Veröffentlichung

Yurdakul, Ayşe:
Morphologisch-semantische Modellierung internationaler Fachsprache. Die sicherheitsrelevante Ortungsterminologie der Landverkehrsfachsprache in Deutsch, Englisch und Türkisch.
Dissertation, Technische Universität Braunschweig, Peter Lang - International Academic Publishers, CH-2542 Pieterlen / Switzerland, Februar 2016.

Kurzfassung:

Zusammenfassung Mit dem technischen und dem wissenschaftlichen Fortschritt etablierten sich in den letzten Jahrzehnten sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene immer mehr unterschiedliche Fachdisziplinen. Jede Fachdisziplin hat eine spezifische Lexik, die als Terminologie bezeichnet wird. Durch die Vielfalt an Terminologien steigert sich die Wahrscheinlichkeit, dass es in nationaler sowie in internationaler Hinsicht zu Missverständnissen in der Kommunikation zwischen Experten verschiedener Fachsprachen kommt. Allerdings existieren auch im Gebrauch einer Fachsprache, die sowohl in einer Gesamtsprache als auch in mehreren Gesamtsprachen vertreten ist, systembedingte Quellen für potentielle Missverständnisse. Diese Quellen können unterschiedlicher Art sein. In der vorliegenden Arbeit beziehe ich mich auf intralinguale semantische Probleme (z.B. Synonymien, Polysemien, Homonymien und Autohyponymien) und interlinguale semantische Probleme (z.B. Eins-zu-viele-Entsprechungen, Viele-zu-eins-Entsprechungen, Viele-zu-viele-Entsprechungen, Eins-zu-Teil-Entsprechungen und Eins-zu-Null-Entsprechungen). Folglich führen einzelsprachliche Probleme zu einer Nicht-Eineindeutigkeit zwischen einer Benennung und einer Definition innerhalb einer Gesamtsprache und zwischensprachliche Probleme zu einer Nicht-Eins-zu-eins-Entsprechung zwischen Termini verschiedener Gesamtsprachen. Ziel dieser Arbeit ist im Rahmen der iglos-Terminologiearbeit des Instituts für Verkehrssicherheit und Automatisierungstechnik der Technischen Universität Braunschweig die Entwicklung einer morphologisch-semantischen Modellierungsmethode, mit der die genannten Probleme in einer mehrsprachigen Terminologie geklärt werden können. Die Entwicklung der genannten Methode präsentiere ich am Beispiel der sicherheitsrelevanten Ortungsterminologie der Landverkehrsfachsprache in Deutsch, Englisch und Türkisch. Vor der Klärung dieser Probleme wird in den einzelnen Gesamtsprachen ein Terminologiesystem durch den Vergleich von Terminusdefinitionen und durch die Terminusrelationierung über verschiedene iglos-Relationslexeme erarbeitet. In jedem Terminologiesystem ist noch mit intralingualen semantischen Problemen zu rechnen. Diese werden durch einen Vergleich der modellierten Definitionen der einsprachigen Termini zuerst konstatiert. Anschließend kläre ich intralinguale Probleme durch einen morphologischen Ansatz, zu dem neben der morphologischen Motiviertheit einer Benennung noch die Lexemfamilienmethode und die Bildung einer neuen spezifischen Benennung mithilfe morphologischer Prozesse zählen. Nach dem Kriterium der morphologischen Motiviertheit wird die morphologisch motiviertere Benennung beim Vorliegen von Synonymen verschiedener Lexembildungsart bevorzugt. Die Lexemfamilienmethode lässt sich auf Synonyme derselben Lexembildungsart und auf Homonyme anwenden. Beim Vorliegen von Synonymen derselben Lexembildungsart wird die benennungsbildungsproduktivere Benennung präferiert. Eine Benennung wird beim Vorliegen von Homonymie für das Homonym, das durch mehr komplexe Benennungen repräsentiert wird, präferiert. Für das übrige Homonym wird eine neue (spezifische) Benennung geprägt. Die Klärung einer Polysemie erfolgt über die Bildung jeweils einer neuen spezifischen Benennung für alle Definitionsvarianten eines Polysems. Als Benennungsbildungsmethode dienen morphologische Prozesse wie z.B. die Komposition. Schließlich werden interlinguale Probleme durch einen Vergleich der modellierten Definitionen der mehrsprachigen Termini bestimmt und durch eine semantische Methode, d.h. durch die Klärung intralingualer Probleme behoben. Folglich entstehen eine Eineindeutigkeit zwischen einer Benennung und einer Definition in einer Gesamtsprache und eine Eins-zu-eins-Entsprechung zwischen Termini verschiedener Gesamtsprachen. Aus meiner Untersuchung resultiert, dass intralinguale semantische Probleme zu interlingualen semantischen Problemen führen. Demzufolge lassen sie sich auch nur durch die Behebung intralingualer Probleme beheben. Ausgenommen von diesem Zusammenhang sind terminologische Lücken.