IEB | Thilo Schlinker gewinnt den 3. Preis beim Hochschulpreis Holzbau 2025

[Arch Aktuelles]

Als Erweiterung eines denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes aus den 60er-Jahren bildet die durchdachte Setzung der Gebäudekörper einen Zwischenraum, dessen Volumen eine gleisüberspannende Bahnhofshalle entstehen lässt. Das großformatige Gebäudeensemble demonstriert selbstbewusst die Leistungsfähigkeit des mehrgeschossigen Holzbaus und bleibt

weitgehend in einer für den Holzbau typischen Formensprache. Die stringente Durcharbeitung der Konstruktion auf der Grundlage eines traditionellen japanischen Holzknotens „Yatoi hozo sashi“ überzeugt die Jury.

Es gab insgesamt 80 eingereichte Arbeiten von 48 Lehrstühlen aus ganz Deutschland.

Prof. Dan Schürch vom Institut für Entwerfen und Baugestaltung freut sich über die Auszeichnung: "Megastrukturen faszinieren bis heute. Sie sind Manifeste. Thilos Projektvorschlag ist gigantisch groß, rahmt den bestehenden Bahnhof wie ein Passepartout. Wie beim „Fun Palace“ wird eine flexible, temporäre Struktur geplant, jedoch zeitgemäß in Holz konstruiert. Dass Thilo dabei den Knoten eine besondere Beachtung schenkt, ist löblich. Wir haben hier einen Absolventen, der fähig ist großmaßstäblich zu denken und gleichzeitig die kleinste Einheit konstruktive zu lösen. Cedric Price würde dir auf die Schultern klopfen, ich auch!“

Die Arbeit von Thilo Schlinker sucht Antworten auf die Frage, wie sich ein Bahnhof heute und in Zukunft besser in eine sich wandelnde Stadt integrieren lässt und gleichzeitig seine Rolle als Transithub attraktiver erfüllen kann.

Der Hauptbahnhof Braunschweig wird von einem übersichtlichen, aber wenig in die Stadt integriertem Bahnhof zu einem diversen Knotenpunkt zwischen Innenstadt und entstehender Südstadt transformiert. Ein modulares Holztraggerüst erweitert in vier Gebäudeteilen den Bestandsbahnhof um einen Südeingang eine neue Bahnhofshalle und einen vergrößerten Bahnsteigszugang. Durch ein „gewebtes“ Fassadenbild gewinnt die große Fassadenfläche an Detail und wirkt weniger massiv. Gleichzeitig bietet die Struktur mit unterschiedlicher Rasterung und Geschossigkeit in den einzelnen Gebäudeteilen der Stadt die Möglichkeit, mit dem Bahnhof zu verwachsen. Innerhalb der großzügigen Atrien treffen unterschiedlichste Nutzer der Struktur aufeinander und tragen zu einer kreativen und vielfältigen Gemeinschaft bei.

Basierend auf einem robotisch fabrizierten Standardknotenddetail lässt sich die Struktur nach Bedarf vergrößern oder verkleinern. Alle Bauteile sind vorfabriziert und können in anderen Konfigurationen wiederverwendet werden. Für das Brettschichtholz könnte „Käferholz“ aus dem großflächig befallenen Harz verwendet werden.
Die einfache und robuste Struktur ist auf lange Sicht wandel- und nutzbar und trägt somit nachhaltig zur Stadtentwicklung bei.

Förderpreis Holzbau

Institut für Entwerfen und Baugestaltung