Agnes Pockels

Agnes Pockels

Die Chemie am Küchentisch

von Petra Sandhagen

Hoppla. Einen Moment lang nicht aufgepasst und schwups ist der Becher umgekippt. Der gesamte Kakao kleckert auf das weiße T-Shirt. Bäh, das klebt. Dicke Flecken zeichnen sich auf dem hellen Stoff ab. Das sieht nicht schön aus. Aber das ist nicht so schlimm. Das T-Shirt kommt in die Waschmaschine und nach kurzer Zeit ist alles wieder sauber. Der Becher mit der angetrockneten Milch verschwindet in der Spülmaschine. Auch er ist rasch wieder blitzblank. Das ist nicht immer so einfach gewesen.

Porträt von Agnes Pockels

Es ist noch gar nicht lange her, da gab es keine Waschmaschine und erst recht keine Spülmaschine. Wer saubere Hemden und Tassen haben wollte, musste sie mit der Hand waschen und spülen. In dieser Zeit hat in Braunschweig eine Frau gelebt, die Agnes Pockels heißt. Sie ist 1862 in Venedig geboren. Das ist in Italien. Dort ist ihr österreichischer Vater Theodor Pockels als Hauptmann bei der Armee stationiert.

Als Agnes neun Jahre alt ist, zieht sie mit ihren Eltern nach Braunschweig. Das junge Mädchen hat noch einen Bruder. Der heißt Friedrich und ist damals sechs Jahre alt. Alle Kinder rufen ihn nur Fritz. Agnes besucht die städtische höhere Töchterschule in Braunschweig. Damals haben Mädchen und Jungen nicht gemeinsam Unterricht, sondern besuchen getrennte Schulen. Lehrer und Eltern meinen, dass die Mädchen gut darauf vorbereitet werden sollen, eine Familie zu gründen und einen Haushalt zu führen, zu kochen und zu waschen. Die Jungen haben dagegen auch Technikunterricht, lernen Mathematik, Physik und Chemie.

Die Mädchen lernen nur ganz wenig in den Fächern der Naturwissenschaften. In einem Lehrplan steht: Zwei Stunden "Physik. Schall. Licht, Wärme, Magnetismus und Electiricität". Agnes mag diese Fächer dennoch besonders gern. Als sie 15 Jahre alt ist, ist ihre Schulzeit beendet. Ein Abitur hat sie nicht, denn diesen Abschluss dürfen Mädchen damals nicht machen. Das alles ist nur etwas mehr als 100 Jahre her. Agnes hätte gerne studiert. Doch Frauen sind damals noch nicht in der Universität zugelassen. Studieren dürfen nur Männer. Zum Beispiel Agnes' Bruder Fritz. Er studiert erst in Braunschweig und dann in Göttingen Physik.


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