Ein Auslandsaufenthalt ist eine tolle Möglichkeit, während des Studiums die Welt zu entdecken und sich persönlich und fachlich weiterzuentwickeln. Viele TU-Studierende wagen diesen Schritt und sind bereits in das Abenteuer Auslandssemester aufgebrochen. Um Ihnen die Chance zu geben, andere an ihren Erlebnissen teilhaben zu lassen und eventuell auch zu einem Auslandsaufenthalt zu motivieren, hat das International House einen Fotowettbewerb zum Motto „Erinnerungen, die bleiben“ ausgeschrieben.
Teilnehmen konnten eingeschriebene Studierende und Mitarbeitende der TU Braunschweig, die im Wintersemester 2024/25 oder im Sommersemester 2025 einen studienbezogenen oder berufsbezogenen Auslandsaufenthalt absolviert haben. Aus den eingereichten Bildern wählte die Jury insgesamt 8 Sieger-Fotos aus, die auf der Study Abroad Fair im Dezember 2025 mit Preisen prämiert wurden. Die Bilder werden zukünftig zudem im International House aushängen.
Wir danken allen Studierenden und Mitarbeitenden für ihre Teilnahme und die vielen tollen eingesendeten Fotos!
Isabell Zerfuss:
Es gibt Augenblicke, die sich tief in uns eingraben, ohne, dass wir sie bewusst festhalten. Sie hinterlassen etwas Bleibendes, schwer in Worte zu fassen, aber für immer in uns. Ein Bild, das noch nach langer Zeit im Kopf leuchtet, ein Augenblick, der für immer bleibt. Mein Foto zeigt einen solchen Moment, eingefangen an einem kühlen Oktobermorgen an einem Strand von Rhode Island.
Mein Auslandssemester führte mich in den kleinsten Bundesstaat der USA: Rhode Island, den „Ocean State“. Die University of Rhode Island liegt nur wenige Minuten von den wilden Stränden der Atlantikküste entfernt. Mit diesem Ort verbinde ich viele Erinnerungen, die mein Herz und meinen Verstand berührt haben.
Oktobermorgen in Rhode Island…
Es war noch dunkel, als wir uns früh um fünf Uhr auf den Weg zum Strand machten. Der Mond hüllte alles in ein sanftes Licht. Auf dem Parkplatz direkt am Strand frühstückten wir gemeinsam in den offenen Kofferräumen der Autos. Noch war die Sonne nicht aufgegangen, doch in der ruhigen Stille begann man, etwas zu spüren. Es war eine gewisse Spannung, die da in der Luft lag. Es war die Vorfreude auf einen Moment, das Warten auf das, was da kommen würde. Eine Vorahnung von etwas Besonderem.
Es war immer noch dunkel, als meine Freunde mit ihren Brettern in die Wellen gingen. Ich stand an Land, umgeben von Stille, und beobachtete die erwartungsvollen Surfer. Als das Licht kam, kamen auch die ersten stärkeren Wellen und ich drückte den Auslöser. Der Moment war so vergänglich, wie die Gischt, die vom ersten Sonnenlicht in goldenen Staub verwandelt wurde. Die Gischt, die im Morgenlicht leuchtet und dann wieder zerfließt, genau wie der Moment, der erglüht und wieder in sich zusammenfällt. Und doch bleibt er.
Das Warten der Surferin auf die perfekte Welle zeigt für mich nicht nur den Wunsch nach Bewegung, sondern ist auch ein Symbol für das Warten auf das Leben selbst. Auf einzigartige Momente, die uns prägen und uns wachsen lassen. Erinnerungen entstehen nicht, wenn wir ständig von einem Ereignis zum nächsten hetzen, sondern wenn wir uns auf den Moment vorbereiten und jederzeit bereit sind, ihn zu empfangen, wann immer er kommt.
Für mich ist mein Bild ein Symbol für das, was in uns bleibt, auch wenn der Moment vorbei ist. Das goldene Licht, das die Gischt erleuchtet, den Himmel zum Glühen bringt, in die Wellen taucht und sich sacht über den dunklen Sand legt. Es ist eine Erinnerung, die im Inneren weiterstrahlt. Es ist ein Sinnbild für die leisen Augenblicke des Wartens und Innehaltens, in denen etwas wächst. Erinnerungen, die bleiben, die wie Sonnenstrahlen das Gewöhnliche aus der Dunkelheit erleuchten und wie Wellen am Strand immer wieder an unser Herz gespült werden.
Niklas Urban:
Dieses Foto steht für ein Abenteuer, das ich wohl nie vergessen werde. Es entstand in den Pyrenäen nahe Porte-Puymorens, auf etwa 2400m Höhe, an einem Ort, der uns direkt auf den ersten Blick gefallen hat. Gemeinsam mit drei Freunden aus Deutschland und einem belgischen Slowaken, unterwegs im Defender meines besten Freundes aus Toulouse, verbrachten wir dort drei Nächte unter freiem Himmel. Der Sonnenuntergang, der sich über den Wolken und zwischen den schneebedeckten Gipfeln entfaltete, wirkte beinahe surreal und erinnerte uns daran, wie klein und gleichzeitig lebendig man sich inmitten der Natur fühlen kann.
Nachts lagen wir in den Zelten, das Auto wackelte leicht im Wind – und über uns spannte sich ein klarer Sternenhimmel, wie ich ihn selten zuvor gesehen habe. Die Milchstraße, funkelnd und weit, machte uns still. Dieser Moment, unter tausenden Sternen zu liegen, in völliger Dunkelheit und fernab jeglicher Zivilisation, hat sich tief eingebrannt. Doch die Schönheit der Landschaft war nur ein Teil dieser unvergesslichen Reise. Was das Erlebnis wirklich unvergesslich machte, waren all die kleinen und großen Geschichten, die dazugehören: ein nächtlicher Drohnenabsturz, der uns zur Suche im Dunkeln zwang; mysteriöse Tiergeräusche um unser Auto, vielleicht Wildschweine, vielleicht sogar ein Bär, starke Winde, die unser Dachzelt zum Schaukeln brachten, klirrende Kälte und nicht zuletzt die Überraschung über horrende Roaming-Gebühren in Andorra. Und doch oder gerade deswegen fühlte sich jeder Moment intensiv an. Die selbstgekochten Abendessen, die gemeinsame Überwindung kleiner Herausforderungen und die schönen Gespräche beim Kartenspielen. All das hat dieses Bild für mich zu mehr als nur einer schönen Aufnahme gemacht. Es ist eine Erinnerung, die bleibt, an Freiheit, Freundschaft und das Gefühl, für einen kurzen Moment völlig im Hier und Jetzt zu sein.
Lea Lusznat:
Ich habe dieses Foto ausgewählt, weil es für mich sinnbildlich für eine Zeit steht, die mich nachhaltig geprägt hat. Es erinnert mich an die friedlichen, frühen Morgenstunden in Australien, Momente der Ruhe, des Staunens und tiefer Verbundenheit mit der Natur. Genau solche Augenblicke sind es, die in der Erinnerung bleiben, lange nachdem der Alltag weitergezogen ist.
Das Känguru auf dem Foto steht für vieles, was ich an Australiens Ostküste liebgewonnen habe: die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, die Gelassenheit, die Weite der Landschaft und die besondere Stimmung beim Sonnenaufgang. Diese Begegnung war für mich nicht nur besonders, weil ich ein wildes Känguru in so naher Distanz erleben durfte, sondern auch, weil sie Teil einer morgendlichen Routine war, die ich dort schnell zu schätzen gelernt habe: früh aufstehen, raus in die Natur, aktiv sein und das Licht des neuen Tages bewusst wahrnehmen.
Die Kängurus sind für mich zu einem Symbol für Leichtigkeit, für das Unerwartete, für all die kleinen Erlebnisse, die sich tief ins Gedächtnis einprägen, geworden. Ich weiß schon jetzt, dass ich sie vermissen werde. Dieses Foto erinnert mich an genau solche Momente: Es fängt nicht nur ein Tier in der Morgensonne ein, sondern ein Gefühl. Das Gefühl, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Es ist eine persönliche Erinnerung, die bleibt.
Julia Meyer:
„Komm her, beeil dich! Das musst du sehen!“ So oder so ähnlich hat mich Andréa gerufen, die schon oben am Berg angekommen war und auf die andere Seite blicken konnte. Mit schnellen Schritten bin ich ihr und den anderen die letzten Meter hinterher gestapft, ohne zu wissen, was mich oben erwarten soll. Dann endlich angekommen sah ich direkt, was sie mir zeigen wollte: einen Regenbogen. Und es war nicht nur irgendein Regenbogen, wie wir sie die letzten Tage schon oft vom Auto aus gesehen haben. Er war komplett mit Anfang und Ende. Wir oben auf dem Berg. Unser Ziel erreicht mit wunderschöner Aussicht auf die Berge, Strände und das weite Meer. Den Blick mit dem Regenbogen empfand ich als richtige Belohnung und es ließ mich den lästigen Nieselregen und den matschigen Trampelpfad glatt vergessen. Nachdem ich den Moment in einem Foto festgehalten habe, stand ich einfach da, mit einem Lächeln im Gesicht, schaute in die Ferne, und dachte mir, das zusammen zu erleben mit Freunden, die man erst vor so kurzer Zeit kennengelernt hat, ist einfach großartig. Ein Gefühl der Dankbarkeit und tiefen Freude breitete sich in mir aus.
Ich kann mich noch ziemlich gut an diesen wechselhaften Septembertag während meiner Reise auf den Lofoten erinnern, und immer, wenn ich mir das Foto anschaue, kommen die gleichen Gefühle hoch wie damals. Es war ein unvergesslicher Tag - zwei Gipfelbesteigungen, Nieselregen, Sonnenschein, Schwimmen im eiskalten Atlantik, weißer Sandstrand, und die besten Cinnamon Buns der Welt. Wenn ich mich zurückerinnere, bin ich zutiefst traurig, dass die Reise schon so weit zurück liegt und mein Auslandssemester mit den dort kennengelernten Freunden vorbei ist, und zugleich bin ich unendlich glücklich, dort gewesen zu sein, die ganzen Erfahrungen gesammelt zu haben und die Erinnerungen daran für immer behalten zu können.
Jasper Timme:
Ich habe dieses Bild für den Fotowettbewerb eingereicht, weil es einen Moment zeigt, der für mich eine der eindrucksvollsten und lebendigsten Erinnerungen überhaupt von meinem Auslandssemester in Ungarn darstellt. Entstanden ist das Foto im Februar während der Busójárás in Mohács, einem traditionellen Fest in Ungarn, bei dem verkleidete Gestalten, die sogenannten Busós, den Winter und die bösen Geister vertreiben sollen.
Die maskierten Busós, die in furchteinflößenden Holzmasken und Schaffellen durch die Straße ziehen, trommeln und tanzen, schaffen eine Atmosphäre, die zwischen Furcht und Faszination schwankt. Tagsüber versammeln sich die Menschen, es gibt Musik, traditionelle Speisen, Umzüge und Volkstänze. Der Höhepunkt ist das große Feuer am Abend, bei dem eine Strohpuppe verbrannt wird, die den Winter verkörpert.
Genau diesen Moment zeigt mein Foto: Die Flammen ergreifen die Strohpuppe, Funken fliegen in den dunklen Himmel, während die Menschen singend und lachend um das Feuer tanzen – ein Zeichen dafür, dass der Winter besiegt ist und der Frühling bald Einzug hält.
Für mich bedeutet „Erinnerungen, die bleiben“, dass ich diesen Brauch mit allen Sinnen erlebt habe: das Knistern der Flammen, der Rauchgeruch, das Trommeln der Busós und das Lachen der Menschen. Das Foto hält diese Eindrücke fest und erinnert mich daran, dass dieses Fest eines der ersten Erlebnisse meines Erasmus-Semesters war.
Jan-Angelus Meyer:
Eine Reise, die mehr war als nur eine akademische Weiterbildung – die Teilnahme an der EuroMBR Summerschool in Catanzaro (Kalabrien, Italien) war eine unvergessliche Mischung aus Wissenschaft, interkulturellem Austausch und atemberaubender Landschaft.
Während intensiver Kurse und Workshops haben wir uns mit modernen Methoden der Bioprozessentwicklung mit Mikrobioreaktoren auseinandergesetzt, diskutiert und experimentiert. Die Tage waren gefüllt mit neuem Wissen, inspirierenden Gesprächen und viele Stunden im farblosen Labor. Doch nach den intensiven wissenschaftlichen Einheiten erwartete uns ein weiteres Highlight: die atemberaubende Mittelmeerküste Kalabriens!
Dieses Foto fängt einen dieser besonderen Momente ein – das leuchtende Blau des Meeres, die steilen Klippen von Tropea die nahtlos in die mittelalterlichen Mauern übergehen und die warme mediterrane Brise die über den Sandstrand durch die Palmen streift.
Es erinnert mich daran, dass Wissenschaft nicht nur im Labor stattfindet, sondern auch durch gemeinsame Erlebnisse, Ausflüge, kulturellen Austausch und neue Perspektiven bereichert wird.
Der Wettbewerbstitel „Erinnerungen, die bleiben“ könnte nicht passender sein: Diese Reise hat nicht nur meinen fachlichen Horizont erweitert, sondern auch tiefe Eindrücke hinterlassen – neue Freundschaften, unvergessliche Sonnenuntergänge und die Gewissheit, dass Neues lernen und erleben Hand in Hand gehen.
Tobias Langmann:
Der Popocatépetl - ein über 5400 m hoher, aktiver Stratovulkan nahe der Megastadt Mexiko City. Im Januar 2025 hatten wir die tolle Gelegenheit für ein Projekttreffen mit Kolleg*innen der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) Mexiko Stadt zu besuchen. Im Projekt „Validation of precipitation reanalysis products for rainfall-runoff modelling in Mexico“ geht es u.a. darum, für die notwendige Verbesserung wasserwirtschaftlicher Datengrundlagen globale Simulationen der Atmosphäre und ihre Eignung zur Rekonstruktion des Niederschlagsgeschehens in Mexiko während der vergangenen Jahrzehnte zu evaluieren.
Bei unserem Besuch in Mexiko hatten wir die Möglichkeit, eine Exkursion zum beeindruckenden Popocatépetl zu unternehmen. Eine wundervolle Wanderung vom Paso de Cortes aus führte uns auf bis zu 4200 m Höhe über dem Meeresspiegel durch die Kiefernwälder und die beeindruckende Graslandschaft oberhalb der Baumgrenze (Zacatonal) zum Fuß des benachbarten Vulkans Iztaccíhuatl ("schlafende Frau"). Über den Tag konnten wir passend zu unserem Forschungsprojekt beobachten, wie dynamisch die Atmosphäre im Bereich solcher hoher Berge ist, denn es entwickelten sich mächtige Quellwolken über dem Vulkan und auch die Aktivität des gewaltigen Vulkans nahm deutlich zu. Das Foto entstand am Nachmittag und zeigt den spektakulären Moment, als sich der Popocatépetl in Wolken hüllte und gleichzeitig große Mengen Rauch und Asche ausstieß, die sich mit dem Höhenwind zu einer langen grauen Rauchfahne in der Atmosphäre entwickelten. Die Wanderung im Nationalpark war ein echtes Highlight und hat den Besuch zu einem beeindruckenden und lehrreichen Erlebnis gemacht, das wir so schnell nicht vergessen werden!
Jessica Lüders:
Das eingereichte Foto ist bei meinem ersten Stadtrundgang durch das malerische Altstadtviertel Barrio del Carmen entstanden. Für mich vereint es gleich vier besondere Erinnerungen, die ich aus Valencia mitnehmen konnte:
Als Erstes fällt der Blick auf die kunstvollen Fliesen, die die Balkone ungewöhnlicherweise von unten schmücken – das habe ich vorher noch nie gesehen. Laut unserer Stadtführerin galt dieser Keramikschmuck traditionell als Zeichen von Reichtum: Ein Blick von der Straße nach oben genügte, um zu erkennen, dass hier wohlhabende Menschen lebten. Ich finde, die Balkone sind noch heute wunderschön anzusehen!
Schaut man etwas genauer hin, lassen sich in den Fliesen außerdem die Umrisse von Schwalben erkennen. Tatsächlich haben mich während meines Aufenthalts in Valencia genau diese Schwalben begleitet, weil sie dort als Zeichen von Treue und Liebe viele Wände und Geschäfte zieren. Diese liebevolle Dekoration fand ich so schön, dass eine kleine Keramikschwalbe sogar mit mir zurück nach Braunschweig gereist ist.
Blickt man auf dem Foto noch weiter nach oben Richtung Himmel, fühlt es sich an, als würde einem die valenzianische Sonne förmlich ins Gesicht scheinen. Die Sonne und die Wärme auf der Haut lösen in mir ein unbeschreibliches Glücksgefühl aus – und genau dieses Gefühl kommt beim Betrachten des Fotos immer wieder zurück.
Zuletzt ist noch eine nicht sichtbare Erinnerung mit dem Foto verknüpft: Ein Stadtspaziergang mit internationalen, sehr lieben Kolleg*innen, die ich in der Woche meines Staff Exchange kennenlernen durfte! Ich bin unendlich dankbar für die vielen neuen Kontakte und die Inspiration, die ich unter anderem aus Schweden, Slowenien, Österreich, Irland und Polen mit nach Braunschweig nehmen konnte.
Danke für diese wunderschönen Erinnerungen, Valencia!