Corinna Bath
Seminar, 2 SWS, 4 ETCS
Zeit: FR 15.00-18.15 Uhr, zweiwöchentlich
Inhalt:
Zahlen, Daten und Fakten werden zu Beginn der Corona-Krise eine besondere Relevanz zugesprochen - sowohl in der öffentlichen Diskussion als auch in der politischen Entscheidungsfindung in Deutschland. Erfährt damit Objektivität, die doch von der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung als eine „Politik mit anderen Mitteln“ (Haraway) nachgewiesen werden konnte, eine erneute Blütezeit? Dagegen spricht die schiere Masse an Halbwahrheiten, Fake News und Verschwörungstheorien, die über soziale Medien kursiert, von rechtspopulistischen Politiker*innen weiter verbreitet wird und auf (wissens)politisch Verunsicherte trifft. Könnte eine „bessere“ Objektivität dem entgegenwirken? Und wie ließe sich dieses „besser“ aus den Perspektiven feministischer Wissenschafts- und Technikforschung ausbuchstabieren? Genügt es hier auf die Grenzen des eigenen Fachwissens zu verweisen, wie es etwa der Virologe Drosten in seinen vielbeachteten Podcasts und in Interviews praktiziert? Und wie können wir als Wissenschaftler*innen, Bürger*innen oder Politiker*innen trotz der Unverfügbarkeit „gesicherten“ Wissens über das Virus und dessen Auswirkungen verantwortungsvoll handeln?
Lange vor der Corona-Krise haben feministische Wissenschafts- und Technikforscher*innen theoretische Konzepte entwickelt, die zur Beantwortung dieser Fragen hilfreich sind. Im Seminar möchten wir diese Konzepte vorstellen und zunächst aus den Perspektiven unterschiedlicher Disziplinen diskutieren. Um die Vielfalt der fachlichen und lebensweltlichen Perspektiven zu erhöhen, kooperieren wir digital und mit Blended Learning-Ansätzen zwischen der TU Berlin (Prof. Dr. Hanna Meißner, ZIFG) und der TU Braunschweig (Prof. Dr. Corinna Bath, Gender, Technik und Mobilität). Student*innen der Geschlechterforschung, der Natur- und Technikwissenschaften sowie insbesondere des Studiengangs „Kultur der wissenschaftlich-technischen Welt“ an der TU Braunschweig und des Studiengangs „Kultur und Technik“, des Zertifikatprogramms „Gender Pro MINT“, sowie aller Fächer im freien Wahlbereich der TU Berlin sind willkommen: Die Student*innen sollen auf Basis der gemeinsam diskutierten theoretischen Konzepte eigene Fragestellungen im Sinne forschenden Lernens Projekte entwickeln und durchführen. Konkrete gesellschaftliche Debatten um Wissenspolitiken und Technologien mit Bezug zur weltweiten Corona-Krise seit ihrem Ausbruch sollen dabei im Fokus stehen. Ziel ist es, diese ausgewählten Themen in fach- und hochschulübergreifenden Kooperationen mit Hilfe von Ansätzen der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung (insbesondere Wissenschafts- und Objektivitätskritik) auszuarbeiten.
Qualifikationsziele:
Die Student*innen lernen, ausgewählte Ansätze der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung (insbesondere Wissenschafts- und Objektivitätskritik) zu verstehen, gesellschaftlich einzuordnen, gegeneinander abzuwägen und auf konkrete Fallbeispiele anzuwenden. Sie erlangen die Fähigkeit, interdisziplinär zu arbeiten und dabei sowohl Perspektiven aus den Disziplinen zu berücksichtigen, die als reflektierend gelten (z.B. Geschlechterforschung) als auch solchen, denen die Produktion objektiven Wissens und neutraler Technik zugeschrieben wird (z.B. Lebens-, Natur- und Technikwissenschaften, Informatik). Dazu gehört das Argumentieren und „Übersetzen“ zwischen diesen Fachdisziplinen „auf Augenhöhe“.
Wichter Hinweis: auf StudIP unter dem Titel "Gestaltung zukünftig möglicher post-pandemischer Gesellschaften: Eine interkulturelle Zusammenarbeit von Studierenden aus Indien (IIT Bombay) und Deutschland (TU Braunschweig)" zu finden.
Corinna Bath, Sandra Buchmüller
Seminar (digital), 2 SWS, 4 ETCS, Sprache: englisch
Time: Friday morning
Form of Teaching:
Webinar (digital project seminar) using web conference systems with phases of digital self learning and collaborative project work (digital exchange and practical explorations in small intercultural and interdisciplinary teams of approx. 4 students)
Content:
This class offers an intercultural and interdisciplinary experience in the form of research-oriented learning collaborations between the students of IDC School of Design, Indian Institute of Technology (IIT) Bombay and of the TU Braunschweig (students of the program ‘Culture of the Techno-Scientific World’ and interdisciplinary elective for science and engineering students). By taking the Corona pandemic as a research issue in class, we aim at jointly investigating the impact of technology on the daily life of various social groups in India and Germany during and after the pandemic lockdown period. Based upon theoretical concepts from the fields of Feminist Science and Technology Studies and Design Research, we will explore which technologies were used, how this use of technology affected different people’s everyday lives and how technologies can be designed to better meet the requirements of different social groups, in particular marginalized.
First, the course aims at critically investigating technology by taking into account related power asymmetries and gender inequalities: How did the use of technology change daily routines for whom during the corona lock down phase? How did shopping, meeting friends and relatives, house work, sports and other leisure time activities alter, how did work, learning and studying etc. change for whom? How did (and still do) these changes affect families, couples, children, students, singles, elderly people, nursing staff, migrant workers, poor or even homeless people differently? Which role does technology play in enabling, restricting or excluding people from participating in private and public life? Which role do gender and other social dimensions in this context play with regard to socio-technical accessibility and participation?
Second, we aim at thinking and designing socially fair and culturally sensitive post-pandemic future scenarios. For this purpose, we will apply different methods from design research and practice: By using design forecasting in combination with participatory design, we will explore the needs of different people and forecast post-Corona scenarios and use cases in order to develop ideas for technological services and applications that target fairness and enable equal participation. During the course, use cases and ideas will be realized as (paper) prototypes and, simultaneously, tested and evaluated by users in the respective cultural setting.
In the first part, we will introduce the theoretical and methodological concepts that will be used for the practical research and development part of the collaborative students’ projects. Students are encouraged to explore different digital tools for collaboration in small teams and for the exchange, documentation and evaluation of results.
Learning Objectives
This class aims at raising awareness about interconnections between technology and social inequalities. Students will get to know theoretical concepts of Feminist Science and Technology Studies, different forecasting methods and the basic philosophy of participatory design. They will deepen this knowledge by applying it to their projects. In combining theoretical and practical aspects they learn how to use concepts and methods of design research as practical means to address urgent everyday life problems and socio-political issues.
The main objective, however, is a special intercultural and interdisciplinary experience that will makes students aware of their own taken-for-granted cultural and disciplinary embeddedness. Their attention will be guided to their unquestioned assumptions and blind spots concerning their private and disciplinary culture. Moreover, the students will be sensitized for the relationship between technology and social inequality. They practically experience that the ways they conduct research, how they envision and create future technology have a crucial impact on who will be able to use it and how socio-technical participation is possible. Finally, they will experience that technologies are not neutral but rather results of the questions that were asked and the methods that were used.
Corinna Bath
Seminar/Kolloquium, 2 SWS, 4 ETCS
Zeit: MI 15.00-16.30
In dieser Lehrveranstaltung erwerben die Studierenden die Fähigkeit, Geschlechterforschung als eine Reflexionswissenschaft anzuwenden. Anhand von Veröffentlichungen zu Theorien, Methoden und empirischen Erkenntnissen aus dem Bereich der Geschlechter-Technik-Forschung lernen sie, dieses Feld über fachliche Grenzen hinweg (d.h. interdisziplinär) sowie gesellschaftlich und politisch kritisch zu diskutieren. Durch die intensive Auseinandersetzung mit Texten stärken sie ihre Kompetenzen in wissenschaftlichem Lesen, Schreiben und Arbeiten, so dass Veranstaltung besonders für Studierende höherer Semestern oder der Abschlussphase geeignet ist.
Inhalte:
Die Geschlechter-Technik-Forschung geht von einer wechselseitigen Beeinflussung und gleichzeitigen Hervorbringung von Menschen und Maschinen aus. Das bedeutet einerseits, dass Maschinen sowohl in der Gestaltung als auch der Nutzung von Menschen (Ingenieur*innen, Nutzer*innen/Kund*innen) konfiguriert werden. Andererseits, so hat Steve Woolgar bereits hervorgehoben, konfigurieren Maschinen wiederum Menschen und ihre Verhaltens- und Handlungsweisen. Damit werden bestimmte Nutzende und Nutzungen bevorteilt, andere benachteiligt oder gar ausgeschlossen, wodurch Geschlecht und andere soziale Differenzen hergestellt werden. Untersuchungen von Lucy Suchman und anderer, die an Donna Haraway anschließen, zeigen zudem, dass Maschinen auch das konfigurieren, was in einer Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit als human gilt. Aus der Bedeutung des Technischen für das Humane ergibt sich wiederum eine besondere Verantwortung für Ingenieur*innen.
In der Lehrveranstaltung diskutieren wir nicht nur Analysen der Konfigurationen von Menschen, Maschinen und Geschlecht, sondern auch die Möglichkeit, diese Verhältnisse in einem verantwortlichen Sinne zu re-konfigurieren.
Corinna Bath
Seminar
Zeit: MI 16.45-18.15
Wichtiger Hinweis: der Termin muss wegen Überschneidung verschoben werden, vorauss. auf 17.45-19.15 oder 18.30-20.00, bitte auf StudIP schauen
Anhand von Theorien und Fallstudien aus der Technik- und Arbeitssoziologie, den Medienwissenschaften, den Science and Technology Studies und der kritischen Informatik entwickeln die Studierenden ein umfassendes und tiefgreifendes Verständnis der Zusammenhänge von Digitalisierungsprozessen und sozialer Ungleichheit (z.B. Geschlecht, soziale Klasse, Ethnie, Alter). Sie erkennen nicht beabsichtigte und aus gesellschaftstheoretischer Sicht problematische Folgen der Digitalisierung und sind für entstehende Diskriminierungen, Benachteiligungen oder soziale Ausschlüsse bestimmter Nutzungsgruppen und Gebrauchsweisen sensibilisiert. Durch die Veranstaltung werden sie in die Lage versetzt, aus diesen Erkenntnissen produktive Vorschläge zu entwickeln, wie Digitalisierungsprozesse soziotechnisch so gestaltet werden können, dass alte und neue Ungleichheiten in Zukunft vermieden werden. Die Studierenden werden durch eine kontinuierlich zu bearbeitende Semesteraufgabe an das forschende Lernen herangeführt und so auf das eigenständige wissenschaftliche Arbeiten mit Urteilskraft vorbereitet.
Inhalte:
Aktuelle Diskurse um Digitalisierung werden häufig - wie bereits vor 25 Jahren - zumeist neutral und technikdeterministisch geführt: Einerseits wird Deutschland ein Nachholbedarf bei der Digitalisierung diagnostiziert, der aufzuholen sei. Anderseits wird nach den Zukünften gefragt, z.B. welche Auswirkungen wird die zunehmende Technisierung haben? Welche Arbeitsplätze werden automatisiert und ggf. abgeschafft? Und wie werden Industrie 4.0 und Arbeit 4.0 unser Leben verändern?
In der Lehrveranstaltung werden wir technische Versprechen (z.B. der Medizininformatik) und soziale Prognosen (beispielsweise aus dem gewerkschaftlichen Kontext) diskutieren. Darüber hinaus werfen wir einen ungleichheitskritischen Blick zurück auf die Entstehungszeit des Computers bis in die Debatten der 1990er Jahre, als Computer an Arbeitsplätzen Einzug hielten. Wir erörtern, welche sozialen Ungleichheiten sich durch die Technisierung der Arbeit ergeben haben, um aus den im Anschluss entstandenen soziotechnischen Konzepten wie gesellschaftskritisch motivierten Methoden zur Technikentwicklung zu lernen. Im Mittelpunkt der gesamten Veranstaltung wie der einzelnen Semesterprojekte der Studierenden steht dabei die Frage, wie sich historische Analysen der Zusammenhänge von Technisierung und Ungleichheit für die Gestaltung eines „guten“ Lebens 4.0 nutzen lassen, um die Entwicklungen in Richtung sozialer Gerechtigkeit und einer lebenswerten Welt zu beeinflussen.
Sandra Buchmüller
Vorlesung mit integrierter Übung
Wunschzeit: Mi 15.00-16.30 Uhr
Nach Abschluss dieses Moduls kennen die Studierenden Grundbegriffe der Ethik in den Ingenieurwissenschaften und können diese für ihr Fach anwenden. Sie haben die Fähigkeit erworben, ethische Konflikte zu identifizieren, zwischen ethischen und rechtlichen Problemen zu unterscheiden und sind in der Lage, Handlungsoptionen mit Hilfe ethischer Konzepte zu bewerten und abzuwägen. Sie kennen für ihr späteres Berufsleben relevante Ethik-Kodizes und unterstützende Institutionen. Anhand von Fallstudien haben die Studierenden gelernt, sich in ethischen Konflikten zu positionieren und im Ingenieursberuf verantwortungsvoll zu handeln.
Inhalte:
In diesem Seminar werden grundlegende ethische Konzepte und moralische Prinzipien vermittelt, die auf aktuelle und historische Situationen angewandt und diskutiert werden. Anhand eines bestimmten Betrachtungs- und Diskussionsschemas werden praxisnahe Fälle aus technischen Entwicklungs- und Anwendungskontexten systematisch analysiert und ethische Dilemma-Situation aus unterschiedlichen Handlungsperspektiven betrachtet. Es geht dabei darum, ethische und rechtliche Aspekte voneinander unterscheiden, in Konflikt stehenden Werte identifizieren, verschiedene Handlungsoptionen entwerfen und in ihren Folgen durchspielen sowie diese anhand von moralischen Prinzipien und berufsständischen ethischen Leitlinien bewerten zu können. Am Ende des Seminars können die Studierenden ethische Fallsituationen in ihrem zukünftigen Berufs- und Arbeitskontexts imaginieren, die für diesen Bereich existierenden Ethik-Kodizes anwenden und diese in ihrer Wirksamkeit beurteilen.
Vorlesung:
Übung:
Bearbeitung eines realitätsnahen ethischen Konflikts (Semesterprojekt)
Erklärender Kommentar:
Vorlesung mit integrierter Übung inklusive Präsentation und Diskussion von Zwischenergebnissen der Studierenden
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