Veröffentlichung

Arndt, S.; Geffert, A.; Becker, U.; Henze, R.:
Automatisierungspotential in frühen Phasen der Entwicklung mit Hilfe von Sprachtechnologien.
7. Tagung Simulation und Test für die Fahrzeugtechnik, Berlin, Mai 2016. iAV.

Kurzfassung:

Um neue technische Systeme zur vollen Zufriedenheit aller Stakeholder zu realisieren, bedarf es eines nicht unerheblichen Aufwands in Planung und Entwicklung. Nicht nur Aufbau und Funktion, auch Interaktion mit der Umwelt müssen antizipiert werden. Dabei ist der Weg entsprechend einem ganzheitlichen, modellbasierten Entwicklungsprozess von natürlichsprachlichen Anforderungen bis zum automatisiert generierten Test Case zu befolgen. Qualität, Änderungsaufwand und Kosten des Produktes können optimiert werden, wenn sich dessen Verhalten schon in frühen Entwicklungsphasen ermitteln lässt. Planungsprozesse und die angefertigte Anforderungsdokumentation können dabei sehr komplex sein. Während der vollständige Blick über relevante Informationen durch die häufig vorhandene Dezentralität der Informationsverwaltung verloren geht, kommt es zeitgleich zu inhomogenen Formulierungen unter Verwendung z.T. inkonsistenter Terminologie. Als neue Herausforderung müssen die Qualität der Dokumentation projektbegleitend gesichert, dezentral vorliegende (aber aufeinander bezogene) Informationen identifiziert und gegenseitige Abhängigkeiten klargestellt werden – insbesondere wenn sich Anforderungen an das zu entwickelnde System ändern. Zur Lösung wird das Einhalten bestimmter Methoden (z.B. Requirements Engineering, Terminologiemanagement) empfohlen. Es ist jedoch die Frage zu stellen, welche Automatisierungsmöglichkeiten sich in frühen Phasen der Entwicklung bieten. Wie kann die Qualität der Dokumentation projektweit erhöht und der Aufwand der Qualitätsprüfung gleichzeitig minimiert werden? Der Beitrag zeigt Möglichkeiten zum Einsatz von Sprachtechnologien in frühen Entwicklungsphasen für zwei potentielle Anwendungsgebiete: Anwendungsgebiet 1 betrifft die automatisierte Prüfung von Fließtexten zur Sicherstellung der Verwendung einheitlicher Terminologie. Basierend auf einem kontinuierlichen, projektbegleitenden Terminologiemanagementprozess müssen dafür projektweite Festlegungen zur bevorzugten Bezeichnung projektrelevanter Begriffe getroffen werden. Harmonisierte Formulierungen verhindern Missverständnisse und Folgekosten im Entwicklungsprojekt. Anwendungsgebiet 2 betrifft das Erstellen von Relationen zwischen voneinander abhängigen Anforderungen (= Traces). Dabei werden mithilfe semantischer Ähnlichkeitsmaße (z.B. Explicit Semantic Analysis, ESA) inhaltlich ähnliche Anforderungen identifiziert und als potentiell zu verknüpfende Anforderungen dem Traceability-Manager zur Annahme vorgeschlagen.