz – unsere Kunden können dank dieser Lösung auf einen emissionsfreien Betrieb umstellen, ohne ihren bestehenden Fuhrpark austauschen zu müssen. Gerade im Rangierverkehr ist das aufgrund der langen Lebensdauer der Fahrzeuge eine lohnende Option.“

Frank Klingebiel, Oberbürgermeister der Stadt Salzgitter: „Unser ehemaliger Ministerpräsident Stephan Weil hat Salzgitter als Transformationshauptstadt Deutschlands betitelt- zu Recht! Die Salzgitter AG investiert Milliarden, um mit dem Projekt SALCOS bis 2033 auf eine CO2-arme Stahlherstellung umzustellen. Außerdem baut Volkswagen hier gerade sein erstes Batteriezellenwerk auf und investiert dabei ebenfalls Milliarden in den Wirtschaftsstandort Salzgitter.

An unserem Wasserstoff Campus werden die Technologien von morgen zu den Themen Fabriktransformation, grüner Wasserstoff und Speicherung von Wasserstoff entwickelt. Mit unserem eigenen Salwe-Projekt bauen wir die Fernwärmeversorgung weiter aus. Und bei dem Verbundprojekt der Dekarbonisierung des Rangierverkehrs steht die Stadt nicht nur am Spielfeldrand, sondern ist mit dem Finanzzuschuss von 1,5 Millionen Euro aktiver Player!“

Astrid Paus, Dezernatsleiterin im Amt für regionale Landesentwicklung Braunschweig: „Mit den Strukturhilfemitteln des Landes Niedersachsen wurden viele gute Projekte gefördert und umgesetzt. Es wurden Grundschulen und Kindertagesstätten gebaut, Wohngebäude werden saniert und Projekte des Wasserstoffcampus wurden gefördert. Die Umrüstung der Rangierlokomotive auf einen Wasserstoffantrieb gehört dazu und ist mit einer Weltpremiere natürlich nochmal etwas ganz Besonderes. Hier wurden die Fördermittel des Landes in Innovation, CO2-Einsparung und Klimaschutz gut investiert. Das Klimaschutzpotenzial und die Wirkung dieser Umrüstung sind groß: Nachmachen erwünscht.“

Dr. Johannes Dreier, Geschäftsführer VPS: „Dieser Testeinsatz einer Lok mit einem auf Wasserstoffdirektverbrennung umgebauten Motor passt hervorragend in die im Salzgitter-Konzern laufende Transformation. Mit dem Programm SALCOS - Salzgitter Low CO2 Steelmaking stellt der Salzgitter-Konzern in den kommenden Jahren schrittweise die Roheisenproduktion von der Hochofenroute auf die anfangs überwiegend Erdgas- später zunehmend Wasserstoff-basierte Direktreduktion um. Auch wir als zentraler Logistikdienstleister des Konzerns sind dabei gefordert, alternative Antriebskonzepte für unsere Lokflotte zu testen, um bei der Dekarbonisierung des Konzerns unseren Beitrag zu leisten.“

Dr. Christian Reiser, Geschäftsführer WTZ Roßlau gGmbH: „In den intensiven Entwicklungsarbeiten ist es gelungen unser Know-how, speziell auf dem Bereich der Brennverfahrensentwicklung und Systemapplikation, erfolgreich im Forschungsvorhaben einzusetzen. Dadurch konnte die zukunftssichernde Wasserstoffmotorentechnologie erfolgreich vom Prüfstand auf die reale Schiene transferiert werden. Wir freuen uns außerordentlich auf den nun kommenden Testbetrieb der Lokomotive. Denn eine grüne Zukunft ist unser Antrieb!“

Prof. Dr.-Ing. Peter Eilts, Leiter des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Brennstoffzellen der TU Braunschweig und Mitglied im Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik: „Wasserstoff besitzt die Besonderheit, dass er mit hohem Luftüberschuss verbrannt werden kann. Für die Umrüstung der Rangierlokomotiven nutzen wir diese Eigenschaft gezielt aus, um die Verbrennung zu stabilisieren, den Wirkungsgrad zu erhöhen und zeitgleich die Stickoxidbildung zu minimieren. Wir haben uns intensiv mit der Auslegung der Abgasturboaufladung beschäftigt, da der hohe Luftüberschuss hier eine besondere Herausforderung darstellt. Mit Erfolg!“

 

Kontakt: 

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External Communications Director Germany
ALSTOM Transportation Germany GmbH 
Ernst-Reuter-Platz 6 – 10587 Berlin – Germany 
Mobile: +49 (0) 174 925 03 48
joern.bischoff(at)alstomgroup.com

Prof. Dr.-Ing. Peter Eilts
Institut für Verbrennungskraftmaschinen
Hermann-Blenk-Straße 42, 38108 Braunschweig
Telefon: +49 531 391-66901
p.eilts(at)tu-braunschweig.de