Zwangsstörung

Was ist eine Zwangsstörung?

Bei einer Zwangsstörung fühlen sich Betroffene meist "gezwungen", bestimmte Handlungen immer wieder durchzuführen. Oft gehen solche Menschen aber auch sehr quälende Gedanken durch den Kopf. Die beobachtbaren Handlungen bezeichnet man als Zwangshandlungen und die Gedanken als Zwangsgedanken. Unter Zwangshandlungen fallen typischerweise alle Handlungen, die damit zu tun haben, etwas zu kontrollieren (z.B. Fenster, Licht, elektrische Geräte) oder sich selbst zu reinigen (z.B. immer wieder die Hände waschen müssen) oder bestimmte Dinge immer wieder in einer vorbestimmten Reihenfolge zu tun (z.B. beim Duschen). Unter Zwangsgedanken fallen typischerweise Ideen, Impulse oder auch Vorstellungsbilder, die ungewollt und ungefragt im Kopf der Betroffenen auftauchen. Die Inhalte beziehen sich meist darauf, jemand anderem zu schaden, peinliche und/oder beschämende Situationen zu erzeugen oder Unheil anzurichten. Obwohl Betroffene meist wissen, dass es sich hier um ihre eigenen Gedanken handelt, fällt es ihnen schwer, sie als solche zu akzeptieren.

Zwänge können unterschiedlich stark sein, aber bei den meisten Menschen beeinträchtigen sie die normale Lebensführung ganz erheblich. Viele verbringen Stunden damit, ihre Zwangshandlungen auszuführen. Meist tritt diese Erkrankung bis zum 30. Lebensjahr auf, kann aber manchmal sehr gut in den Alltag integriert werden, besonders dann, wenn die Zwänge noch nicht so stark ausgeprägt sind. Allerdings ist der Verlauf ohne Behandlung recht schlecht. Bei ca. 65% der Betroffenen wird die Störung mit zunehmender Zeit immer schlimmer, bei den restlichen 35% kommt die Verschlechterung in Schüben, einhergehend mit belastenden Ereignissen. Insgesamt ist etwa 1-3% der Bevölkerung von dieser Erkrankung betroffen.
 

Was für kognitiv-verhaltenstherapeutische Möglichkeiten gibt es?

In der eingehenden Diagnostik und Erhebung der Lebensgeschichte werden individuelle Ursachen und aufrechterhaltende Bedingungen erarbeitet. Durch angeleitete Selbstbeobachtung wird der individuelle Zusammenhang zwischen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen transparent. Meist sind die Gedanken für die Betroffenen katastrophal und unerträglich, was dann die Motivation schafft, das Denken dieser Gedanken irgendwie in den Griff zu bekommen - häufig mit dem Resultat vieler Zwangs-handlungen. Das Durchführen dieser Handlungen verringert kurzfristig unangenehme Gefühle wie Anspannung, Angst, Unsicherheit oder Scham. Langfristig weiten sich Zwangshandlungen - wie ein Krake (Vergleich einer Patientin) - in alle Lebensbereiche aus. Die Bewertung dieser Gedanken und das Durchführen der Handlungen sind deshalb Kernbestandteile der Störung und werden daher mittels Exposition mit Reaktionsverhinderung direkt angegangen. Der oder die Betroffene setzt sich den Faktoren aus, die gewöhnlicher weise Zwangsgedanken auslösen, ohne eine Zwangshandlung durchzuführen. Während dieser Übungen werden Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen auftreten, die direkt bearbeitet und verändert werden. Im Einzelfall können weitere Elemente wie das Problemlöse- und Kommunikationstraining (mit Angehörigen oder Partnern) bzw. das Kompetenztraining indiziert sein.