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Fährt das noch oder kann das weg?

Fahrradleichen: Aufräumaktion schafft Platz an Fahrradständern

Fast überall sieht man derzeit gelbe Zettel an Fahrrädern auf dem Campus. Diese sind Teil einer Aufräumaktion unseres TU-Mobilitätsteams im Geschäftsbereich 3. Sie hängen an Rädern, die schon lange auf Ihre Besitzer*in warten. Dabei blockieren sie wertvollen Abstellplatz, an dem auch jemand anders sein Fahrrad parken könnte. Sie sind platt, verrostet oder einfach nicht fahrtüchtig. Aber wurden diese Räder wirklich verlassen oder nur dauerhaft geparkt? Sind sie ggf. gestohlen? Wie lange dürfen Fahrräder ungenutzt abgestellt werden? Was soll mit den Fahrrädern passieren, die keine Besitzer*in mehr haben? Mit diesen und vielen weiteren Fragen rund um das Thema „Fahrradleichen“ hat sich das Mobilitätsteam auseinander gesetzt und einen Fahrplan entwickelt.

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Eins von 52 markierten Rädern am Nordcampus.

Wie sieht dieser Fahrplan aus?

Dass Fahrradleichen vom Campus entfernt werden, ist eigentlich nichts Neues. Auch in der Vergangenheit wurden immer mal wieder Fahrräder, die offensichtlich schrott sind, aus den Abstellanlagen entfernt. Wir haben das Verfahren nun aber standardisiert, sicherer und nachvollziehbarer gemacht.

Seit Mitte April inspizieren wir alle Campusbereiche nach verlassenen Fahrrädern. Macht ein Fahrrad den Eindruck, dass es schon lange nicht mehr benutzt wurde, wird es mit einem der gelben Hinweisschilder versehen. Darauf verweisen wir auf die Nutzungsordnung für Fahrradabstellanlagen und bitten darum, das Rad innerhalb von 4 Wochen wieder mitzunehmen. Das Fahrrad bekommt eine Identifikationsnummer und wir nehmen es mit Marke, Rahmennummer, Farbe und Zustand und Foto in eine Datenbank auf.

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Rahmennummern helfen bei der polizeilichen Prüfung.

Diese Informationen werden nun der Polizei zur Überprüfung übermittelt. Wir arbeiten hier eng mit der Ermittlungsgruppe Zweiradkriminalität Braunschweig zusammen. Dies hat Vorteile für beide Seiten. Wir können sicherstellen, dass wir keine gestohlenen Fahrräder vom „Tatort“ entfernen und die Polizei kann das ein oder andere Rad tatsächlich dem Besitzer wieder zuordnen.

Nicht fristgerecht abgeholt? Das passiert…

Sobald die Frist abgelaufen und die polizeiliche Freigabe erfolgt ist, entfernen wir die Räder vom Standort und lagern sie ein. Gesetzlich vorgesehen ist ein Lagerzeitraum von 3 Monaten, zu Corona Zeiten haben wir diesen auf 6 Monate ausgeweitet, da ggf. doch einige Studierende keine Möglichkeit haben, die Fahrräder abzuholen.

In der Datenbank vermerken wir Einlagerungsdatum und -ort. Falls sich also noch eine Besitzer*in meldet, können wir das Fahrrad schnell identifizieren und wieder aushändigen.

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"Fahrradleichen" am Zentralcampus.

Verschrotten oder wiederverwerten?

Die Verschrottung von Rädern, die mit ein paar Handgriffen wieder in einen verkehrssicheren Zustand versetzt werden könnten, ist uns ein Dorn im Auge. Daher planen wir, die Räder, die noch neue Abnehmer*innen finden könnten, zu versteigern und das so erwirtschaftete Geld einem Projekt aus dem Mobilitätsbereich zur Verfügung zu stellen. Räder oder Rahmen, die keine neue Besitzer*in finden, könnten der Fahrradselbsthilfewerkstatt des AStA als Ersatzteillager dienen.

Dürfen wir das? Ja. Solange wir sichergestellt haben, dass wir über mehrere Monate den Besitzer*innen die Möglichkeit gegeben haben, die Räder abzuholen. Darum kommunizieren wir unsere Aktionen auch über unsere Medien, wie Newsletter, Artikel und Stud.IP, so dass wir davon ausgehen können, dass selbst Mitarbeitende und Studierende im Homeoffice oder im Auslandssemester über die Aufräumaktion informiert sind und sich bei uns melden können, sofern sie das Gefühl haben, ihr Rad könnte von der Aktion betroffen sein.

Ist das eine einmalige Aktion?

Nein. In Zukunft wollen wir regelmäßig die vorlesungsfreie Zeit nutzen, um Fahrradleichen zu identifizieren. Die Eigentümer*innen haben jeweils dann am Anfang des Semesters noch die Gelegenheit, ihre Räder mitzunehmen. Wir gehen aber davon aus, dass es bei den kommenden Aufräumaktionen deutlich weniger Arbeit für uns geben wird, da der große Schub an Altlasten mit der derzeitigen Aktion erst einmal weg ist. In unserem ersten Durchlauf haben wir 230 Fahrräder identifiziert, davon wurden bislang 65 Räder abgeholt und zwei polizeilich als gestohlen identifiziert. Der Rest wird ab Mitte Juni für 6 Monate eingelagert.

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Neue Fahrradabstellanlage am Leichtweiß Institut.

Unsere Motivation…

Wir als Mobilitätsteam sind bemüht, das Fahrradfahren an der TU insgesamt attraktiver zu gestalten. Dazu arbeiten wir an Themen wie dem Ausbau des Radwegenetzes, Bike Sharing und auch der Planung von neuen Fahrradabstellanlagen.

Derzeit haben wir ca. 2040 moderne Fahrradständer auf unseren Campusbereichen und weitere 1000 die nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen. In diesem Jahr werden wir zusätzlich 900 Fahrradständer installieren. Das ist eine Investition von 500.000 Euro. Weitere sollen folgen. Wetterschutzeinrichtungen ebenfalls.

Wir finden es unfair, wenn Fahrräder, die offensichtlich nicht mehr nutzbar sind oder nie vom Fleck bewegt werden, über Monate Fahrradständer blockieren. Fahrradständer werden dringend gebraucht. Natürlich befürworten wir aber, dass Mitarbeitende und Studierende ein „Uni-Fahrrad“ für die kleinen Wege zu Vorlesungen, Seminaren und Mensa am Campus stehen haben, falls sie mit dem ÖPNV oder dem Auto zur Uni fahren. Die Verkettung von verschiedenen Verkehrsträgern ist zukunftsgerichtet und wird von uns unterstützt.

In unserer neuen Hausordnung weisen wir nun aber darauf hin, dass unsere Fahrradständer nicht zur privaten Langzeitnutzung gedacht sind, sondern für den täglichen Radbetrieb an der Uni. Also besser das Fahrrad über die Semesterferien mit nach Hause nehmen und es für das nächste Semester wieder fit machen. Das hilft allen und uns in unserem Anliegen, ausreichenden Abstellplatz für Fahrräder zur Verfügung zu stellen.

Unter radentsorgung(at)tu-braunschweig.de können Sie uns erreichen. Ihre Anregungen nehmen wir gern entgegen.

 

Ihr Mobilitätsteam

 

Hausordnung der TU Braunschweig