IGEO | Post aus … Israel

[Abu Aktuelles]

Die Doktorandin Sonja Rigterink berichtet über ihren Aufenthalt in Israel

Sonja Rigterink ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geosysteme und Bioindikation. Als Teil ihres Promotionsvorhabens verbringt sie nun drei Monate an der University of Haifa. In „Post aus …“ berichtet sie von ihren Erlebnissen in Israel.

Hier lebe ich momentan:

Ich wohne zurzeit in Haifa, einer Küstenstadt im Norden Israels, circa 100 Kilometer von Tel Aviv entfernt. Haifa ist mit etwa 290.000 Einwohner*innen die drittgrößte Stadt Israels, nach Jerusalem und Tel Aviv. Einheimische sprechen gern davon, dass in Jerusalem gebetet, in Tel Aviv gefeiert und in Haifa gearbeitet wird – und so ist es auch.

Hier finden sich viele Start-ups und internationale Unternehmen, viele Kulturen leben miteinander und es herrscht immer geschäftiges Treiben. Haifa ist am nördlichen Hang des Karmel-Gebirges erbaut worden, die verschiedenen Stadtteile sind auf insgesamt 400 Höhenmetern terrassenartig angelegt. Im unteren Teil der Stadt am Meer befindet sich die sogenannte „German Colony“, eine deutsche Kolonie der Tempelgesellschaft, die um 1850 in Haifa gegründet wurde. Vom höchsten Punkt der Stadt aus, der Uni, hat man einen tollen Blick auf die Stadt und die angrenzenden Regionen. Bei guter Sicht kann man sogar die libanesische Grenze sehen.

Das mache ich in Haifa:

Ich bin für drei Monate an der University of Haifa und arbeite dort im sogenannten „PetroLab“, dem Labor von Dr. Nicolas Waldmann, an einem Projekt innerhalb meiner Promotion. Ich analysiere Seesedimente aus dem Yemen auf Fossilien von Zuckmückenlarven. Die Larven haben in diesem See innerhalb der letzten tausend Jahre gelebt und ihre Überreste in Form ihrer chitinhaltigen Kopfkapseln hinterlassen. Anhand der Menge und Art dieser Kopfkapseln können wir unter anderem Rückschlüsse auf vergangene Klima- und Umweltveränderungen ziehen.

So wird mein Aufenthalt finanziert:

Mein Aufenthalt in Israel wird über ein Stipendium der University of Haifa finanziert. Das sogenannte „Sandwich“-Programm richtet sich an ausländische Doktorand*innen, die in Israel forschen wollen und hat sich zum Ziel gesetzt, internationale Forschungskooperationen zu fördern.

Darum habe ich mich für einen Auslandsaufenthalt entschieden:

Die israelische Geschichte hat mich schon immer fasziniert und ich wollte gern nähere Einblicke in die jüdische Lebensweise erhalten. Außerdem habe ich die Chance bekommen, durch die (Mit-)arbeit in der neuen Arbeitsgruppe neue Methoden und neue Kolleg*innen kennenzulernen.

Leben vor Ort

So wohne ich in Haifa:

Ich wohne im Wohnheim an der University of Haifa. Meine beiden Mitbewohnerinnen kommen aus Israel und aus der Ukraine, wir sind alle im selben Alter und verstehen uns sehr gut. Dadurch, dass wir mit einer Jüdin zusammenwohnen, lernen wir viel über jüdische Essgewohnheiten, Feiertage und Bräuche. Im Wohnheim ist immer viel los, hier leben vor allem internationale Studierende und Gastwissenschaftler*innen. Die einzelnen Appartements sind in den Hang gebaut, deshalb ist es auch im Hochsommer angenehm kühl. Unter der Woche bietet das Wohnheim einige Kurse und Aktivitäten an, es wird gegrillt und gewandert. Außerdem bekommt man im hauseigenen Supermarkt alles, was man braucht.

Besonders typisch für mein Aufenthaltsland ist:

Das Wetter kann sich vom einen auf den anderen Tag ändern. An der Küste ist es oft bedeckt, windig und kühl. Wenn man dann eine Stunde ins Landesinnere fährt, sind es plötzlich 38 °C und die Sonne scheint erbarmungslos. Das Land ist unfassbar klein, innerhalb weniger Stunden kann man mit der Bahn vom Norden in den Süden fahren, das macht Israel zu einem perfekten Ort für eine Rundreise.
Sicherheit wird in Israel ganz großgeschrieben. Um Bahnhöfe, Malls oder andere öffentliche Gebäude betreten zu können, sind kurze Sicherheitschecks obligatorisch. Sicherheitskräfte gehören zum Straßenbild dazu – genauso wie das Militär. Israel ist das einzige Land, das die Wehrpflicht für Frauen eingeführt hat. Der Wehrdienst für Männer dauert in der Regel drei Jahre, für Frauen zwei. An die Anwesenheit bewaffneter Soldat*innen in der Uni habe ich mich aber schnell gewöhnt.

Das habe ich hier in den ersten drei Tagen gelernt:

Die Israelis sind sehr direkt. Schüchternheit wird nicht gern gesehen. Aber sie sind auch sehr gastfreundlich. Sie haben einen ausgezeichneten Humor und sind sehr offen und kommunikativ!

So habe ich mir am liebsten die Zeit vertrieben:

In den Karmel Mountains kann man wunderbare Wanderungen unternehmen. Da Haifa am Mittelmeer liegt, gibt es viele Strände mit Promenaden, Surfschulen und tolle Bars. Am Wochenende kann es dort ziemlich voll werden, aber unter der Woche lässt sich die Hitze am Strand am besten aushalten. Mit meiner ukrainischen Mitbewohnerin bin ich oft ins Kino gegangen. Internationale Filme werden in Israel nicht synchronisiert, auch ein Grund weshalb die Israelis sehr gut Englisch sprechen. Aufgrund der relativ kurzen Reisewege in Israel lassen sich tolle Sehenswürdigkeiten schnell und bequem erreichen. Direkt bei Haifa liegt Akko, eine alte Kreuzfahrerstadt oder Caesarea, eine antike, römische Hafenstadt.

Die bisher größte Herausforderung während meines Aufenthaltes:

Alle bürokratischen Angelegenheiten waren etwas schwierig – auch die Eröffnung eines Bankkontos. Die Uni berät dabei aber sehr gut und hilft, wenn es Probleme gibt.

Das nehme ich von hier mit nach Hause:

Ich habe mir in einem Schmuckladen in Tel Aviv einen silbernen Anhänger gekauft: eine Chamsa. Dieses handförmige Symbol ist eine Art arabisch/jüdisches Amulett und soll den Träger vor dem „bösen Blick“ beschützen.

Gut zu wissen

Diese landestypischen Speisen sollte man unbedingt probieren: Hummus, Falafel, Shakshuka und Labane. Israel ist bekannt für seine vielfältige vegetarische und vegane Küche. Am besten probiert man alles in Form einer Mezze – eine Art israelische Tapas. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Marktstand der drusischen Frauen aus Usufija, einem Bergdorf im Karmel-Gebirge. Jeden Samstag werden dort traditionell drusische Fladenbrote gebacken und verkauft.

Welches Fettnäpfchen sollte man in Israel vermeiden? Von Freitagabend bis Samstagabend fahren aufgrund des Schabbat kaum Busse und Bahnen. Ausflüge sollte man an diesen Tagen gut planen, ansonsten kann man leicht festsitzen.

Diesen Tipp gebe ich anderen Studierenden, die ins Ausland gehen möchten: Als ich meinen Aufenthalt geplant habe, stand für mich schnell fest, dass ich nicht alleine wohnen möchte, sondern mit anderen zusammen. Das Wohnheim der Uni war die perfekte Lösung. Ich habe schnell Anschluss gefunden und direkt viele, vor allem internationale Bekanntschaften, gemacht. Das ist wichtig, da das Heimweh irgendwann jeden trifft und dann ist es gut, jemanden zum Reden zu haben und sich ablenken zu können.
Speziell für Israel habe ich diese Tipps: Holt euch bei Ankunft am Flughafen Ben Gurion sofort eine israelische SIM Karte. Mobiles Internet ist in Israel super günstig und wird benötigt! Außerdem empfehle ich, dort auch direkt die Rav-Kav Karte zu kaufen. Die benutzt man wie eine Prepaid-Karte und kann damit auch in allen öffentlichen Verkehrsmitteln zahlen.

Pandemie

Diese besonderen Vorkehrungen habe ich im Vorfeld wegen des Corona-Virus getroffen: Bei Ankunft in Israel ist ein PCR-Test am Flughafen obligatorisch. Außerdem musste ich mich in der Zeit, bis ich das negative Testergebnis erhalten habe, in Quarantäne begeben.

Sonja Rigterink ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und promoviert am Institut für Geosysteme und Bioindikation. Als Teil ihres Promotionsvorhabens verbringt sie aktuell drei Monate an der University of Haifa in Israel.

Ein Beitrag aus dem MAGAZIN der TU Braunschweig