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Doktorand Jan Hitzegrad vom Leichtweiß-Institut für Wasserbau berichtet über seinen Forschungsaufenthalt in Seoul

Hier war ich zu einem Forschungsaufenthalt:

An der Seoul National University in Seoul, Südkorea.

Das habe ich in Seoul gemacht:

Meine Promotion zielt darauf ab, die Interaktionen zwischen Wellen und Austernriffen, die durch die pazifische Auster entstanden sind, zu untersuchen. Die pazifische Auster ist an der deutschen Nordseeküste eine invasive Art und konnte sich als wahrscheinliche Folge steigender Wassertemperaturen im Zusammenhang mit dem Klimawandel hier ausbreiten. Austern bilden Riffe mit ultra-rauen Oberflächen, die Wellen und Strömung, aber auch die Sedimente und die ökologische Zusammensetzung beeinflussen. Die Wattflächen der Westküste Südkoreas boten eine sehr gute Gelegenheit für eine vergleichende Studie, da die pazifische Auster dort heimisch ist. Während meines Forschungsaufenthalts an der Seoul National University habe ich mit dem Team des Coastal Engineering Laboratory zusammengearbeitet. Gemeinsam führten wir eine Feldstudie an einem Austernriff der koreanischen Westküste nahe der Insel Jebudo durch.

Jebudo, eine beliebte Ferieninsel, ist bekannt für einen spektakulären Tidenhub von bis zu neun Metern und den weitläufigen Wattflächen, die reich an Muscheln, Krabben und Austern sind. In den Wattflächen ließen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den Austernriffen in Deutschland feststellen. Der zentrale Bereich des Riffes und isolierte Flächen an den Rändern entsprechen den Riffen in Deutschland. Allerdings gibt es im koreanischen Watt auch Steine und weitere felsige Oberflächen, an denen sich die Austern festsetzen können und so zusätzliche Strukturen ermöglichen.

Mein Aufenthalt dauerte insgesamt:

Vier Wochen.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:

Ich hatte dort die Möglichkeit, mit begeisterten Professor*innen sowie Promotions- und Masterstudierenden zusammenzuarbeiten, gemeinsam zu forschen, Forschungsergebnisse auszutauschen und neue Ideen zu diskutieren. Durch den Austausch und die gemeinsame Arbeit konnte ich noch einmal einen neuen Blickwinkel auf mein Promotionsthema erhalten.

Leben vor Ort

So wohne ich in Seoul:

Die Seoul National University betreibt ein eigenes Hotel mit Apartments für Wissenschaftler*innen, die für längere Zeit bleiben. Ich habe also direkt auf dem Campus gelebt. Viel Zeit habe ich hier allerdings nicht verbracht. In der Woche war ich die meiste Zeit im Büro und am Wochenende habe ich die Stadt erkundet.

Was unterscheidet das Forschen in Südkorea von dem in Deutschland?

Dass die Menschen in Südkorea als sehr fleißig gelten, habe ich dort auch selbst erlebt. Die Doktorand*innen und Masterstudierenden verbringen oft den gesamten Tag an der Universität. Abends wird gemeinsam gegessen und bis zehn oder elf weiter gearbeitet.

Die Universität ist sehr viel kompakter als die TU Braunschweig. Der Campus liegt etwas außerhalb der Stadt umgeben von Bergen. Die gesamte Fakultät Bau- und Umweltingenieurwesen ist in einem Gebäude untergebracht. Die Labore sind im Untergeschoss, auf den oberen Etagen sind die Büros der Professor*innen, des wissenschaftlichen Personals und der Studierenden.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Durch die Zeitverschiebung kommen die ersten Mails erst gegen 16 Uhr ins Postfach.

Die größte Herausforderung während meines Aufenthaltes war …

In Restaurants bestellt man oft an einem Bildschirm und nicht beim Personal. Dazu kommt, dass es oft keine englische Übersetzung gibt. Ab und zu probiert man so auch mal etwas Unerwartetes.

Das nehme ich mit nach Hause:

Der Forschungsaufenthalt hat mein Verständnis für Austernriffe noch einmal vertieft. Insbesondere die Feldstudie und der Austausch mit dem Kollegium vor Ort haben dazu beigetragen, die Austernriffe im deutschen Wattenmeer in Perspektive zu setzen und mögliche zukünftige Entwicklungen der Austernriffe in Deutschland besser abschätzen zu können. Ebenfalls konnte durch den Forschungsaufenthalt die Verbindung zwischen dem Leichtweiß-Institut für Wasserbau der Technischen Universität Braunschweig unter Professor Nils Goseberg und dem CELAB der Seoul National University unter Professor Yong Sung Park weiter gestärkt werden.

Gut zu wissen

Über den professionellen Austausch hinaus war es sehr spannend, die koreanische Kultur mit den Kolleg*innen und Freund*innen kennen zu lernen. Seoul ist eine spannende Stadt, die von einer Mischung aus Tradition und Moderne geprägt ist. So wechseln sich im Stadtbild ständig Tempel und Teehäuser mit Wolkenkratzern und moderner Architektur ab. In halb baufälligen Gebäuden gibt es den besten Kaffee, daneben eine Autowerkstatt und im nächsten Gebäude der neue Flagship Store irgendeiner koreanischen Sonnenbrillenmarke. Ein besonderes Highlight war die koreanische Küche und die Esskultur. Das Essen wird meist als Gruppe geteilt, fast alles wird mit Stäbchen gegessen und zu allem gibt es Kimchi ─ fermentiertes Kohlgemüse mit Chili und Knoblauch.

Welches Fettnäpfchen sollte man in Südkorea vermeiden?

Die gesellschaftlichen Umgangsformen sind sehr von Respekt und Hierachie geprägt. Es gibt beispielsweise fünf Möglichkeiten „Danke“ zu sagen, die man durchaus falsch anwenden kann. Allerdings wird einem das als Gast meistens auch verziehen.

Diesen Tipp gebe ich anderen Forschenden, die ins Ausland gehen möchten:

Im Ausland zu forschen, neue Forschungsthemen kennen zu lernen und sich international zu vernetzen ist eine bereichernde Erfahrung, die ich auf jeden Fall während einer Promotion empfehlen würde.

Es gibt viele weitere Möglichkeiten einen Forschungsaufenthalt zu realisieren. Mein Forschungsaufenthalt wurde als Erasmus+-Praktikum und durch den Goedhart Fonds der Hafentechnischen Gesellschaft gefördert. Das International House bietet eine tolle Unterstützung während des gesamten Prozesses.

Kontakt
Jan Hitzegrad
Technische Universität Braunschweig
Leichtweiß-Institut für Wasserbau
Abteilung Hydromechanik, Küsteningenieurwesen und Seebau
Beethovenstraße 51a
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 391-7920
E-Mail: j.hitzegrad(at)tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/lwi/hyku

Beitrag von Bianca Loschinsky aus dem MAGAZIN der TU Braunschweig