Unerwarteter Fund auf dem alten Friedhof Gifhorn

Seit etwa einem Jahr führt die Arbeitsgruppe Angewandte Geophysik des IGEP regelmäßig Messungen auf dem ehemaligen Alten Friedhof auf dem Weinberg in Gifhorn durch. Die heutige Grünanlage diente über Jahrhunderte als Friedhof für die Verstorbenen aus Gifhorn und den umliegenden Gemeinden. Bereits 1382 stand hier eine Kapelle, die dem Heiligen Georg geweiht war. Eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen der Kapelle und des Friedhofs liefert ein Merian-Stich von 1654.

Die geophysikalischen Messungen wurden als Teil des Geländepraktikums und einer Masterarbeit durchgeführt. Nach einer umfangreichen Analyse der Daten wurden im Sommer 2021 einige Stellen vorgeschlagen, an denen eine eingehende Untersuchung vielversprechend erschien. Eine der Flächen, die von Olga Himmelreich im Rahmen ihrer Masterarbeit mit der Georadar-Methode vermessen worden war, fand die Kreis- und Stadtarchäologie der Stadt Gifhorn so interessant, dass dort am 13.9.2021 eine Grabung durchgeführt wurde. Ein 1.5x3m großes Feld wurde systematisch schichtweise von oben nach unten abgetragen. Und tatsächlich: In ca. 10 cm Tiefe wurde eine Ziegelmauer gefunden, exakt an der Stelle, die von den Georadar-Daten vorhergesagt worden war.

Ein solcher Fund war dort nicht erwartet worden. Die historischen Aufzeichnungen ließen hier nichts Ungewöhnliches vermuten. Um was es sich bei der Ziegelmauer genau handelt, wird noch erforscht. Bisher kann man darüber nur spekulieren. Dr. Ingo Eichfeld von der Kreis- und Stadtarchäologie meint hierzu: „Die Mauer war wohl zu schwach, um ein Gebäude zu tragen. Vielleicht handelt es sich um den Unterbau für ein größeres Grabmonument. Das Ziegelformat gehört in die Neuzeit.“

Eine weitere Struktur, die in den Georadar-Daten sichtbar ist, entpuppte sich allerdings als aus archäologischer Sicht als weniger spannend: es handelt sich dabei um eine Baumwurzel, welche sich in ca. 1m Tiefe deutlich in den Daten abzeichnet und bei der Grabung ebenfalls freigelegt wurde. Ein schönes Lehrbuchbeispiel für die hervorragende räumliche Auflösung der Methode.