IAD | Kathrin Krones gewinnt den Helmut Rhode Förderpreis in der Kategorie Erzählendes und analysierendes Zeichnen!

[Arch Wettbewerbe, Arch Aktuelles]

Die Jury schreibt: "Die Zeichnungen von Kathrin Krones zu einer imaginären vertikalen Stadt formulieren in Form einer sehr anschaulichen, grafischen Erzählung eine eigene Welt, eine Utopie. Die Assemblage von verschiedenen gestapelten Architekturversatzstücken führt den Betrachter in einen komplexen Mikrokosmos von Orten. Gerade durch die Darstellung in Form einer filigranen Federskizze sagt dieser genug, um die Referenz erahnen zu lassen, lässt ihm aber Raum, um darüber hinaus frei eigenen Imaginationen und Fantasien zu folgen. Man meint, in den Prozess der Entstehung der Zeichnungen hineingezogen zu werden. Es erschließt sich dem Betrachter in bildlich bezaubernder Weise die Skizze als ein genuines Medium der poetischen Erzählung."

Wir gratulieren herzlich!

Die ganze Meldung finden Sie hier: https://rkw.plus/de/nachwuchsfoerderung-beitrag/helmut-rhode-foerderpreis-2019/#

Gedanken zur Stadt und dem, was sie zukünftig ausmacht.

Im Rahmen des experimentellen Entwurfes im Sommersemester 2019 am Institut für Entwerfen und Raumkomposition entstand eine vollständig handgezeichnete Arbeit, die sich mit Elementen der Stadt beschäftigte, mit bereits existierenden Stadtvisionen und Utopien von vorausschauenden Köpfen wie Buckminster Fuller, Corbusier, Cedric Price, Soleri, Yona Friedman, Ebenezer Howard, Frank Lloyd Wright, Jane Jacobs und Christopher Alexander, und sich die Frage stellte, wie die Struktur der Stadt sowie die Stadt selbst in Zukunft aussehen könnte. So entstanden in vier Monaten in einem Prozess voller Kopfzerbrechen mehr als 48 Zeichnungen, davon 22 Abgabezeichnungen, einschließlich eines 3, 65m langen Schnittes durch die Stadtstruktur und weitere zahlreiche Vorskizzen.

 

„A Citie is a perfect and absolute assembly or communion of many Townes

or streets in one.“ (Aristotle’s Politics)

 

„Dhaka in Bangladesch weist 2018 eine geschätzte Bevölkerungsdichte von rund 47.400 Einwohnern pro Quadratkilometer auf. Somit liegt Dhaka auf Platz 1 des Rankings der 10 Städte mit der höchsten Bevölkerungsdichte weltweit.“

Städte wachsen. Schon seit der Industrialisierung breiten sie sich stetig aus und verschlucken den ländlichen Raum. Sie werden in Zukunft weiter wachsen, horizontal wie vertikal und urbaner Raum wird noch dichter werden. Bald so dicht, dass nicht eindeutig ist, ob Lebensqualität im städtischen Raum noch vorhanden sein wird. Planer werden feststellen, dass diese Entwicklung nicht mehr zu stoppen ist und in ferner Zukunft wird die Stadt den ländlichen Raum möglicherweise gänzlich verdrängt haben.

Der ganze Planet wird dann Stadt sein. Die Welt ist Stadt.

 

Architekten und Stadtplaner werden vor eine Herausforderung gestellt. Denn es muss eine architektonische Lösung für einen immer dichter werdenden Lebensraum entwickelt werden, mit Rück- und Ausblicken. Alte und neue Stadtstrukturen müssen überlagert und vereint werden und schließlich in einer größeren Ordnung resultieren. Wenn Städte langsam verschmelzen und Grenzen verschwinden, werden Stadtsysteme aufeinander treffen. Vielleicht ist ein „übergeordnetes System“ die Lösung, vielleicht ist die Lösung ein Raster, das sich über den gesamten Erdball ziehen wird und hier und da die Richtung wechselt, um sich mit älteren Systemen verflechten zu können. Und möglicherweise stecken in dieser Ordnung sehr große Strukturen, die sich architektonisch unterschiedlich artikulieren und in denen sich die Stadt unaufhaltsam vertikal erweitert, wodurch, auch durch technologischen Fortschritt, immer neue Ebenen der Stadt entstehen.

Es wird Städte innerhalb einer Weltstadt geben, Stadt innerhalb von Stadt.

 

Durch die enorme Höhe der Architekturen gewinnt der Raum zwischen ihnen besondere Bedeutung und soll als Bindeglied aktiver Raum des Austausches und der Kommunikation sein.

 

Eine Stadt besteht aus vielen Elementen und Funktionsbereichen, aus Straßen, Fuß- und Fahrradwegen, Grünflächen, Landschaft, Gebäuden, dem Lebensmittelgeschäft an der Ecke, Plätzen, den ruhige Hinterseiten, in Nachbarschaften und Stadtteilen, Wohnviertel, Industriegebiete, Knoten der Aktivität und Aktivitätsnischen, ...

So wurden während des Entwurfsprozesses städtische Elemente und Funktionsbereiche herausgenommen, in eine Art Typologie vereinfacht und vertikal neu gedacht. Hierbei entwickelten sich sieben unterschiedliche Typen: Das Kollektiv (siehe Z.5), der Umschlagplatz, das Unternehmenszentrum, das Vertikale Grün (siehe Z.4), das Industriegebiet (siehe Z.2,3), die Vorstadt und die Landwirtschaft.

 

Vertikales Grün:

Erholungsflächen für die Bewohner der Stadt sind in dieser Struktur vorhanden.

In einer vertikalen Stadt zieht sich auch der Grünraum zwischen den Stadtbezirken Richtung Himmel in die Höhe. Dieser Park ist von allen Bewohnern der Stadt rund um die Uhr nutzbar und es finden regelmäßig kostenlose Veranstaltungen für die Gemeinschaft statt. Hier treffen sich alle und dürfen gemeinsam vielfältige Angebote genießen. Das Freibad mit Strandbar und Minigolf, das Freilufttheater, die Boulderwand, Sportangebote wie Volleyball, Basketball, Fußball sowie öffentliche Plätze mit Brunnen und Möglichkeiten für nachmittägliches Schachspiel laden zu entspannten Stunden ein. Die saftgrünen Wiesen mit wohlgeformten Hügeln, Bäumen und traumhaften Wäldern verleiten zu romantischen Spaziergängen. (siehe Z.4)

 

Das Kollektiv:

Hier leben jene, die sich in allen Lebensbereichen frei entfalten wollen.

Architektonisch ist in dieser Struktur auf den ersten Blick kein System zu erkennen. Es ergibt sich ein scheinbar chaotisches Wohnviertel mit allen Funktionen, die zum Leben benötigt werden. Die Bewohner haben bei der Gestaltung ihres Wohnraums keine Regeln einzuhalten, außer die der Rücksichtnahme. Gemeinschaftliche Flächen und Installationen entstehen spontan und von alleine, da die Menschen ihr räumliches Umfeld in vereinigtem Bestreben selbst formen wollen. (siehe Z.5)

 

Industrie:

Hier werden alle Güter hergestellt, die die Stadt benötigt.

Auf gigantischen Plattformen befinden sich die Produktionsstätten der Stadt, angedockt an linearen Konstruktionen mit zahlreichen aneinandergereihten Aufzugsschächten, deren Ende nicht auszumachen ist. Von hier gelangen Arbeiter, Rohstoffe und Materialien in riesige Industriehallen, in denen sie in Produktionsprozessen von A bis Z ihren Platz einnehmen.

Die produzierten Güter werden anschließend abtransportiert und in die Bezirke geleitet. Landestationen für Megafluggeräte ermöglichen Großstransporte, während Drohnen die Verteilung kleinerer Güter zur Aufgabe haben. (siehe Z.2,3)

 

Le Corbusier: „Ein Wolkenkratzer ist ein in die Höhe gebautes Stadtviertel.“

 

Dieser experimentelle Entwurf ist kein klassischer Entwurf. Er verfolgt einen abstrakten und theoretischen Ansatz, die Vision einer Stadt in ungewisser Zukunft. Vielleicht ist sie Ausgangspunkt für weitere und konkretere Gedanken zur Stadt und dem, was sie zukünftig ausmacht.