DVPW

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Call for Papers

Ethik und empirische Methoden:
Aktuelle Herausforderungen der Datenerhebung und -analyse in den IB

Tagung der DVPW Sektion "Internationalen Beziehungen"
vom 9.-10. Oktober 2019 in Braunschweig

Ethische Fragen haben die Internationalen Beziehungen (IB) von Beginn an begleitet, sowohl in Theorie wie auch in der Praxis. Dies beinhaltet Debatten um 'gerechte Kriege', die Identifizierung von 'Aggressoren' oder Policy-Empfehlungen zu Abwägungen humanitärer Interventionen. Ethische Fragen beziehen sich jedoch nicht nur auf substantielle Fragen an den Gegenstand der IB, sondern auch auf die Methoden mit der die IB ihre Erkenntnisse generiert. Bisher werden ethische Fragen zu IB Forschungsmethoden jedoch kaum systematisch gestellt oder bearbeitet. Dies ist umso erstaunlicher, als dass die IB eine zunehmend empirisch arbeitende Forschungsagenda verfolgt, die unter anderem auf dem der Nutzung großer Datensätze, ethnographischer Feldforschung und anderer, empirischer Methoden aufbaut.

Die Tagung behandelt vor diesem Hintergrund drei Leitfragen die Methoden der Datenerhebung und -analyse mit Fragen der Forschungsethik verknüpfen. Zunächst fragen wir nach dem Zusammenspiel spezifischer Methoden und ihren jeweiligen ethischen Herausforderungen. Gibt es methodische Spezifika, welche eventuell besonderer ethischer Reflexion bedürfen? Oder haben sich unterschiedliche Reflexionstraditionen abhängig von methodologischen Ansätzen herausgebildet, und falls ja, welche Konsequenzen hat dies für diese und andere Methoden, sowie die IB als Ganzes? Zweitens widmen wir uns den verschiedenen Subjekten ethischer Überlegungen. Gibt es unterschiedliche, möglicherweise widersprüchliche ethische Verpflichtungen gegenüber untersuchten Akteuren, den Forschenden selbst oder gegenüber der Forschungsintegrität? Drittens thematisiert die Tagung die institutionellen Kontexte, in welchen ethische Fragen aufgeworfen (oder nicht aufgeworfen) werden. Dies beinhaltet unter anderem die Betrachtung der Vor- und Nachteile ethischer Komitees ('Ethic Review Boards') sowie die potentielle Zunahme an der Regulierung von Forschung, die individuellen oder kollektiven Fortschritt erschweren kann.

Die Tagung der DVPW Sektion 'Internationale Beziehungen' soll unterschiedliche Forschungsmethoden der IB diskutieren, und dabei sowohl qualitativen und quantitativen Forschungsparadigmen berücksichtigen und deren gemeinsame ethischen Herausforderungen analysieren.

Dieser Call for Papers' richtet sich an Teilnehmende unterschiedlicher Karrierestufen, die mit unterschiedlichen Forschungsmethoden arbeiten und die aus unterschiedlichen Teilbereichen der IB stammen. Teilnehmende aus anderen Sektionen oder Untergliederungen der DVPW sind ebenfalls herzlich willkommen.

Wir begrüßen insbesondere Einreichungen zu folgenden Themen:

  • Ethische Fragen zu Forschung in Konflikt- und Post-Konflikt Gebieten oder anderen Kontexten mit hoher Gewaltanwendung
  • Ethische Fragen im Kontext quantitativer Datenanalysen, inklusive dem Zusammenbringen von Datenquellen, 'Künstliche Intelligenz'
  • potenzielle Trade-offs zwischen 'besseren Daten' und 'ethischen Daten'
  • Nutzung von Daten im politischen Kontext und der Beratung, insbesondere bei fragwürdiger oder unklarer Qualität der Daten
  • Institutionellen Rahmenbedingen für ethische Forschungsmethoden und ihre Ergebnisse
  • Fragen zum Eigentum von Daten, auch in Zusammenhang mit 'informed consent' in quantitativen und qualitativen Studien

Abstracts von max. 400 Wörtern sollten bis zum 15. Juli 2019 an dvpw-ib@tu-braunschweig.de gesendet werden. Die Tagungssprache ist Deutsch, aber Papiere und Präsentationen können auch in Englisch verfasst werden. Die Teilnehmenden erhalten bis zum 30. Juli eine Rückmeldung, die Papiere sollten zum 30. September an alle Teilnehmenden versendet werden.

Die Tagung wird vor Ort von Anja P. Jakobi und Katharina Mann organisiert und findet im "Haus der Wissenschaft" in Braunschweig statt. Es fallen keine Konferenzgebühren an, allerdings müssen die Teilnehmenden für ihre Reise- und Übernachtungskosten selbst aufkommen. Informationen zu Hotels und Anreise werden in den kommenden Monaten auf www.tu-braunschweig.de/ib/forschung/dvpw veröffentlicht.