Das weltweite Sprachensterben stellt eine der drängendsten kulturellen Herausforderungen unserer Zeit dar. Ein erheblicher Teil der heute gesprochenen Sprachen wird innerhalb weniger Jahrzehnte verschwinden. Mit jeder verlorenen Sprache gehen wertvolle Wissenssysteme, kulturelle Ausdrucksformen und kollektive Erinnerungen verloren. Das Endangered Languages Archive (ELAR) widmet sich der Dokumentation, Archivierung und Zugänglichmachung bedrohter Sprachen. Hier werden Audio-, Video- und Textmaterialien gesammelt, konserviert und Wissenschaftler*innen sowie Sprachgemeinschaften weltweit zur Verfügung gestellt.
Im Rahmen dieser Bachelorarbeit soll ein architektonischer Entwurf für ein Haus der gefährdeten Sprachen in Brüssel entstehen, das dem ELAR als Hauptnutzer*in dient. Der Neubau soll sowohl ein hochfunktionales Archiv- und Forschungszentrum als auch ein öffentlicher Ort der Begegnung, des kulturellen Austauschs und der Vermittlung sein. Die Wahl des Standorts Brüssel begründet sich in der besonderen Rolle der Stadt als europäisches Zentrum für Mehrsprachigkeit, kulturelle Vielfalt und politische Institutionen. Durch diese Lage soll das Projekt internationale Sichtbarkeit entfalten und die Bedeutung sprachlicher Diversität architektonisch ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Ziel des Entwurfs ist es, ein Gebäude zu entwickeln, das Forschung, Archivierung und Öffentlichkeit räumlich überzeugend miteinander verbindet. Das Haus soll einerseits die technischen Anforderungen eines Archivs mit sensiblen digitalen Beständen erfüllen, andererseits als kultureller Treffpunkt fungieren, an dem Sprache erfahrbar wird. Die Architektur soll die Idee der Vielfalt und Vergänglichkeit von Sprache räumlich übersetzen.
Das Raumprogramm umfasst mehrere zentrale Funktionsbereiche. Im Eingangsbereich soll ein großzügiges Foyer mit Empfang, Information, Garderobe und Aufenthaltszonen die Besucher*innen willkommen heißen und Orientierung bieten. Ein öffentlich zugänglicher Ausstellungsbereich mit interaktiven Stationen, Klanginseln und Medieninstallationen macht bedrohte Sprachen und ihre kulturellen Kontexte erlebbar. Ergänzt wird dieser Bereich durch immersive Sprachräume, die akustische und visuelle Atmosphären erzeugen und Sprache als sinnliches Phänomen vermitteln.
Neben den öffentlichen Funktionen beherbergt das Gebäude das Archiv mit kontrollierten klimatischen Bedingungen für die langfristige Lagerung sensibler Audio-, Video- und Textmaterialien. Angeschlossen sind Forschungsräume und ein Digital-Labor, in dem Linguist*innen, Studierende und Sprachgemeinschaften gemeinsam arbeiten können. Seminar- und Workshopräume ermöglichen den Austausch, Schulungen und öffentliche Veranstaltungen. Eine Bibliothek mit Lesesaal dient als ruhiger Arbeits- und Rechercheort.
Ein Sprachcafé, flexible Veranstaltungsräume und offene Community-Bereiche schaffen Orte des informellen Austauschs und stärken die öffentliche Identität des Hauses. Auch Verwaltungs- und Büroräume für ELAR sowie die erforderliche technische Infrastruktur mit Serverräumen, Haustechnik und Lagerflächen sind Teil des Programms. Ergänzend sollen Freiräume wie Höfe, Terrassen oder Außenflächen für Veranstaltungen in das Konzept integriert werden, um einen lebendigen Übergang zwischen Innen- und Außenraum zu schaffen.
Für den architektonischen Entwurf ist es entscheidend, dass die Prozesse der Archivierung, Forschung und Vermittlung sichtbar und erlebbar gemacht werden. Besucher*innen sollen die Arbeit der Sprachforscher*innen beobachten können, ohne diese zu stören. Räumliche Durchlässigkeit, Blickbeziehungen und transparente Strukturen spielen dabei eine zentrale Rolle. Gleichzeitig muss das Gebäude Rückzugsorte für konzentrierte Forschung, sensible Archivarbeit und ruhige Klangräume bieten.
Ziel ist ein Entwurf, der das Thema Sprachverlust und kulturelle Vielfalt räumlich erfahrbar macht, wissenschaftliche Anforderungen erfüllt und gleichzeitig eine starke öffentliche Identität entwickelt.
Quellen
https://gbs.uni-koeln.de Gesellschaft für bedrohte Sprachen (GBS)
https://www.bbaw.de/forschung/endangered-languages-archive-elar - Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / ELAR-Projekt
https://gbs.uni-koeln.de/sites/gbs/user_upload/Broschure.pdf - GBS-Broschüre
https://www.elar-archive.og - Endangered Languages Archive (ELAR)
Erstprüfer: Prof. Carsten Roth
Zweitprüfer/in: N.N.
Exkursion
Für einen gelungenen Einstieg in die Aufgabe, ist eine unverbindliche 3-tägige Exkursion vom 03.11.2025 - 05.11.2025 geplant. Ziel der Exkursion ist Brüssel.
Aus organisatorischen Gründen und wegen des engen Zeitplans bitten wir um eine schnelle, gerne sofortige Rückmeldung, ob Sie Interesse an der Exkursion haben und teilnehmen möchten. Die Teilnahme ist freiwillig, wird aber empfohlen. Ihre Rückmeldung schicken Sie bitte per Mail unabhängig von der Prüfungsanmeldung, an:
ike-lehre(at)tu-braunschweig.de
Die Kosten werden voraussichtlich ca. 150-200 € pro Person betragen. Die Exkursion ist ausschließlich für Teilnehmer*innen der Bachelorarbeit.
Termine
14.10.2025 - Themenbekanntgabe
bis 21.10.2025 - verbindliche Anmeldung zur Bachelorarbeit im Prüfungsamt
04.11.2025 - Einführungsveranstaltung
03.11.2025 - 05.11.2025 (unter Vorbehalt) - Exkursion
02.12.2025 - 1.Testat
20.01.2025 - 2.Testat
03.02.2026 - 3.Testat
17.02.2026 - Abgabe der Pläne
Regeltermin Testate Dienstag
Regeltermine Korrekturen Montag oder Mittwoch
Bachelorarbeit
Haus der Sprachen
Endangered Languages Archive (ELAR)
Engl. Titel:
House of Languages
Endangered Languages Archive (ELAR)
Bildquelle
© The bookworm; Carl Spitzweg; 1851
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