Insbesondere in sehr dynamischen oder investitionsintensiven Branchen sind die Kräfte eines einzelnen Unternehmens rasch überfordert. Kooperationen zwischen Unternehmen – oft sogar Konkurrenten – sind daher zu einem probaten Mittel zur Verbesserung der eigenen Ressourcen- und Wettbewerbssituation geworden. Angesichts zunehmend komplexer Produkte und rasch wechselnder Markttrends geht es in derartigen Partnerschaften häufig um strategische Wissensziele bzw. die gemeinsame Entwicklung neuer, zukunftsfähiger Kompetenzen (Beispiel: E-Mobilität in der Fahrzeugbranche). Nicht wenige Allianzen beziehen sich auch auf das partnerschaftliche Teilen von Vertriebs-, Logistik- oder Produktionskapazitäten. Die Vorlesung möchte daher mit Ihnen die Optionen und Gestaltungsbereiche, aber auch die Chancen und Risiken strategischer Allianzen analysieren.
Im ersten Teil der Vorlesung werden zunächst die Motive sowie die grundsätzliche Bedeutung von Kooperationen herausgearbeitet. Um zu wachsen agieren „Firmenjäger“ wie Eon, Linde oder BASF alternativ: Sie suchen keine Kooperationspartner, sondern versuchen es mit milliardenschweren Übernahmen. Als Alternative hierzu rücken strategische Allianzen in den Blick. Welche Option wann effektiver ist, werden wir ebenfalls untersuchen.
Anschließend verdeutlicht das zweite Kapitel die Vielfalt der bestehenden Formen und Erklärungsansätze kooperativer Wertschöpfung. Hier steht ein transaktionskostentheoretischer neben einem eher kompetenzorientierten Zugang.
Das dritte Kapitel beleuchtet Allianzen in den verschiedenen betriebswirtschaftlichen Grundfunktionen – u.a. in der Beschaffung, der Forschung & Entwicklung oder im Marketing. Nicht zuletzt durch die radikal verbesserten Kommunikationsmöglichkeiten, aber auch durch logistische Optimierungen und politische Integrationsprojekte ist die Welt kleiner geworden. Eine besondere Beachtung findet in unserer Vorlesung daher das sog. Contract Manufacturing als wichtigste Kooperationsform im Produktionsbereich.
Man schätzt, dass allein zwischen 1996 und 2004 weltweit über 35.000 Partnerschaften geschmiedet wurden; etwa die Hälfte davon zwischen Wettbewerbern. 2005 wurden weltweit mehr als 2200 bedeutende Unternehmenspartnerschaften registriert – in diesem Bereich der Managementforschung besteht also eine hohe Dynamik. Heute dürfte sich diese Zahl vervielfacht haben. Viele dieser hoffnungsvoll gestarteten „Hochzeiten“ endeten jedoch im Streit und sind längst wieder geschieden. Im letzten Kapitel interessieren uns die Gründe: zwei davon sind gegensätzliche Interessen in der postkollaborativen Phase sowie gravierende Managementfehler. Im vierten Teil der Vorlesung geht es deshalb um das effektive Management interorganisationaler Beziehungen. Besondere Beachtung finden dabei Modelle zur Beschreibung der Allianz-Evolution sowie der Machtbildung und -verschiebung in Kooperationen. Zentral ist ferner das Konzept der Kooperationskompetenz. Ein Resümee be-
schließt diese anspruchsvolle, aber sehr aktuelle und lohnenswerte Spezialisierung.