Die 39. Braunschweiger Brandschutz-Tage fanden am 30. September und 01. Oktober 2025 statt. Zur diesjährigen Veranstaltung konnte der Tagungsleiter Prof. Zehfuß, Leiter des Fachgebietes Brandschutz des Instituts für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz (iBMB) der Technischen Universität Braunschweig, über 500 Teilnehmende und 35 Fachausstellende begrüßen. Dem Motto „back to the roots“ folgend wurde die Tagung nach 25 Jahren wieder im Audimax der TU Braunschweig durchgeführt.
Die Teilnehmer aus unterschiedlichen Fachdisziplinen fanden sich wieder im intensiven Austausch zu aktuellen Themen des Brandschutzes in den ausgeprägt geführten Diskussionen im Anschluss der Vorträge sowie in aufgelockerter Atmosphäre beim traditionellen Abendempfang.
Traditionell wurde am Vortag der Braunschweiger Brandschutz-Tage das Symposium „Heißbemessung – Structural Fire Engineering“, bereits in der 11. Auflage, durchgeführt. Die Vielfalt der Vortragsthemen über experimentelle und numerische Arbeiten an Beton-, Stahl-, Ver-bund-, Holz- und Mauerwerkskonstruktionen und Dämmstoffen, zur sicheren Auslegung von Treppenräumen und zu kinetischen Modellen zur Brandprognose manifestieren die große Bandbreite des Symposiums. Zu Beiträgen ergaben sich für die über 130 Teilnehmenden aus Wissenschaft und Praxis viele Gelegenheiten für intensive Diskussionen.
Die Fachtagung wurde mit der Key-Note-Präsentation von Frau Siebeck, ehemalige Leiterin der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen der Hansestadt Hamburg, zum Thema „Initiative für Kostenreduziertes Bauen – Der Hamburg-Standard“ eingeleitet. Thematisiert wurden hierbei die Ziele und Arbeitsweise der Initiative Kostenreduziertes Bauen und die erzielte Einsparpotentiale durch die Umsetzung der vorgestellten Handlungsfelder des Hamburg-Standards. Die Fragestellungen bezüglich der Baukostenreduzierung in Verbindung mit der technischen Umsetzung von Brandschutzanforderungen wurden anschließend ausführlich diskutiert.
Die erste Sitzung befasste sich mit Fragestellungen aus dem anlagetechnischen Brandschutz und wurde vom Leiter des Referats 14 der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e.V. (vfdb), Herrn Dr. Festag geleitet. Thematisiert wurden hierbei Neuerungen zur Vereinheitlichung der Anschlussbeschreibungen von Brandmeldeanlagen anhand von Praxisbeispiele aus Bayern, Brandschutz in automatisierten Lagesystemen in Verbindung mit den aktuellen Trends und Herausforderungen bei der Brandbekämpfung in Distributionslägern, Bewertung der Wirksamkeit von anlagetechnischen Brandschutzmaßnahmen. Die Ansätze zu der Bewertung der Nachhaltigkeit von baulichen und anlagetechnischen Brandschutzmaßnahmen auf Grundlage der Ökobilanzberechnungen rundeten das Themenfeld ab. Die anschließende Diskussion umfasste den Umgang mit den Falschalarmen bei der Auslösung der BMA, die Herausforderungen beim Aufschalten und Auslösen der Sprinkleranlagen in modernen Distributionslägern, die Rahmenbedingungen für die Auslösung der Rauchabzugsanlagen, die Risikobetrachtung bei der Dimensionierung der Sprinkleranlagen, der Ansatz von unterschiedlichen Lebensdauern für die Ökobilanzierung der brandschutztechnischen Anlagen sowie den Einfluss des baulichen und anlagetechnischen Brandschutzes auf die Ökobilanzierung eines Gebäudes.
Die zweite Sitzung widmete sich den Normen, Richtlinien und Verordnungen. Die Moderation übernahm Herr Mittmann (DIBt, Berlin). Im ersten Vortrag wurde die Revision der schweizerischen Brandschutzvorschritten in Hinblick auf deren Deregulierung, Harmonisierung sowie Vereinfachung auf Basis eines risikoorientierten Ansatzes erläutert. Neben der Problematik der aktuellen Vorschriften wurde der Aufbau der Brandschutzvorschriften 2026 inkl. der Nachweisführung mittels der präskriptiven, leistungsbasierten und risikobasierten Nachweisverfahren erörtert. Im zweiten Vortrag der Sitzung wurde die neue VdS Richtlinie 6024 als Ansatz für die Vereinfachung der Prüf- und Genehmigungsprozessen von Digitalisierungsprojekten vorgestellt. Die Nachweisführung im Rahmen der Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungen an Bauteile und Außenwandbekleidungen in Holzbauweise (MHolzBauRL) stand im Fokus des dritten Vortrages. Anschließend wurden die wesentlichen Neuerungen in der Muster-Schulbau-Richtlinie und in der Muster-Versammlungsstättenverordnung vorgestellt. Die anschließende Diskussion umfasste die Fragenstellungen zu der Holzbaurichtlinie hinsichtlich des Umgangs mit den Abweichungen von materiellen Anforderungen und technischen Baubestimmungen. Zum Thema MSchulBauRL gab es Fragen zur Limitierung der Größe des Brandabschnittes und Anmerkungen zu der Definition von Begriffen wie z.B. „Rettungsbalkon“ und “Nutzungseinheit“. Außerdem wurden die Regelungen zu der Anwendung der Dämmstoffe im Rahmen der MVStVO diskutiert.
Der erste Tagungstag wurde mit der Verleihung des Dietmar Hosser-Preises für herausragende Studierendenarbeiten beendet. Herr Rattelmüller (Technische Universität München) konnte mit seiner angefertigten Masterarbeit „Evaluierung der Maßnahmen des vorbeugenden Brand- und Gefahrenschutzes - Teil 12: Quantitative Analyse der Rettungswegnutzung im Brandfall“ die Jury überzeugen und erhielt den ersten Preis. Mit einem anschaulichen Vortrag präsentierte er seine Arbeit dem anwesenden Fachpublikum. Mit seiner Arbeit zur „Influence of Local Vegetation on Fire Spread Mechanisms in Surface Fires“ belegte Herr Buhk (Lund University) den zweiten Platz. Über den dritten Preis konnte sich Herr Rose (Technische Universität Braunschweig) mit seiner Arbeit zur „Einfluss der Wohnungsabschlusstüren auf die Brandsicherheit von Treppenräumen in mehrgeschossigen Wohngebäuden“ freuen.
Am zweiten Tagungstag beschäftigte sich die dritte Sitzung mit innovativen Brandschutzlösungen unter der Moderation von Herrn Upmeyer (Hagen Ingenieurgesellschaft für Brandschutz mbH, Kleve). Vorgestellt wurde das digitale Einweisungskonzept für das Feuerwehr als Ergebnis einer engen Zusammenarbeit zwischen den Erstellern des Brandschutzkonzepts und den Sachbearbeitern des Vorbeugenden Brandschutzes der Branddirektion Frankfurt am Main. Im Rahmen des Vortrages konnte verdeutlicht werden, dass durch diese Kooperation nicht nur das Verständnis der komplexen Gebäudetechnik seitens der Feuerwehr verbessert wird, sondern auch die Innenwirksamkeit des Vorbeugenden Brandschutzes signifikant erhöht wird. Im weiteren Vortrag wurden die Brandschutzlösungen für Krankenhäuser und Pflegeheime nach aktuellen Richtlinien in NRW an einem Beispielprojekt aufgezeigt. Im Beitrag zu Brandsimulationen unter Windeinfluss wurden die Problematik von Windeinflüssen bei Bränden, deren bauordnungsrechtliche Einordnung sowie praktische Hilfestellung zur Abbildung von Wind in einer Brandsimulation am Beispiel des Fire Dynamics Simulator (FDS) erläutert. Anhand von spannenden Simulationsvideos aus realen Projekten, wurden die Risiken die bei Nichtbeachtung des Windeinflusses entstehen können und der Mehrwert, die Berücksichtigung von Wind bieten kann, visualisiert. Im folgenden Vortrag wurden die Herausforderungen und Potentiale die sich im Rahmen der ersten Brandschutz-Typengenehmigung Deutschlands für seriell hergestellte drei bis achtgeschossige Wohngebäude in Holzbauweise ergaben, vorgestellt. Die Sitzung wurde durch den Vortrag zu dem innovativen Brandschutznachweis für fünfgeschossiges Holzhochhaus Seerhein Panorama in Konstanz, abgerundet.
Die anschließende Diskussion beschäftigte sich mit den rechtlichen Grundlagen, Kostenschätzung und Bedarfsermittlung eines digitalen Einweisungskonzeptes, sowie mit den Detailregelungen in der Richtlinie für Krankenhäuser. Auch die Fragestellungen zu der Berücksichtigung der Windströmungsbedingungen im Zusammenhang mit den Gegebenheiten, die sich aus einem Bebauungsplan ergeben sowie Festlegung der Standardwindstärken für die Brandsimulationen zeigten starken Diskussionsbedarf.
Die vierte Sitzung zum Abschluss der Tagung leitete Frau Hahn (vfdb e.V., Münster) unter dem Thema „Brandschutz von Energiespeichern“. Im ersten Vortrag wurden Erkenntnisse aus Brandversuchen zur Lagerung von Hochvoltspeichern dargestellt. Das Brandverhalten von Hochvoltspeichermodulen und vollständigen Hochvoltspeichern sowie das Brandausbreitungsverhalten zwischen mehreren Hochvoltspeichern in Lageranordnung stand dabei im Fokus des ersten Vortrages. In weiteren Vorträgen wurden ein Leitfaden zum vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz bei der Lagerung von Hochvoltspeichern aus der Perspektive der Feuerwehr sowie Herausforderungen für Versicherer hinsichtlich der Lagerung von Energiespeichern diskutiert. Im abschließenden Vortrag wurden Brandschutzbetrachtungen bei Energiespeicheranlagen vorgestellt.
Das zeitnahe Einbringen der aktuellen Forschungserkenntnisse in die Praxis, die versicherungstechnischen Belange und Risikobewertung hinsichtlich der Planung, Produktion und Lagerung von Energiespeicheranlagen bildeten die wesentlichen Punkte der vierten Sitzung. Die Sitzung wurde mit einer lebhaften Diskussion zur Durchführung der Brandversuchen zur Lagerung von Hochvoltspeichern, zu den konzeptionellen und versicherungstechnischen Belangen im Zusammenhang mit Löschwasserrückhaltung und Lagerung von Energiespeicheranlagen abgeschlossen.
Begleitend zur Tagung zeigte die, von den Teilnehmern gut besuchte, Fachausstellung aktuelle Entwicklungen und Neuerungen in den Bereichen des baulichen, anlagentechnischen, abwehrenden und organisatorischen Brandschutzes.
Eine Bereitstellung umfangreicher Informationen für Tagungsteilnehmer und Fachausteller erfolgte wie gewohnt auf dem Informationsportal http://www.brandschutztage.info. Das iBMB blickt auf eine erfolgreiche und diskussionsfreudige Veranstaltung zurück. Die Planungen für die kommenden Brandschutz-Tage am 30.09. und 01.10.2026 sind bereits angelaufen. Wir freuen uns, Sie dann im Audimax der Technischen Universität Braunschweig begrüßen zu dürfen.
Für eine stetige Weiterentwicklung und Themenvorschläge können Anregungen über das Feedback-Formular der Internetpräsenz http://www.brandschutztage.info/feedback/ übermittelt werden.
Jochen Zehfuß und Liliia Maruhn